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Bad Kissingen trotzt der Kälte


Autor: Robert Wagner

Bad Kissingen, Mittwoch, 25. Januar 2017

Seit Wochen steigen die Temperaturen selten über null. Das stellt Menschen und Material vor Probleme.
Die Gäste in der Kisssalis-Therme haben es gut: Ihnen kann die Kälte nichts anhaben. Dafür steigen jedoch die Energiekosten.  Foto: Robert Wagner


Dampf steigt auf, zieht über die Köpfe der Badegäste, über den Schnee am Beckenrand, hinaus über das vereiste Land. Das Jahr 2017 zeigt der Region bisher die kalte Schulter. Doch das interessiert die Gäste der Kisssalis-Therme in diesem Moment eher nicht. Im Gegenteil: "Gibt es etwa Schöneres, als bei Minusgraden im warmen Wasser zu liegen?", fragt Richard Pucher, Betriebsleiter der Therme.

Über 30 Grad hat das Wasser der Außenbecken. Draußen sind es fast zehn Grad unter dem Gefrierpunkt - und das seit Wochen. Das bedeutet in vielen Bereichen eine zusätzliche Belastung für Mensch, Tier und Material. In der Therme muss beispielsweise mehr Energie aufgewendet werden, um das Wasser auf Temperatur zu halten. "Über Nacht wird das Wasser in den Keller abgelassen und dort umgewälzt. Das spart Energie", erklärt Pucher.

Während es sich die Gäste in der Therme gut gehen lassen, sind die Mitarbeiter von Axel Maunz den eisigen Temperaturen den ganzen Tag ausgesetzt. "Wir arbeiten gerade mit Hochdruck", sagt der Stadtförster. "Bei Frost haben wir die besten Einsatzbedingungen." Auch mit schwerem Gerät bliebe der Waldboden nun relativ unbeschadet. Deshalb sei jetzt der ideale Zeitpunkt für die Holzernte.


Jetzt wird man schnell krank

Der Nachteil: Die Temperaturen machen den Arbeitern zu schaffen. Von 7.30 Uhr bis 17 Uhr sind sie jeden Tag draußen. "Die Kälte zerrt am Körper", erzählt Maunz. "Am Abend fallen die Männer einfach ins Bett." Und da müssten manche auch bleiben: Der ständige Wechsel zwischen Schwitzen und Frieren belastet das Immunsystem. "Jetzt wird man schnell krank", sagt Maunz.

Um seine Mitarbeiter macht sich auch Jürgen Korber Sorgen. Der Altersdurchschnitt liegt über 51 Jahren, erklärt der Leiter des städtischen Servicebetriebes. "Die Kälte macht unseren Leuten zu schaffen", betont Korber. Er appelliert deshalb auch an die Bürger, ihnen die Arbeit zu erleichtern.

"Im Moment bereiten uns gefrorene Biotonnen Probleme", sagt Kober. Gerade feuchte Abfälle frieren schnell ein. Küchenabfälle sollten deshalb in Zeitungspapier oder Papiertüten verpackt werden. Soweit es möglich ist, sollte die Tonne außerdem an einem geschützten Platz abgestellt werden.

"Wenn unsere Mitarbeiter die Tonnen abholen, schlagen sie die Tonne zwei, drei Mal an. Wenn der Abfall nicht herausfällt, werden die Tonnen stehen gelassen", erklärt Kober. Denn was viele Menschen nicht wüssten: Dafür, dass die Mülltonnen betriebsbereit sind, haben die Bürger laut Satzung selbst zu sorgen. Und für manche Aufgaben fehlt dem Servicebetrieb einfach das Personal und die Zeit.


Winterdienst gut organisiert

Allgemein findet Kober die Erwartungshaltung einiger Bürger übertrieben. "Wir haben einen gut organisierten Winterdienst", versichert er. Sämtliche Verkehrswege seien nach Dringlichkeit geordnet. In manchen Seitenstraßen werde zwar erst ab einer Schneedecke von zehn Zentimetern geräumt, Fahrradwege außerorts seien nicht immer befahrbar. Doch: "Wir können nicht alles schaffen." Manchmal seien die Menschen auch selbst gefordert.

Zumindest im Straßenverkehr hat das in den letzten letzten Tagen gut funktioniert. "Die Menschen haben sich auf die Situation eingestellt", erklärt Christian Pörtner von der Polizeiinspektion Bad Kissingen. Zwischen fünf und zehn Unfällen hätte es in den letzten Wochen aufgrund von Glätte gegeben. Das sei den Umständen entsprechend normal. Auf den Straßen bleibt die Salzschicht aufgrund des Dauerfrosts und der fehlenden Niederschläge erhalten. Probleme könnte es jedoch bei neuen Schneefällen geben.


Autos machen schlapp

Die Kälte macht aber nicht nur den Fahrern, sondern auch den Autos selbst Probleme. Allein in der Werkstatt von Gaul und Klamt hat man in den letzten Tagen knapp zehn Fälle gehabt, bei denen Autos nicht mehr angesprungen sind und Starthilfe geleistet werden musste. "Ab minus fünf Grad sind Batterien anfällig, gerade ältere", erklärt Werkstatt-Leiter Detlef Kiesel. Sein Tipp: Die Batterie frühzeitig überprüfen und gegebenenfalls austauschen lassen.

Gerade Dieselmotoren sind im Winter empfindlich. Deshalb komplett auf Winterdiesel umzustellen, sei im Hinblick auf den Geldbeutel aber nicht unbedingt nötig, meint Kiesel. Eine andere Möglichkeit sei es, den gerade bei älteren Modellen besonders anfälligen Dieselfilter dämmen zu lassen.