Bad Kissinger sind am häufigsten krank
Autor: Carmen Schmitt
Bad Kissingen, Mittwoch, 25. Juni 2014
Nirgends in Bayern waren DAK-Versicherte im vergangenen Jahr so krank wie in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Der Gesundheitsreport der DAK zeigt außerdem, wo Unternehmen ansetzen können, um bayerische Eltern zufriedener zu machen.
Eine Studie der Krankenkasse DAK Gesundheit ergab: In ganz Bayern waren Berufstätige aus den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön Grabfeld 2013 am meisten krank. Grundlage für die Untersuchung waren 9000 DAK-versicherte Arbeitnehmer. Statistisch gesehen waren 378 von ihnen an jedem Tag des vergangenen Jahres krankgeschrieben.
Am häufigsten blieben die Leute wegen Rückenbeschwerden zu Hause. Schon im Vorjahr machten solche Probleme die Hauptursache der Fehltage aus. "Psychische Erkrankungen steigen seit einigen Jahren an", sagt Markus Körner, Unterfranken-Chef der DAK Gesundheit. Ein bayernweiter Trend. Sabine Dittmar, Bundestagsabgeordnete und Mitglied des Gesundheitsausschusses, erklärt sich den Zuwachs mit der "zunehmenden Belastung, generell, nicht nur am Arbeitsplatz". "Außerdem werden psychische Krankheiten von den Ärzten heute eher diagnostiziert, weil sie einen Blick darauf haben und so etwas wie Bauchschmerzen nicht einfach abtun."
Warum der Krankenstand gerade in Bad Kissingen so hoch ist, kann sich Markus Körner nicht zweifelsfrei erklären. Zu Rückenschmerzen neigen zwar speziell Menschen in Gesundheitsberufen, von denen es im Landkreis reichlich gibt. Doch ein Branchenvergleich habe ergeben, dass die meisten Kranken aus der Banken- und der Versicherungsbranche stammen, erklärt der Regionalleiter.
Mehr psychische Krankheiten
Noch sind psychische Krankheiten auf Platz vier der Krankheitsliste. Hinter Verletzungen und Atemwegserkrankungen wie Grippe oder Bronchitis. Letztere haben von 2012 auf 2013 um ein Drittel zugenommen und waren der Grund für jeden sechsten Fehltag in beiden Landkreisen.
Fast die Hälfte aller Fehltage verursachten im vergangenen Jahr Langzeitkranke, also Menschen, die mehr als 43 Tage im Jahr krankgeschrieben waren. Am häufigsten waren die Arbeitnehmer bis zu drei Tage krank. "Die ganz kurzen Arbeitsunfähigkeiten sind nicht zu unterschätzen. Sie belasten die Abläufe in den Unternehmen am meisten. Aber je länger eine Krankheit dauert, desto schwieriger wird es, denjenigen wieder einzugliedern", sagt Markus Körner.
Generation unter Druck
Ein Hauptaugenmerk legte die Krankenkasse bei ihrer Untersuchung auf die Altersgruppe der 25- bis 40-Jährigen. 3000 nahmen an einer bundesweiten Umfrage der Kasse teil. Die wollte herausfinden, welchen Herausforderungen und Problemen sich diese Menschen gegenübergestellt sehen und welchen Einfluss diese Probleme auf ihre Gesundheit nehmen. Familie, Job, Selbstverwirklichung: Während dieser Altersspanne versuchen die Menschen recht viel unter einen Hut zu bekommen.
Langfristige Folgen
Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass sie zwar im Moment alles noch ohne gesundheitliche Einbußen bewältigen. Langfristig legen sie mit dem hohen Druck aber den Grundstein für chronische Krankheiten. Schon jetzt sind in Bayern vier von zehn Arbeitnehmern dieser Altersgruppe wegen Rückenbeschwerden in Behandlung. Die geistige Belastung liegt noch höher.
Erwerbstätige Eltern sind wohl nicht mehr oder weniger gestresst als ihre kinderlosen Altersgenossen. Dafür kommen bei den Eltern Schlaf, Bewegung und Ernährung oft zu kurz, was sich negativ auf deren Gesundheit auswirken kann. Um Familie und Beruf besser zu vereinbaren, wünschen sich die meisten bayerischen Eltern von ihren Arbeitgebern Teilzeit zu arbeiten. Eine Gleitzeit-Vereinbarung käme sechs von zehn Eltern entgegen. Bisher können aber nur 45 Prozent auf solche Angebote zurückgreifen. Auch was die Kinderbetreuung innerhalb der Betriebe angeht, gäbe es noch "Nachholbedarf", meint Markus Körner. Er versteht den Gesundheitsreport als Botschaft für Firmenleiter: "Aus diesen Infos können Arbeitgeber erkennen, wo sie ansetzen können."
Markus Körner appelliert an die Vernunft der Menschen: "Die Leute sollten auf sich und ihren Körper hören." Dazu zähle auch, gelegentlich zu verzichten und geduldig zu sein. "Ich weiß was für mich gut ist. Man muss die Signale ernst nehmen. Jeder ist für seine eigene Gesundheit selbst verantwortlich.