Bad Kissinger Rosengarten: Testbetrieb bis in den Winter
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Dienstag, 08. November 2016
Gastgebern und Gästen sind Wasserspiele und Beamershow zu kurz und zu selten zu sehen. Mit Kommentar.
Sindy Helms, Köchin im Café am Rosengarten, bringt es auf den Punkt: "Den einen gefällt's, den anderen nicht", kommentiert sie den neuen Springbrunnen im Rosengarten, und: "Viele haben sich da was anderes drunter vorgestellt." Ärgerlich sei, dass schon Shows ausgefallen seien, obwohl die Ludwigsbrücke voll stand. Auf die Gästezahlen ihres Cafés wirke sich die neue Attraktion kaum aus, weil es bereits um 18 Uhr schließt.
Urlauberin Rosemarie Wenzel (Bild rechts unten) aus Herford bei Bielefeld kannte den Brunnen schon vor ihrem Besuch: Er gehört für sie zu Bad Kissingen. Von den Musik- und Wasserspielen war sie aber eher enttäuscht: "Ich wollte das eigentlich filmen, aber bis ich meine Kamera rausgeholt habe, war alles schon wieder vorbei."
"Man steht irgendwo im Rosengarten, hört die Musik und läuft zum Brunnen. Bis man da ist, ist alles schon wieder rum", sagt auch Petra Markert aus Bad Kissingen, die mit Bekannten aus Regensburg unterwegs ist. Bis jetzt habe sie noch nie eines der Musik- und Wasserspiele oder die Beamershow gesehen, berichtet sie enttäuscht.
"Derzeit läuft noch immer die Testphase, im Hintergrund erfolgen weitere technische Arbeiten", teilt die Staatsbad GmbH auf Anfrage zum Springbrunnen mit. Deshalb könne es in Ausnahmefällen zu Störungen kommen: Seit der Inbetriebnahme zum Rakoczy-Fest sei die Beamer-Show allerdings nur zwei Mal ausgefallen: Einmal wegen Reinigungsarbeiten und einmal wegen des Ausfalls eines Servers.
Erste Anlage in ganz Deutschland
Die Testphase sei nötig, da es keinerlei Erfahrungswerte im dauerhaften Betrieb gebe und es sich um die erste Anlage dieser Art deutschlandweit handle.
"Die Testphase läuft bis auf weiteres, mindestens bis Ende des Jahres, längstens bis alle noch durchzuführenden Arbeiten abgeschlossen sind und ein regelmäßiger, störungsfreier Betrieb gewährleistet werden kann", betont die Staatsbad GmbH. Zudem würden Daten über Unterhaltskosten, Lichtspiele oder Lautsprecher gesammelt. Die Staatsbad GmbH schätzt die Zahl der Besucher bei Beamer-Shows zwischen 100 und 300. "Wir erhalten begeisterte Resonanzen. Viele filmen und fotografieren mit Smartphones. Zum Schluss gibt es immer begeisterten Applaus", berichtet die Staatsbad GmbH. Bei allen Fragen zu Bau und Wartung wird an die Stadt verwiesen.
"Früher war der Brunnen von Oktober bis Ostern außer Betrieb", verweist Thomas Hornung von der Tiefbauabteilung auf eine wichtige Neuerung durch den Neubau: Jetzt müssten lediglich Beleuchtung und Benebelung ausgebaut werden, Fächerfontäne und Watershield dagegen können frostsicher eingepackt werden. "Wir wollen den Brunnen möglichst lange laufen lassen", nennt Hornung als Ziel. Auch der Beamer bleibe ganzjährig in Betrieb.
Deutlich verbessert habe sich auch bereits der anfängliche Wartungsaufwand: Wegen Ausschwemmungen am Beton musste der pH-Wert des Wassers ständig per Hand gemessen und reguliert werden. "In ein paar Monaten geht das alles automatisch", kündigt Hornung an. Danach würden Stadt und Staatsbad GmbH das endgültige Programm festlegen: "Da nehmen wir auch gerne noch Anregungen der Bürger auf."
"Erst nach Abschluss der Testphase kann offensiver vermarktet werden, sobald ein dauerhaft sichergestellter Betrieb gewährleistet werden kann", kündigt die Staatsbad GmbH an. Die Beamer-Show läuft vorerst bis März jeden Samstag und Mittwoch um 20 Uhr. Die Wasserspiele sind um 9, 12, 15, 18 und 21 Uhr zu sehen und hören.
Häufiger und früher?
"Das ist für uns eher eine ungünstige Zeit", sagt Andrea Jetten von der Marketing-Abteilung des Hotels Sonnenhügel zu den beiden Beamershows pro Woche um 20 Uhr. Häufiger und vor dem Abendessen, also im Winter vor 18 Uhr, würde sie sich die Vorführungen wünschen.
Zudem bräuchte das Hotel verlässliche Zeitangaben für das gesamte Jahr 2017, um in die Vermarktung gehen zu können. Allerdings bleibt die Marketing-Abteilung realistisch: "Der Brunnen wäre wohl nicht Reiseanlass, aber ein willkommener Programmpunkt."Dazu ein Kommentar von Redakteur Ralf Ruppert:
Rennwagen im ersten Gang
Es ist November und der markante Wasserfächer am Regentenbau plätschert noch munter vor sich hin. Das ist einer der vielen Vorteile der großen Investition in den Rosengarten. Schnell vergessen sind da die Zeiten, in denen das unansehnliche Becken von Oktober bis Ostern leer vor sich hindümpelte.
Trotzdem wäre eigentlich noch viel mehr drin! Bad Kissingen hat sich eine in Deutschland einzigartige Technik geleistet. Vor allem die faszinierende Beamer-Projektion auf eine Wand aus Millionen Wassertröpfchen könnte ohne großen Aufwand deutlich öfter laufen. Die Wasserspiele tagsüber schallen zwar viel zu laut durch die Stadt, sind aber gleichzeitig viel zu kurz. Dass es bisher nur eine Beamer-Show und zwei verschiedene Songs tagsüber gibt, ist eine vertane Chance: Da wird eine Hochleistungsmaschine im Spargang gefahren.