Bad Kissingen: Gewo startet Großsanierung
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Mittwoch, 21. November 2018
Die Wohnungsbau-Gesellschaft lässt in den nächsten Jahren 25 Häuser für 7,5 Millionen Euro modernisieren. In der Stadt fehlt es an günstigem Wohnraum.
Haus für Haus arbeiten sich die Bautrupps durch die Sudetenlandstraße. Die Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft Bad Kissingen, kurz Gewo, lässt hier drei Wohnhäuser erneuen. Eines ist bereits fertig, bei einem zweiten sind die Arbeiten weit vorangeschritten, beim dritten sind sie mitten drin. Ein Großteil des Gebäudebestandes der Gewo wurde in den Nachkriegsjahren gebaut und ist inzwischen 60 Jahre alt. Zwar gibt die Gesellschaft jährlich 800 000 Euro für Instandhaltungen aus und renoviert jede Wohnung, die frei wird, aber: "Wir müssen investieren, um alle Häuser auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen", sagt Geschäftsführer Joachim Kohn.
7,5 Millionen Euro nimmt die Gesellschaft dafür bis 2021 in die Hand. 25 Häuser sollen modernisiert werden, sechs bis sieben pro Jahr. Auch ein Ersatzneubau mit acht Wohnungen ist vorgesehen. "Die Sudetenlandstraße ist das Pilotprojekt, um zu sehen, wo es mit den Kosten hingeht", sagt Prokurist und Geschäftsstellenleiter Wilfried Heppt. Die Außenfassaden kriegen neue Dämmung und neue Fenster. Die Dächer werden neu gedeckt, Elektro- und Wasserleitungen saniert und die alten Heizthermen in den Wohnungen werden durch zentrale Heizungsanlagen ersetzt. Größere Veränderungen gab es bei den Balkonen. "Wir haben die Balkone auf der Nordseite abgenommen und neu an der Südseite montiert", berichtet er. Da zeigen sie zwar zur Straße hin, bekommen aber mehr Sonne ab und sind deutlich größer. Die Investitionen stemmt die Gewo aus eigenen Mitteln, die Konditionen für Zuschüsse sind im Moment laut Heppt nicht attraktiv genug.
Mieten sollen günstig bleiben
Der Gewo gehören Häuser überall im Stadtgebiet. Der Großteil (rund 40 Prozent) steht am Sinnberg. Zählt man Steingraben, Wendelinus, Nord- und Ostring dazu, dann befinden sich vier von fünf Häusern am erweiterten Sinnberg. "Unsere Mieterschaft ist bunt gemischt", sagt Heppt. Senioren und junge Familien, Berufstätige und Sozialhilfeempfänger, Bad Kissinger und Zugezogene, die sich die Große Kreisstadt für ihren Lebensabend ausgesucht haben. Alle haben gemeinsam, dass sie günstigen Wohnraum suchen.
Die aktuelle Miete, die pro Quadratmeter verlangt wird, liegt bei der Gewo unter den marktüblichen Preisen in Bad Kissingen. Daran sollen auch die Investitionen nichts Gravierendes ändern. "Wir schaffen es, die Warmmiete auf einem Niveau zu halten, das in anderen Städten der Kaltmiete entspricht", betont Kohn. Dementsprechend begehrt sind die Wohnungen. "Wir haben fast eine Vollvermietung", sagt der Geschäftsführer. Wohnungen stehen meist nur während der Renovierung leer und werden schnell wieder vermietet. Wer Mieter bei der Gewo werden will, muss bis zu sechs Monate warten.
400 bis 500 Wohnungen fehlen
Zuletzt ist die Nachfrage nach günstigen Wohnung gestiegen. 2017 zählte die Gewo insgesamt 120 Interessenten. Für das laufende Jahr stehen bislang 180 offene Anfragen auf der Warteliste. Heppt vermutet, dass "400 bis 500 günstige Wohnungen" in der Stadt fehlen. Neue Häuser zu bauen, ist angesichts der Modernisierungen derzeit allerdings nicht vorgesehen.
Dass der Bedarf steigt, bestätigt auch Alexander Koller, Geschäftsführer der kleineren Siedler- und Wohnungsbaugenossenschaft. "Die Anfragen haben zugenommen", sagt er. Die Siwo verfügt vor allem über kleine Wohnungen mit bis zu zweieinhalb Zimmern. Wer etwas Größeres sucht, den müsse er an andere Anbieter wie die Gewo verweisen. Deshalb habe Koller keinen Überblick, wie viele günstige Wohnung fehlen.
Ansonsten ist die Lage bei der Siwo ähnlich wie die bei der Gewo. Die Siwo besitzt 32 Häuser, die meisten wurden nach dem Krieg aus dem Boden gestampft. Auch die Siwo plant, ihren Bestand in den nächsten Jahren zu modernisieren. Dazu gehören auch Neubauten, um mehr Wohnraum zu schaffen. Aktuell werde die Finanzierung geklärt.