Ein Defekt hatte die historische Freipumpe am Gradierbau mehrere Jahre außer Gefecht gesetzt. Jetzt läuft sie einmal pro Woche. Bei Touristen und der Kurdirektorin kommt das gut an.
Die Untere Saline ist bei Wanderern, Ausflüglern und Spaziergängern ein beliebtes Plätzchen. Dass der Parkplatz bei schönem Wetter meistens voll ist, dafür sorgen die idyllischen Spazierwege und die Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung - etwa das Saale-Dampferle, der Gradierbau, der Runde Brunnen und auch das Museum Obere Saline.
Jetzt ist eine weitere Attraktion an der Unteren Saline dazugekommen: Die historische Freipumpe, die 300 Meter südlich des Gradierwerks an der Saale steht, ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Trotz der Generalsanierung vor fünf Jahren standen das fast mannshohe Rad der Maschine, die Pleuelstangen und Kolben seitdem die meiste Zeit still. Seit gestern bewegen sie sich jedoch wieder und zwar jeden Dienstag von 10 bis 17 Uhr zu Schauzwecken.
Dass das 1848 errichtete Industriedenkmal in Betrieb ist, fällt den Passanten sofort auf. Immer wieder bleiben Interessierte stehen, schauen der Maschine zu und lesen sich die Infotafeln durch. "Letztes Jahr lief die noch nicht", hat beispielsweise Andreas Witt sofort bemerkt. Der Hamburger kommt mit seiner Frau Corinna regelmäßig zum Kissinger Sommer in die Kurstadt. Auch heuer, obwohl das Musikfestival wegen der Corona-Pandemie nicht stattfindet. "Aber wir haben gesagt, hier können wir auch schön wandern gehen, wir fahren trotzdem", erzählt er. Und so führte eine Tour sie über den Ludwigsturm zur Unteren Saline und zur Freipumpe. "Ich finde diese Technik wirklich sehr spannend", sagt er. Dass die Maschine läuft, ist für die Besucher schon ein Hingucker.
Sole ins Gradierwerk pumpen
Hauptaufgabe der auch Solehebemaschine genannten Anlage war es, die frisch geförderte Sole aus dem Runden Brunnen umzuwälzen. Allein fünf der acht Kolben pumpten die Sole in das obere Leitungssystem des Gradierwerks. Außerdem drückte die Anlage die nach dem Gradieren gesättigte Sole in Richtung Innenstadt in das Salzhaus in der Salinenstraße. Von dort holten Fasswagen die Sole ab und belieferten damit die Kurhäuser, die die Sole für die Badeanwendungen der Kurgäste benötigten.
Die Solehebemaschine wird heute nicht mehr gebraucht. Eine moderne Elektropumpe versorgt den Gradierbau inzwischen mit dem Wasser aus dem Runden Brunnen.
Erst saniert, dann defekt
Bereits vor fünf Jahren hat das Staatliche Bauamt Schweinfurt das technische Denkmal für rund 160 000 Euro generalsaniert. Die Metallteile wurden damals entrostet und dreifach neu mit Farbe beschichtet. Das galt auch für Teile, die von außen gar nicht zu sehen sind. Um die Arbeiten ausführen zu können, musste der Triebwerkskanal leergepumpt werden. Das Wasser, das eigentlich die Maschine antreibt, wurde direkt in die Saale geleitet. Dafür waren Tag und Nacht Pumpen im Einsatz. Auch die Ufermauer und der Triebwerkskanal wurden neu hergerichtet.
Im Anschluss sorgte dann ein weiterer Defekt dafür, dass die sanierte Freipumpe trotzdem nicht mehr für Schauvorführungen nutzbar war. Die für den Betrieb verantwortliche Staatsbad GmbH hat den Defekt aber nun behoben und den Schaubetrieb gestartet. Für Angaben zur Art des Defektes, zu den Reparaturen und zu den Kosten war gestern kein technischer Verantwortlicher bei der Kurverwaltung zu erreichen.