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Bad Kissinger Katharinenstift schließt zum 29. Februar


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Montag, 11. Januar 2016

Das Pflegeheim in der Friedrich-List-Straße ist seit Jahren nicht ausgelastet, deshalb zieht das Diakonische Werk nun die Konsequenzen. Die Verhandlungen zur Nachnutzung laufen. Angehörige von Bewohnern sind enttäuscht.
Pfarrer Jochen Keßler-Rosa, Vorstand des Diakonischen Werkes Schweinfurt, verkündete am Montag die Schließung des Katharinenstifts. Foto: Ralf Ruppert


Es war abzusehen, aber trotzdem wurden Bewohner, Angehörige und Belegschaft des Pflegeheims Katharinenstift in der Friedrich-List-Straße gestern von der Nachricht überrascht: Das Heim mit 56 Plätzen schließt zum 29. Februar. "Die Einrichtung ist seit Jahren nicht ausgelastet", sagte Pfarrer Jochen Keßler-Rosa, Vorstand des Diakonischen Werkes Schweinfurt, zur Begründung.

Dabei ist das Gebäude mit einem herrlichen Ausblick auf den Flugplatz erst 1995 gebaut worden. Aber: "Wir haben einfach zu viele Doppelzimmer", beschreibt Keßler-Rosa einen Teil des Problems, und: "Wir können nicht umbauen, wenn wir die Nachfrage nicht haben."
Gründe für die Schließung gibt es weitere: Keßler-Rosa zählt das dauerhaft hohe Defizit des Hauses wegen längerer Unterbelegung und das deutliche Überangebot an Pflegeplätzen in der Region Bad Kissingen auf. Gerade einmal 25 der 56 Plätze sind aktuell belegt, davon einige in Kurzzeitpflege. Aber auch die neuen Heime wie zuletzt in Oberthulba und Bad Bocklet machten die Lage schwieriger. Das Diakonische Werk sorgte mit einem Heim in Oerlenbach sogar selbst für Konkurrenz.
Für die Bewohner will das Diakonische Werk sorgen: "Allen Bewohnerinnen und Bewohnern werden alternative Möglichkeiten angeboten, denn die Diakonie unterhält selbst zahlreiche andere Pflegeheime, so zum Beispiel das Theresienstift in Bad Kissingen und das Seniorenhaus Kramerswiesen in Oerlenbach. Da in der Region durchaus Pflegeplätze frei sind, gibt es auch noch andere Wahlmöglichkeiten", sagt Pfarrer Keßler-Rosa.
Das sehen Betroffene anders: "Ich habe alle Heime in Bad Kissingen angerufen, es gibt keine Zimmer", berichtet etwa Christine Roth, deren 90-jährige Mutter seit acht Jahren im Katharinenstift lebt. Per Fax wurde Christine Roth am Montag informiert. In Oerlenbach seien tatsächlich Plätze frei, weil Roth jedoch seit mehr als 30 Jahren in Zürich wohnt, will sie sich mit dieser Lösung aber nicht abfinden. "Ich komme immer für mehrere Tage nach Bad Kissingen und wohne dort in einem Hotel, da kann ich doch nicht nach Oerlenbach raus fahren."


Bis zu acht Monate Wartezeit

Sieben bis acht Monate Wartezeit seien ihr in anderen Heimen genannt worden. Umso mehr wundert sie sich, dass das Katharinenstift seit Jahren so schlecht belegt war und die Angehörigen erst so spät unterrichtet wurden: "Das sind gerade einmal sechs Wochen, und dann ist nicht einmal geklärt, wie der Umzug laufen soll." Christine Roth ist enttäuscht: "Man wird in der Luft hängen lassen."
Von der Schließung betroffen sind auch 30 Mitarbeiter, die sich 16 Vollzeitstellen in Pflege, Betreuung und Hauswirtschaft teilen. "Den Mitarbeitenden, die überwiegend in Teilzeit beschäftigt sind, wird die Diakonie Angebote zur weiteren Beschäftigung machen, so dass es keine Kündigungen geben muss", betont Keßler-Rosa.
Nicht betroffen von dieser Entscheidung ist das benachbarte Senioren-Wohnheim der Diakonie mit 45 Wohnungen. "Es wird keine Beeinträchtigungen geben, da auch bisher schon die Leistungen ambulant und individuell erbracht worden sind." Es handle sich im Prinzip um ein barrierefreies Mietshaus, bei dem Essen und ambulante Pflege dazu buchbar seien.
Die Immobilie selbst solle weiter genutzt werden, betont Keßler-Rosa. Konkrete Gespräche mit der öffentlichen Hand und anderen Verbänden haben bereits stattgefunden. "Es wird nicht lange leer stehen", ist sich Keßler-Rosa sicher.
"Eine solche Schließung sieht man immer mit Sorge", kommentiert OB Kay Blankenburg die Entscheidung der Diakonie, hat aber auch Verständnis: "Die Lage ist leider nicht die Beste." Insgesamt habe die Stadt aber im Pflegebereich ein "sehr, sehr ordentliches Angebot".

Träger Das Pflegeheim Katharinenstift wurde in Trägerschaft des 2012 aufgelösten Diakonischen Werkes Bad Kissingen 1995 erbaut und 2004 erweitert. Seit 2012 gehört es zum Diakonischen Werk Schweinfurt, dem zentralen diakonischen Trägerverein im Dekanat Schweinfurt, zu dem auch die Region Bad Kissingen gehört.

Diakonie Zum Diakonischen Werk Schweinfurt gehören neben dem Theresienstift auch die Diakoniestation Bad Kissingen, der Sozialpsychiatrische Dienst mit Tagesstätte und Betreutem Wohnen Bad Kissingen, die Schwangerenberatung sowie zahlreiche weiteren soziale diakonische Dienste und Einrichtungen. Der Trägerverein beschäftigt insgesamt rund 600 Mitarbeitende bei einem Jahresumsatz von rund 26 Millionen Euro. Zum Trägerverbund gehören weitere diakonische Vereine, wie "Haus Marienthal" (Träger des Sinnbergkindergartens) und der Diakonieverein Lauertal.