Bad Kissingen: "Jetzt höm mer weil g´sunge"
Autor: Peter Klopf
Bad Kissingen, Montag, 10. Dezember 2018
Die Fränkische Weihnacht stimmte mit zarten Tönen und Mundart und viel Kerzenschein auf das bevorstehende Fest ein.
"Zündet die Lichter an - selbst die kleinste Flamme kann die Welt ein Stück erhellen." Tannenbäume auf der Bühne, weiße Sterne an den Rückwänden, leicht abgedunkeltes Licht und mittendrin Sänger und Musikanten aus der Region Main-Rhön. Als die Organisatorin der Fränkischen Weihnacht im Großen Saal des Regentenbaues mit diesen Worten die bereitstehenden Kerzen anzündete, stimmte sie die Zuschauer auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein. Nicht die lauten, sondern die zarten, das Herz und die Sinne berührenden Töne standen im Mittelpunkt. Zwischen jedem Musikstück rezitierte Gabi Kanz Gedichte und besinnliche Texte zur Weihnachtszeit, die zum Nachdenken anregten und sinnlich berührten.
Schon das Entree der "Premicher Blechbläser" mit der Melodie "Sonntag is" oder später auch der berühmte "Andachtsjodler" sorgten für Besinnlichkeit. Mit zwei Trompeten, zwei Tenorhörnern und einer Tuba, die optimale Blaskapelle für sanfte Bläserweisen. Mit Fagott, Bassklarinette, drei B-Klarinetten und Flöte kamen die "Üchtelhäuser Holzbläser" aus Üchtelhausen bei Schweinfurt daher. Die fünf Musikerinnen und ein Musiker bezauberten durch eine ungewohnte Holzmusik, die wunderbar in den Rahmen der Fränkischen Weihnacht passte. Mit ihren Melodien wie das getragene Lied "Ach meine Seel, fang an zu singen" oder dem stilvollen "Hirtenmenuett" brachten sie punktgenau die Seel zum Schwingen.
Freche, kesse, lustige Lieder und Melodien ist man von der "Kaufmannsware", die sich auch "Wilde Schlehen aus der Rhön" nennen, gewöhnt. Hinter diesem Namen versteckt sich ein Frauen-Quartett aus der Region um den Kreuzberg. Alle sind sie miteinander verwandt. Mit Musik und leicht frivolem Gesang im Rhöner Dialekt begeistern Edith Hüttner (Tuba), Angelika Enders (Flügelhorn), Theresa Seiffert (Klarinette) und Ilona Zirkelbach (Akkordeon) normalerweise die Zuhörer. Doch diesmal hatten sie die Instrumente auf Seite gelegt und intonierten brillant, vierstimmig als Quartett, nachdenkliche Lieder wie das "Keine Pralinchen für Tante Paulinchen", das sich mit dem Konsum um Weihnachten befasste. Mit der "Hoibüche Muisig" aus Gefäll und dem Nachwuchsmusiker Justin Huppmann und seiner "Quetschen" gesellte sich ein weiterer Höhepunkt hinzu. Mit steirischer Harmonika, Gitarre, Kontrabass und Klarinette intonierten sie Rhöner Weihnachtslieder, die von Herzen kamen und sehr berührten.
Den Abschluss in diesem illustren Kreis bildeten Lissy und Hans Heilgenthal aus Gemünden, als die "Spessart Spielleut". Mit Akkordeon und Dudelsack erzeugten sie für die Zuhörer wunderbare und doch unbekannte Klangwelten. Diese feinfühlige Musik, die einen als Zuhörer tief im Herzen berührte und das breite Spektrum fränkischer Advents- und Weihnachtsmusik abdeckte, machte die Veranstaltung so besonders. Dank der wunderbar ausgeklügelten Beleuchtungschoreographie, welche die gerade auftretende Gruppe hervorhob, wurde diese Sinnlichkeit und Herzenswärme zusätzlich bei den Zuhörern gefördert. Den Mitwirkenden gelang etwas, was in der hektischen Vorweihnachtszeit selten ist und die kindliche Freude auf Weihnachten in Erinnerung ruft. Dies dankten auch die Zuhörer. Mit stehenden Ovationen und langanhaltendem Applaus bedankten sich die rund 700 Zuhörer für die mehr als gelungene Einstimmung auf das Weihnachtsfest.