Bad Kissingen Kanalsanierung in der Innenstadt wird Jahre dauern
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Sonntag, 24. Februar 2019
In der Weingasse, Kirchgasse, Grabengasse und den übrigen Gassen kommt das Projekt "Kanal+" zum Tragen.
Nicht überall im Altstadtgeviert ist die Kanalsanierung so kompliziert wie am Marktplatz, in der Unteren und Oberen Marktstraße, in der Brunnengasse und in der Badgasse. Die gemauerten Kanäle dort sind größer dimensioniert, weil sie für die einleitenden Gassen eine Sammlerfunktion übernehmen. In der Weingasse, Kirchgasse, Grabengasse oder den übrigen Gassen sind die Abwasserkanäle nicht nur rund statt oval, sondern vor allem kleiner im Durchmesser. Und da sie in derselben Lehmschicht liegen wie ihre großen Kollegen, ragen sie nicht so weit nach oben. Für sie kommt das Projekt "Kanal +" zum Tragen.
Das bedeutet, dass die alten Rohre liegen bleiben. Sie behalten allerdings nur ihre Drainagefunktion, die sie bisher auch schon hatten. Nur können sie so umgebaut werden, dass dieses Wasser, wie bei den neuen dichten, undichten Kanälen, nicht mehr die Kläranlage belastet, sondern direkt in die Saale abgeleitet werden kann. Darüber ist bis hinauf zu den im Boden liegenden Versorgungsleitungen für Wasser, Gas, Strom oder Telefon so viel Platz, dass ein neues Rohr verlegt werden kann, das dicht ist, und das ausschließlich die Abwässer der Häuser und der Regenentwässerung aufnimmt. Das ist im Vergleich zu den dichten Kanälen eine verhältnismäßig einfache Übung.
Das andere große Problem, das, so Tiefbau-Chef Thomas Hornung, eine ganz eigene Fachplanung erfordert, lauert sozusagen an der Seitenlinie: Was passiert während der Bauzeit, egal an welcher Stelle, mit den Ab- und Regenwässern aus den Hausanschlüssen? Die kann man ja nicht einfach auf die Straße oder in die Baugruben laufen lassen. Natürlich gibt es da im Bauamt auch schon ziemlich konkrete Vorstellungen, die allerdings noch eine ziemlich pingelige Feinplanung erfordern. Immerhin geht es um 140 Anwesen, von denen manche auch zwei oder drei Anschlüsse haben.
Die Bauarbeiter werden es insofern leicht haben, als in den vom Bau betroffenen Straßen und Gassen erst einmal das gesamte Erdreich von Hauswand zu Hauswand bis auf 1,90 Meter Tiefe abgegraben wird. Das hängt mit den Versorgungsleitungen zusammen. Und um den Plattenbelag der Wege ist es auch in den dunkelsten Ecken schon lange nicht mehr schade.
Dann müssen - egal ob "Kanal dicht, undicht" oder Kanal +" - zu allererst die Hausanschlüsse an den Kanälen freigelegt werden. Sie werden gekappt und dann an ein oberirdisch verlaufendes Rohr angeschlossen, durch das die Brühe abgepumpt wird. Diese Leitung wird, egal aus welcher Ecke der Fußgängerzone sie kommen wird, im Bereich der Kreuzung Ludwigstraße/Untere Marktstraße wieder im Boden verschwinden, wo sie Anschluss an den Kanal unter der Ludwigstraße und damit an die Kläranlage haben wird.
Sind die Erneuerungsarbeiten abgeschlossen, können die Hausanschlüsse mit den neuen Rohren verbunden werden. Praktisch bedeutet das, dass ein lasergesteuerter Fräsroboter durch die Kanäle fährt und - hoffentlich, denn Fehler darf er vor allem in den Filzleitungen nicht machen - millimetergenau von innen heraus die Anschlusslöcher bohrt. In diese Löcher werden dann dichte Manschetten eingebracht, an die die Hausleitungen angeflanscht werden können. Es wird also den einen oder anderen Tag geben, an dem die Hausbewohner besser zu den Nachbarn ein Haus weiter gehen, wenn sie mal müssen.
Sorgen, dass während der Arbeiten die gesamte Fußgängerzone zu einer Schlammwüste wird, muss allerdings niemand haben. Es trifft immer nur einen Teil: "Wir werden gassenweise vorgehen", sagt Thomas Hornung. Wenn es die Kapazitäten erlauben, kann auch in zwei Gassen gleichzeitig gearbeitet werden. Illusionen über ein schnelles Vorankommen sollte man sich aber nicht machen: "Wir gehen im Moment von Bauzeiten von einem Jahr pro Gasse aus."