Bad Kissingen: Wohin mit den Radfahrern
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Montag, 04. April 2022
Mehr Sicherheit und eine Abkürzung durch die Fußgängerzone stehen auf der Wunschliste der Fahrradfahrer durch Bad Kissingen. Ob das gelingt?
Wolfgang Hofmann ist einer von mehr als 500 Radfahrern, die bei der Online-Beteiligung zum Radverkehr in Bad Kissingen mitgemacht haben. "Alle Erledigungen und Besorgungen in der Stadt mache ich mit dem Fahrrad", sagt der Gymnasiallehrer. Den täglichen Arbeitsweg von seiner Wohnung in Garitz bis zum Jack Steinberger Gymnasium legt er ohnehin mit dem Rad zurück. Er hat den Eindruck, dass das Rathaus das Thema endlich ernst nimmt und nicht mehr so stiefmütterlich behandelt wie früher. Das sei dringend notwendig, denn Problemstellen gebe es einige. Das können kleine Dinge sein, etwa, dass vorhandene Wege nicht gut ausgeschildert sind.
Als Hauptproblem gerade im Stadtzentrum sieht er die Raumaufteilung. Den Radfahrern bleibt zwischen parkenden Autos und dem fließenden Verkehr nicht viel Platz. "Mein Wunsch wäre ein stärkeres, verkehrsgerechtes Miteinander", sagt Hofmann. Und: "Die Schulen müssen stärker eingebunden werden, damit sie sicher mit dem Fahrrad erreichbar sind", findet er. Nach Schulschluss um 13 Uhr ist der Verkehr insbesondere in der Maxstraße so dicht und unübersichtlich, dass er die Straße meidet und lieber einen Umweg in Kauf nimmt.
Hauptrouten für Radverkehr
Verkehrsplaner Dominik Könighaus erstellt den neuen Verkehrsentwicklungsplan, der nächstes Jahr fertig sein soll. Der Radverkehr ist einer von mehreren Bereichen, den er analysiert. "Wir wollen den Radverkehr auf bestimmten Straßen bündeln", erläutert er. Radfahrer seien dann besser zu sehen. Andere Verkehrsteilnehmer würden so wiederum lernen, dass sie an diesen Stellen mit Radfahrern rechnen müssen.
519 Radfahrer haben an der Umfrage teilgenommen und mehr als 2300 Kommentare abgegeben. Die Befragten gaben überwiegend an, das Rad für private Erledigungen und in der Freizeit zu nutzen, zum Einkaufen oder für den Arbeitsweg spielt es eine kleinere Rolle. "Das Rad als Alltagsverkehrsmittel ist noch nicht in Bad Kissingen angekommen. Das wollen wir ändern", sagt Könighaus. Wichtige Verkehrsmittel für die Befragten sind Auto und Füße, Bus und Bahn spielen dagegen keine Rolle. Die Teilnehmenden wünschen sich vor allem mehr und breitere Radwege sowie eine bessere Trennung vom Kfz-Verkehr.
Von Wunschroute bis Radstraße
Das vorgesehene Radwegenetz (siehe Grafik) besteht im wesentlichen aus zwei Hauptrouten, die von Norden nach Süden, beziehungsweise Westen nach Osten durch die Stadt führen. Nebenrouten ergänzen das Wegenetz in die Breite. Die Teilnehmer konnten in der Umfrage angeben, auf welchen Straßen sie häufig mit dem Rad unterwegs sind und wo sie sich Radwege wünschen. Gleiche man diese Angaben mit den Ideen für das Wegenetz ab, "ergibt sich ein Bild, das ganz gut passt", sagt der Verkehrsplaner.
Aber natürlich nicht vollständig: Die Fußgängerzone im Altstadt-Karree wird vom Streckennetz komplett ausgespart, gerade hier wünschen sich die Radler jedoch offizielle Radwege. "Das ist ein typisches Thema in vielen Fußgängerzonen", meint er. Eine mögliche Lösung könne sein, den Radfahrern die Durchfahrt durch die Innenstadt bei reduzierter Geschwindigkeit zu erlauben und mit entsprechender Werbung und Beschilderung darauf aufmerksam zu machen.
Ebenfalls nicht Teil des angedachten Netzes ist die viel befahrene Kapellenstraße sowie der Riedgraben als Zufahrtsstraße ins Gewerbegebiet Garitz. Könighaus: "Auch hier wünschen sich die Befragten, dass es ein Angebot für Radfahrer gibt."