Sieben Vereinsmitglieder arbeiten zusammen, um das traditionelle Verkehrsmittel in jedem Jahr wieder auf die Fahrt zwischen Bad Kissingen und Bad Bocklet zu schicken.
Mit dem Lied "Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus", gespielt von der Postkapelle Bad Kissingen, haben die Organisatoren die Bad Kissinger Postkutsche in ihre 76. Saison auf die Fahrt nach Bad Bocklet geschickt. Trotz oder gerade wegen des traditionellen Wunsches "Rad- und Deichselbruch" an Kutscherin Yvonne Körner und Postillon Horst Stiller erlebten die Ehrengäste eine sorglose Frühlingsfahrt durch grüne Wiesen, zumal der kirchliche Schutz durch Generalvikar Thomas Keßler gegeben war.
Gekonnt hatte Keßler nach Bürgermeister Anton Schick und Kurdirektor Frank Oette die Kutsche vor dem Regentenbau bestiegen. Vielleicht hätte es dem Kirchenmanager als begeistertem Reiter und Kutschfahrer ganz vorn auf dem Kutschbock besser gefallen, doch ließ sich Yvonne Körner die Zügel nicht aus der Hand nehmen. Seit 2011 sitzt sie donnerstags bis sonntags, meistens mit Freundin Stephanie Seufert als Postillon, auf dem Bock der einzigen noch regelmäßig verkehrenden Kutsche der Deutschen Post.
Vom Typ "Berliner Coupé" "Alles ist fit", meldete ihr Ehemann und Kutschhalter Hans Körner vor Abfahrt den Zustand von Kutsche und Pferden. Während die Braunen nur zwischen sieben und 14 Jahren alt sind, fährt der originalgetreue Kutschennachbau des Typs "Berliner Coupé", der 1967 die erste Kutsche von 1939 abgelöst hatte, schon fast 50 Jahre zwischen beiden Bädern hin und her. "So um die 170 000 Kilometer werden es jetzt insgesamt sein", schätzte Werner Scheller, Vorsitzender des Vereins Freunde der Postkutsche, die bisherige Streckenleistung.
Beliebtes Fotomotiv Scheller lobte die Zusammenarbeit der Vereinsmitglieder Deutsche Post, Stadt und Landkreis Bad Kissingen, Markt Bad Bocklet, Bezirk Unterfranken, Bayerische Staatsbad Bad Kissingen GmbH und Staatsbad und Touristik Bad Bocklet GmbH, ohne deren finanzielle Unterstützung es das "beliebteste Fotomotiv Bad Kissingens" und das mit 95 Prozent "bestausgelastete Verkehrsmittel Deutschland", so Vereinsgeschäftsführer Wolfgang Wimmel, nicht mehr geben würde. Scheller ging auch auf das "freundschaftliche Verhältnis" mit Kutschhalter Hans Körner und dessen Ehefrau Yvonne ein. "Das ist nicht selbstverständlich." Immerhin betreibt Körner den Kutschdienst seit 1988 und erlitt 2010 sogar lebensgefährliche Verletzungen bei einem Sturz von der Kutsche. Kurzerhand übernahm seine Ehefrau den regelmäßigen Dienst auf dem Bock.
Nach einstündiger Fahrt traf der Vierspänner mit Hornklang in Bad Bocklet ein, wo 2. Bürgermeister Andreas Sandwall mit den Historischen und stellvertretendem Landrat Emil Müller die Reisenden erwartete. Im Festzug ging es, angeführt von der Bockleter Blaskapelle unter Leitung von Arno Holzheimer, die Hauptstraße zum Restaurant Laudensack. Nach einer Stärkung startete die Postkutsche zu ihrer Rückfahrt.
Die Abfahrtszeiten Die Postkutsche fährt vom Mai bis Oktober ab Bad Kissingen jeweils freitags und sonntags nach Bad Bocklet, donnerstags und samstags zum Schloss Aschach. Abfahrt ist am Hotel Wyndham Garden, Bismarckstraße 8, um 14 Uhr, Rückkehr etwa 17.30 Uhr. Karten gibt es in den Tourist-Informationen Bad Kissingen und Bad Bocklet. Sonderfahrten sind direkt bei Postillon Hans Körner buchbar, Mobil: 0171/ 333 6769.