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Bad Kissingens offizielle Trümmerhündin


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Dienstag, 16. April 2013

Die Hündin von Ute Dittmayer hat eine vierjährige Ausbildung hinter sich. Jetzt kann Taima etwa in Erdbebengebieten Leben retten. Denn Taima hat jetzt offiziell die Trümmerhundeprüfung bestanden.
Erleichterung zwischen Trümmern: Ute Dittmayer und Hündin Taima nach der bestandenen Prüfung.


Taima ist in Bad Kissingen einzigartig. Die fünfjährige Holländische Schäferhündin hat nicht nur eine besonders feine Nase, sie weiß sie auch zu nutzen. Mit ihr muss sie sich zwischen Stahlstreben, Steinbrocken und anderen Trümmerteilen zurechtfinden und verschüttete Menschen suchen. "Es ist eine sehr feine, differenzierte Arbeit", sagt Hundeführerin Ute Dittmayer aus Züntersbach.

Diszipliniert und vorsichtig bewegt sich Taima über das Gelände. "Das macht sie sehr schön", lobt Dittmayer. Würde die Hündin wild los stürmen, wäre das Verletzungsrisiko zu hoch.

Taima wurde von Ute Dittmayer für die Hundestaffel des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Bad Kissingen ausgebildet. Nach jahrelangem Training hat die Hündin die Trümmerprüfung bestanden.

Die Ausbildung beginnt

Taima ist der erste und einzige Trümmerhund des BRK Bad Kissingen. Sie hilft den Einsatzkräften bei der Bergung von verschütteten Menschen. In eingestürzten Gebäuden, wie im Kölner Stadtarchiv (2009) oder in der Eissporthalle Bad Reichenhall (2006), aber auch im Ausland, etwa in Erdbebengebieten, wird die Hündin dabei helfen, Katastrophenopfer aufzuspüren.

Der Weg zum geprüften Trümmerhund war arbeitsreich. Startschuss war für die damals einjährige Taima ein Eignungstest: "Da wird geschaut, ob der Hund aggressiv ist", erzählt ihre Hundeführerin. Generell kommt jeder Hund für die Arbeit in der BRK-Staffel in Frage, solange er leistungsstark und -bereit ist. "Er muss Menschen mögen und einen ausgeprägten Spiel- oder Fresstrieb haben."

Ohne ausgeprägte Triebe lassen sich die Tiere nicht trainieren, erklärt Ute Dittmayer: "Eigentlich suchen die Hunde immer jemanden, der mit ihnen spielt oder der sie füttert." Anders, etwa mit Gewalt, kann man sie nicht für die Arbeit abrichten. Taima etwa lässt sich gut mit ihrem Lieblingsspielzeug bestechen. "Es gibt Spielsachen, die sie nie zuhause, sondern nur beim Üben von den Opfern kriegt. Das ist dann wie der Himmel auf Erden", schildert Dittmayer das Trainingsprinzip.

Als zweites legte Taima eine Begleithundeprüfung ab, in der festgestellt wurde, wie gut sie sich von Chefin Ute führen lässt. Damit hat die Ausbildung erst richtig begonnen: zunächst aber noch nicht in Trümmern, sondern in offener Fläche, einem etwas einfacherem Szenario. In Wäldern und auf Wiesen verfolgt Taima die Fährte von Vermissten. "Flächeneinsätze hatten wir schon viele", sagt die erfahrene Hundeführerin. Zuletzt bei einer Suchaktion im März, als eine 54-jährige Frau aus Bad Brückenau nur noch tot aus der Sinn geborgen werden konnte.

Kampf mit den Bedingungen

Schwierige Einsätze, die auch einiges an Risiko für die Rettungshunde bergen, können immer vorkommen. "Das ist keine Sonntagsbeschäftigung. Viele Einsätze finden nachts statt. Mann muss sich darüber im Klaren sein, dass es immer gefährlich sein kann", weiß die Ausbilderin aus Erfahrung. Ute Dittmayer ist seit 2001 Mitglied der BRK-Staffel. Allerdings lasse sich das Risiko durch gutes Training minimieren.

Nach der abgeschlossenen Flächenausbildung stellte sich Taima der letzten Herausforderung: der Opfersuche in Schutt und Geröll. "Die Gegebenheiten sind schwieriger als in der Fläche", urteilt Dittmayer. Der Staub, der nach dem Einsturz eines Hauses in der Luft hängt, Rauchentwicklung und intensive Restwitterungen von Menschen erschweren es den Rettungshunden, verschüttete Personen aufzuspüren.

Für Taima war zudem der Untergrund eine Herausforderung, berichtet die Ausbilderin.Wenn sie ein Opfer gefunden hat, teilt sie dies durch Gebell mit. Bellen, ohne auf dem wackeligen Geröll das Gleichgewicht zu verlieren, ist nicht einfach. "Da hatte sie anfangs ihre Schwierigkeiten." Schwierigkeiten, die sie offenbar meisterte. "Nach fast vier Jahren Arbeit bin ich erleichtert, dass wir es geschafft haben", freut sich Dittmayer. Jetzt wartet das Gespann nur noch auf den ersten Rettungseinsatz in Trümmern.