Bad Kissingens Brunnenpavillon kehrt zurück
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Donnerstag, 27. Juni 2013
1909 musste der Brunnenpavillon im Bad Kissinger Kurpark weichen, als Stararchitekt Max Littmann die Wandelhalle schuf. Eine virtuelle Rekonstruktion zeigt jetzt, wie er ausgesehen hat.
Vor sieben Wochen wurde "Main und Meer" in Schweinfurt eröffnet, jetzt hat die Ausstellung des Hauses der bayerischen Geschichte ihren "Ankerpunkt" Bad Kissingen erreicht. Das Kurorchester begrüßte sie in der Wandelhalle mit "La Mer" von Charles Trenet und mit "Kissinger Quellen" von Günter Noris. Es bekam dafür mehr Beifall als die Redner.
Bad Kissingen ist, wie Volkach mit der Fähre in Fahr und einer Aussichtsplattform an der Vogelsburg sowie die
Papiermühle Homburg als Standort für Stelen auserwählt worden, die auf die Präsentation hinweisen. Sechs wurden aufgestellt. Drei davon in der Kurstadt. Eine ragt heraus: Sie zeigt eine virtuelle Rekonstruktion des Brunnenpavillons, der bis 1842 nach den Plänen von Friedrich von Gärtner errichtet worden ist. Er war das Wahrzeichen des Weltbades.
Geschichte plus Realität
Ex-Oberbürgermeister Christian Zoll (SPD) hatte die Idee, den Prachtbau per Compuer wieder erstehen zu lassen. Gerd Hirzinger (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Oberpfaffenhofen) und Jürgen Dudowits (Time-in-the-box GmbH, München) setzten sie mit Hightech für "Main und Meer" um.
"Wir bringen Realität und Geschichte zusammen", sagte Gerd Hirzinger. Bei manchen Projekten kommt im Weltraum erprobte Technik wie bei einer Mars-Kamera zum Einsatz. Drohnen mit Fotoapparaten sind im Einsatz. 3D ist möglich.
Beim Brunnenpavillon griffen Gerd Hirzinger - "eine Herausforderung" - und Jürgen Dudowits auf Originalpläne und sehr frühe Fotos zurück, die das Kulturreferat Bad Kissingen besorgt hatte. Jürgen Dudowits sagte, die Zusammenarbeit habe viel Spaß gemacht, sei ihm "eine Ehre gewesen". Die Recherchen nannte er sehr umfangreich.
Dann sei zunächst per Computer ein Drahtgittermodell erstellt worden, sagte Gerd Hirzinger. Das wurde eingefärbt und von Landschaft umgeben.
Fotorealistisch und ganz exakt
Gut vier Wochen habe das gedauert, so Jürgen Dudowits. "Mit einem wahnsinnigen Aufwand" sei ein ziemlich genaues Bild der Vergangenheit entstanden. Gerd Hirzinger nannte das Ergebnis "fotorealistisch" und "millimetergenau". Zu sehen ist, wie der Pavillon bei der Fertigstellung aussah. Andere Bilder zeigen ihn nach der Verbreiterung anno 1892 ("weil es immer hinein geregnet hat") und nach der Installation der Wasserleitungen (1901). Damals kam eine Wärmehalle hinzu. 1908 erfolgten eine Bepflanzung und eine Bemalung der Säulen. 1909 wurde die Anlage dann abgerissen. Sie musste weichen, als Max Littmann die Wandelhalle bauen ließ. Heute wäre die Konstruktion aus Gusseisen vermutlich Teil des Unesco-Weltkulturerbes.
Das alles kann man an der Stele in der Wandelhalle verfolgen. Sie bleibt stehen, auch wenn "Main und Meer" längst Vergangenheit geworden ist. Und dann lernen die virtuellen Bilder sogar laufen: Es gibt einen kleinen Film über den Pavillon.
Bürgermeister Peter Deeg (CSU) nahm die Stele offiziell in Betrieb. Er freute sich, dass die Ausstellung auch in Region präsent ist. Die Blicke in die Geschichte machten neugierig auf die Präsentation, die die Bedeutung Unterfrankens für Bayern verdeutliche. Bad Kissingen freue sich, dabei sein zu können. Peter Deeg: "Wir haben schon immer über unsere Stadtgrenzen hinaus geblickt."
Kulturreferent Peter Weidisch sagte, Wasser habe für Jahrhunderten für Bad Kissingen eine herausragende Bedeutung. Am Gradierbau- dem ersten in Europa - werde deutlich, dass Salz und Sole untrennbar mit der Stadt verbunden sei.
Rathaus Die Stele am Alten Rathaus erinnert an das verheerende Hochwasser 1909. Dass dieses Thema immer noch aktuell ist, hat sich erst vor wenigen Wochen gezeigt.
Saline Die Stele am Gradierbau verdeutlicht, dass es Salz nicht nur im Meer gibt. Ab 1562 stand in Kissingen das erste Strohgradierwerk Europas. In Holzbauten wurde die Sole gewonnen und seit dem 19. Jahrhundert im Kurbetrieb eingesetzt.
Wandelhalle Dieses Fernrohr ermöglicht einen bildhaften Blick in die glorreiche Vergangenheit. Besucher können quasi durch den prächtigen Eisernen Brunnenpavillon Friedrich von Gärtners wandeln.