Druckartikel: Bad Kissinger Begegnungs-Platz wartet auf seine Entdeckung

Bad Kissinger Begegnungs-Platz wartet auf seine Entdeckung


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Kissingen, Sonntag, 30. August 2015

Das Interesse am Picknick auf dem Begegnungsplatz Nord-Ost war nur begrenzt. Dabei bietet das Areal alles, was man für einen Urlaub zu Hause oder einfach ein schönes, entspanntes Wochenende braucht.
Kleiner Festakt: Steinmetz Bruno Brand enthüllt gemeinsam mit seiner Frau den von ihm gestifteten Felsblock, rechts im Bild Bad Kissingens Zweiter Bürgermeister Anton Schick. Fotos: Sigismund von Dobschütz


Bei schönstem Sommerwetter hatten am Samstagnachmittag der Bürgerkreis Nord-Ost und Quartiersmanagerin Sina Bretscher zu einem offenen Picknick auf den Begegnungsplatz Nord-Ost geladen. Jeder durfte kommen, Essbares sollte mitgebracht werden. Höhepunkt war die offizielle Enthüllung des vom Steinmetzbetrieb Bruno Brand gestifteten Felssteines, an dem die neue Namenstafel angebracht ist.
Der an der Ecke Schurzstraße / Johann-Philipp-Geigel-Straße schon vor

zwei Jahren in Betrieb genommene Begegnungsplatz Nord-Ost ist entsprechend dieser Felsbeschriftung als "Treffpunkt für Menschen jeden Alters" gedacht. Boule-Bahn, Freilandschach und Tischtennisplatte sind zum Spielen, Tische und Bänke zum Verweilen bestimmt. Jeder darf sich jederzeit eingeladen fühlen, vor allem aber die Bewohner der Henneberg-Siedlung.


Die Nutzung wird zunehmen

Doch selbst auf ausdrückliche Einladung zum Picknick am Samstag war auch nach zwei Stunden die Gästeschar mit knapp 30 Erwachsenen und Kindern noch überschaubar, zumal die meisten Gäste dem Bürgerkreis angehörten oder zu deren Familie. Nur wenige Bewohner der Wohnsiedlung hatten die offene Begegnung gewagt. Dafür nutzten ein paar jugendliche Flüchtlinge aus Afghanistan, Tunesien und Syrien, die täglich diese grüne Ecke gegenüber ihrer Unterkunft im AFZ-Campus genießen, die freundliche Einladung zur Kontaktaufnahme und zum Tischtennis.


Ideal für Familien

"Am Anfang braucht es eben etwas länger", versuchte Sina Bretscher eine Erklärung für das Ausbleiben der erhofften Besucherschar zu finden. Hat das Interesse an Geselligkeit in der heutigen Gesellschaft abgenommen? Scheuen sich viele Neubürger vor einem persönlichen Treffen , zumal wenn sie Zuwanderer aus anderen Sprach- und Kulturkreisen sind?
"Die Nutzung wird zunehmen", verweist die Quartiersmanagerin auf die neuen Nachbarn in den kürzlich sanierten, bunten Wohnhäusern in der Pfalzstraße und dem noch in Bau befindlichen Wohnpark "Prinzregent Luitpold" in der Nähe. Da ist sie ganz optimistisch.
Über mangelnde Akzeptanz des Begegnungsplatzes klagt Nachbar Helmut Streit. Täglich blickt er von seinem Balkon direkt hinunter und wünscht sich mehr Leben. Er selbst hatte zu einem Treffen Ende Juli eingeladen, "an einem Freitag um 17 Uhr". Frustriert meldete er später auf Facebook: "Der Helmut war da ... Sonne und leichter Wind waren da ... Bier und Knabbereien waren da ... Tischtennis- und Boccia- Utensilien waren da. Nur die erwarteten Gäste kamen trotz Zusage nicht."
Streit kann es sich einfach nicht erklären. Dabei könnten Eltern und Großeltern wunderbar auf dem Platz zusammenkommen, während die Kleinen gegenüber auf dem durch Zaun gesicherten Spielplatz toben.


Ausrüstung auszuleihen

Der Bürgerkreis versucht, was er kann. "Zwei Mal im Monat kommen wir hier zum Boule-Spielen", sagt Bürgerkreis-Mitglied Erwin Gessner. "Alle Nachbarn sind zum Mitmachen eingeladen." Doch auch unabhängig von diesem Termin kann natürlich jeder sich im AFZ-Campus den Schlüssel holen, um sich die Ausrüstung für Schach, Boule oder Tischtennis auszuleihen. Hin und wieder nutzen Firmenmitarbeiter aus dem Gewerbegebiet die grüne Oase in der Mittagspause.
Zweiter Bürgermeister Anton Schick sieht den Begegnungsplatz jedenfalls als Chance, "diesen bunten Mix an Menschen" - Altbürger, Neubürger, Zuwanderer und Flüchtlinge - "langsam zu vernetzen". Er dankte dem Bürgerkreis für das gezeigte Engagement, aber auch der Quartiersmanagerin und Stadtplaner Wolfgang Russ für Einsatz und Beharrlichkeit, "die im Stadtrat nicht immer ein offenes Ohr fanden". Grund seien die begrenzten Finanzmittel der Stadt: "Ohne die Fördermittel aus dem Programm ,Soziale Stadt' wäre dieser Platz gar nicht möglich geworden."
Die Gäste des offenen Picknicks genossen jedenfalls die Gelegenheit zum nachbarschaftlichen Gespräch. Manche saßen auf ihrer Picknick-Decke und ließen sich ihre selbst mitgebrachten Leckereien schmecken. Beim Freiluftschaft versuchte der Sohn die Mutter Schachmatt zu setzen. Andere standen in Grüppchen und tauschten den neuesten Klatsch und Tratsch aus. "War heute supernett", meldete sich später Renate Balmberger mit Fotos auf Facebook. "Hat sich gelohnt: War wieder mal in meiner alten Heimat, der Apachensiedlung."