Bad Kissingen: Energieberatung erst im Frühling?
Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz
LKR Bad Kissingen, Sonntag, 30. Oktober 2022
Seit der aktuellen Krise sind Energieberatungen gefragter denn je. Auf welche Wartezeiten sich Interessenten einstellen können und warum ein Neubau gerade keine gute Idee ist.
Die Energiepreise sind in solche Höhen geschnellt, dass die daraus resultierenden Rechnungen beim Bezahlen weh tun. Viele Menschen machen sich deshalb Gedanken, welche Möglichkeiten sie haben, Energie zu sparen.
Energieberatungen haben alle Hände voll zu tun. Das erlebt auch Tanja Swann. Normalerweise, sagt die Architektin und Energieberaterin, gebe es keinen Grund, sich Sorgen zu machen, dass man keinen Energieberater findet. "Jetzt aber ist der Bedarf an Energieberatern auf jeden Fall deutlich gestiegen. Viele Menschen wollen etwas machen lassen, um ihr Heim energetisch zu verbessern. Unsere Kapazitäten sind mehr und mehr ausgeschöpft." Hinzu komme, dass die Politik in den vergangenen Quartalen einige Änderungen bei den Förderbedingungen beschlossen habe. "Da mussten wir uns stets anpassen und die neuen Gesetze und Verordnungen bei der Energieberatung umsetzen." Swann wirkt im Vorstand für die Presse und Öffentlichkeitsarbeit beim Interessensverband der Gebäudeenergieberater (GIH e.V.) in Bayern mit.
Wartezeit hängt auch von der Beratung ab
Wie lange Menschen auf eine Beratung warten müssen, hänge unter anderem von der Region ab und davon, wie intensiv die geforderte Beratung sei. Die Energieberaterin handhabt das so: "Wenn ich sehe, dass es sich um eine Einzelmaßnahme handelt, kann ich schneller weiterhelfen." Dann dauere es meist ein paar Wochen bis zu einer Beratung. Zu den kleineren Eingriffen zählt sie etwa eine Beratung zu den Fenstern oder die zur Dämmung der Dach-, Decken oder Außenfassade.
Mit einer Wartezeit von zwei Monaten könne man rechnen, wenn es bei einer geplanten Gesamtsanierung darum ginge, verschiedene Varianten für die Umsetzung eines Effizienzhauses zu entwickeln und damit einhergehe, dass ein Energieberater sich sehr detailliert mit der Bilanzierung und Planung beschäftigen müsse.
Wer eine Absage aufgrund der knappen Kapazitäten erhält, solle sich nicht entmutigen lassen und über die sogenannte "Expertenliste" (zu finden unter energie-effizienz-experten.de) weitere Energieberater anfragen.
Interesse an Förderungen des Bundes
Wer sind die typischen Kundenkreise, die sich eine Energieberatung wünschen? Zum einen ist das die junge Familie, die gerade ein älteres Haus gekauft oder geerbt hat und zum Entschluss gekommen ist: "Wir müssen etwas machen. Das geht ins Geld", erzählt Swann. Zum anderen wenden sich ältere Menschen, Alleinstehende oder auch Ehepaare, an die Energieberaterin. Diese wollen ihr Haus für die nächsten Generationen aufbereiten oder es sanieren, um es später zu einem besseren Preis zu verkaufen. "Das sind Menschen, die Förderungen des Bundes für die energetische Sanierung in Anspruch nehmen wollen, aber nicht die Kraft, das benötigte Hintergrundwissen und Zeit haben, um sich lange zu informieren."
Neben den Kosten für Energie schmerzen viele Bauherren die Preise für Baumaterialien und Rohstoffe. "Die Materialien sind derzeit so schwer lieferbar, der Rohstoffmangel ist gravierend." Viele Neubauprojekte ständen derzeit still, weil die Bauherren auf Materialien warteten. "Das betrifft viele Zukunftspläne und geht ins Existenzielle. Das ist sehr, sehr traurig. Viele straucheln oder bauen nur noch das Nötigste fertig." Es ginge nur sehr schleppend voran. "Man spricht von Glück, wenn man Materialien in ausreichender Menge geliefert bekommt."