Bad Brückenauer Stadtrat sorgt sich um Großprojekt
Autor: Ralf Ruppert
Bad Brückenau, Freitag, 28. Juni 2013
Die Bürgermeisterin sieht ausschließlich die Bauarbeiten als Ursache für das Abrutschen des Hangs an der Hartstraße an. Den Baustopp bedauert sie, aber das Gesamtprojekt sieht sie nicht als gefährdet an.
Kennen Sie den: Was ist der Unterschied zwischen Theologen und Geologen? Die einen wissen nicht, was oben vor sich geht, die anderen nicht, was unten genau passiert. Über diesen Witz können derzeit wohl weder die Stiftungsräte der Carl-von-Heßschen-Sozialstiftung, noch die Bad Brückenauer Stadträte lachen. "Ich bin tottraurig, es war alles im Zeitplan und es ist so ein wichtiges Projekt für die Stadt", sagte Bürgermeisterin und Stiftungsrätin
Brigitte Meyerdierks (CSU) in der jüngsten Stadtratssitzung zum Neubau des Hauses Waldenfels. Rund 18 Millionen Euro investiert die kreiseigene Stiftung in die Kombination aus Seniorenwohnanlage, betreutem Wohnen und Wohnheim für Behinderte in der Innenstadt.
"Problematischer Hang"
"Ich erwarte mir da mehr Hinweise", hatte PWG-Sprecherin Birgit Poeck-Kleinhenz das Thema unter dem Punkt Verschiedenes angesprochen. Erst auf Nachfrage berichtete Meyerdierks aus der jüngsten Sitzung des Stiftungsrates. "Am 29. Juli wissen wir alle mehr", verwies sie auf ein neu in Auftrag gegebenes Gutachten. "Alles, was wir sagen können, wären Spekulationen", sagte Meyerdierks auch im Namen der 2. Bürgermeisterin Adelheid Zimmermann (FDP), die ebenfalls im Stiftungsrat sitzt.
"Jeder, der hier lebt, weiß, dass dieser Hang problematisch ist", sagte Meyerdierks. Allerdings habe die Stiftung als Bauherrin bereits vorher alles versucht, Erd-Bewegungen zu vermeiden: Nicht nur das Ingenieurbüro, sondern auch die Firma, die den so genannten Berliner Verbau einbrachte, seien auf Hang-Sicherungen spezialisiert. Schließlich gehe es nicht nur um die Sicherheit der Oberlieger, sondern auch die spätere Standfestigkeit der drei Gebäudeteile, die in den Hang hinein gebaut werden.
"Der Hang ist bis auf einen minimalen Teil zur Ruhe gebracht worden", sagte Meyerdierks über den aktuellen Stand. Und: "Wir arbeiten natürlich mit den Anliegern zusammen und haben uns auch einen eigenen Rechtsbeistand eingeholt", hieß es auf Nachfrage. Bei den Notleitungen für Wasser und Gas und dem Fahrverbot für Lkw handle es sich um reine Vorsichtsmaßnahmen. "Alle Häuser, die betroffen waren, wurden verständigt", wandte sie sich gegen Vorwürfe aus dem Stadtrat. Ebenfalls Widerspruch kam von der Bürgermeisterin, dass möglicherweise der Unterbau der Hartstraße schon vorher schlecht gewesen sei: "Eine solche Aussage hat die Verwaltung nie gemacht, die Straße ist jetzt 40 Jahre alt, die Ursache für die Hang-Bewegung liegt eindeutig im Öffnen des Hangs", steht für Meyerdierks fest.
Dass das Großprojekt ganz scheitern könnte, hält Meyerdierks für unwahrscheinlich: "Ich gehe nicht davon aus, dass es gecancelt werden muss", sagte sie jedenfalls auf Nachfrage von CSU-Stadtrat Johannes Schmittnägel.
Partnerschaft
Der Förderverein "Europäische Städtepartnerschaften Bad Brückenau" hat zu Beginn der jüngsten Stadtratssitzung ausführlich seine Arbeit vorgestellt. Vorsitzende ist Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU), sie und ihre beiden Stellvertreterinnen Nicole Wirth und Nathalie Liebelt informierten über die Arbeit des Vereins. "Der Zweck ist, dass die Stadt entlastet wird", sagte Wirth. Vor der Sitzung hatte der Verein 42 Mitglieder, darunter vier Stadträte. Das änderte sich in der Sitzung: Auf Drängen Liebelts unterschrieben mehrere Räte noch während der Vorstellung die Beitrittserklärung. Wirth und Liebelt wiesen auch auf den nächsten Besuch aus den Partnerstädten hin: 60 Gäste aus dem französischen Ancenis und dem englischen Kirkham kommen am ersten Juli-Wochenende.
Friedhof
Eberhard Schelle (SPD) sprach die Situation auf dem Friedhof in Wernarz an: Nach einem Unfall bestehe dort aus seiner Sicht dringender Handlungsbedarf. Bürgermeisterin Meyerdierks verwies zunächst auf die Haushaltsberatungen. Der Wernarzer Ortssprecher Herbert Jakobsche (PWG) plädierte jedoch dafür, dass sofort ein Geländer installiert werde, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Damit solle nicht bis zur Umgestaltung gewartet werden.
Mikro-Zensus
2. Bürgermeisterin Adelheid Zimmermann (FDP) fragte nach Auswirkungen durch die jüngsten Ergebnisse des Mikro-Zensus. Laut Kämmerer Leo Romeis habe die Stadt laut der neuen Statistik 200 Einwohner weniger, deshalb rechne er mit 60.000 Euro weniger Schlüsselzuweisung.