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Bad Kissinger Abiturienten verabschiedet


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Kissingen, Sonntag, 26. Juni 2016

Die 120 Abiturienten des Jack-Steinberger-Gymnasiums trafen sich am Freitag ein letztes Mal im Schulhof zur Übergabe ihres Reifezeugnisses.
Die Jahrgangsbeste Kira Schachenmayer (rechts) wurde von der Fördervereinsvorsitzenden Gudrun Heil-Franke mit dem Jack-Steinberger-Preis und erhielt handschriftliche Glückwünsche des 95-jährigen Namensgebers.  Foto: Sigismund von Dobschütz


Eingeleitet wurde die Veranstaltung von anerkennenden Grußworten von Landrat Thomas Bold und Oberbürgermeister Kay Blankenburg, umrahmt von Darbietungen einiger Schulband-Musiker.

Abitur bedeute in seiner Übersetzung "Weggang" begann Oberstufen-Koordinator Stefan Michel seine Abschiedsrede. Es sei der Schritt in die Selbständigkeit, wandte er sich an seine "Fast-Ex-Schüler", die adrett gekleidet im Beisein von Angehörigen zur letzten Schulstunde ihres Lebens zusammengekommen waren. Mit einer Zeugnisnote könne die persönliche Reife eines Abiturienten allerdings nur teilweise beurteilt werden, gestand der Pädagoge. Viele außerschulische Leistungen hätten zum Reifeprozess beigetragen, die nicht in der Note berücksichtigt seien.

Ohnehin sei es für Lehrer schwierig, richtige Prognosen zu stellen, was Michel an Beispielen deutlich machte: So habe einer der Schüler nach der siebten Klasse vom Gymnasium in die Realschule gewechselt, sei dann doch zurückgekommen und habe nun ein Einser-Abitur abgelegt. Andere Schülerinnen hätten ihren Weg über die Mittelschule bis zum Abitur gemacht.


In die "Einführungsklasse"

Eine von ihnen ist Vanessa Chili (19), die zunächst die Hauptschule in Maßbach bis zur achten Klasse besuchte und dann auf die Mittelschule in Münnerstadt wechselte. Dort machte sie nach der zehnten Klasse ihren Mittleren Bildungsabschluss. Inzwischen hatte sie von der Möglichkeit gehört, in einer speziellen "Einführungsklasse" für ehemalige Mittel- und Realschüler am Jack-Steinberger-Gymnasium das Abitur machen zu können.


Der Ehrgeiz erwachte

2013 wechselte sie ans Gymnasium, wiederholte wie vorgeschrieben die zehnte Klasse und machte dann ihren Weg zum Abitur. Der klassische Weg ins Gymnasium schon nach der vierten Grundschulklasse war ihr damals nicht möglich. "Ich hatte nur Dreier und Vierer." Erst später erwachte ihr Ehrgeiz. "Wenn man etwas schaffen will, dann schafft man es auch."

Ihr Abitur schloss sie jetzt mit einer 2,0 ab. "Nur ein Punkt an der Eins vorbei, das hat mich enorm geärgert." Doch alle Angehörigen seien stolz auf sie. "Das versuche ich jetzt auch." Ihre Bewerbung bei der Bundespolizei läuft: Den theoretischen Test hat sie schon bestanden, die sportliche Prüfung folgt im Juli.

 Elternbeiratsvorsitzender Marco Vedder forderte die Jugendlichen auf, künftig ein Vorbild zu sein. Als Beispiel nannte er eine Abiturientin, die in Ghana ein Freiwilliges Soziales Jahr ableisten wird. Nach Übersee zieht es auch Leonie Kreil (18). Sie bekam ein Stipendium an der University of West Florida. Empfohlen wurde sie wegen ihrer Leistungen im Fußball. Schon als Vierjährige hatte sich Leonie dem Sport verschrieben, war später Mitglied der U17-Mannschaft beim FC Bayern München. "In der Woche habe ich mit den Jungs vom 1. FC Schweinfurt trainiert." Zuletzt spielte sie mit den Damen des ETSV Würzburg in der zweiten Bundesliga. Ab August wird sie in Florida trainieren und für das Lehramt an Grundschulen studieren. "Diese College-Mannschaft gewinnt alle Preise."


Zahlreiche Preise überreicht

Preise gab es auch für viele Abiturienten, sei es wegen ausgezeichneter Abschlussnoten, guter Physik-Leistungen oder ehrenamtlicher Tätigkeiten im Schulbetrieb. Den Jack-Steinberger-Preis des Fördervereins überreichte dessen Vorsitzende Gudrun Heil-Franke an die Jahrgangsbeste Kira Schachenmayer (Gesamtnote 1,1) in Anerkennung auch anderer nebenschulischer Leistungen. Seinen besonderen Wert erhielt dieser Preis diesmal durch handschriftliche Glückwünsche des 95-jährigen Namensgebers und Nobelpreisträgers.


"Die Welt verändern"

Viele Erinnerungen werden die Jugendlichen auf ihren Weg in Studium oder Ausbildung mitnehmen. Dafür sorgten zuletzt ihre Mitschüler René Hermann und Robert Wening mit launigen Anekdoten. Als Fazit rief Wening seinen Mitschülern zu: "Wir haben unser Abitur bestanden. Jetzt werden wir die Welt verändern."