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Zwischen Fritteuse und Busfahrplan


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Freitag, 19. August 2016

Ute Sauren und Edith Statt betreiben den Imbiss "Lok in" am Busbahnhof. Sie hören viel - und haben dennoch ihren ganz eigenen Blick auf die Stadt.
Besuch in der "Tourist-Info Nummer Zwei": Ute Sauren (rechts) und Edith Statt sind für so manches Anliegen Ansprechpartner. Redakteurin Ulrike Müller fragt nach. Was die zwei denken, was Besucher über die Stadt sagen und ob's bald faire Currywurst gibt. Foto: Ronald Heck


Es war kein Aprilscherz, als Edith Statt und Ute Sauren am 1. April 2009 den Imbiss "Lok in" am Busbahnhof übernahmen. Edith Statt (60) hatte das Leben in der Großstadt München satt und kehrte zurück in ihr Rhöner Heimatdorf Oberbach. Auch Ute Sauren (59) wollte einen Neustart. Zusammen meisterten die beiden Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit. Für das Sommerinterview erzählen die zwei von schlaflosen Nächten, der Verwirrung um den Busfahrplan und was sie vom Wahlkampf in Bad Brückenau halten.

Frau Statt, Sie waren Personalsachbearbeiterin bei Siemens in München und machten dann in der Rhön einen Imbiss auf?
Edith Statt: Ich wollte weg aus München, aus persönlichen Gründen. Außerdem hatte ich schon immer den Traum, ein Café oder so etwas zu machen.
Ute Sauren: Der Imbiss stand zum Verkauf...
Edith Statt: Zwei Frauen Anfang 50, in Bad Brückenau, wer traut sich da schon! Ich habe anfangs viele schlaflose Nächte gehabt. Ute kannte die Selbstständigkeit ja schon von früher, vom Friseursalon "Sauren" in der Buchwaldstraße.
Ute Sauren:... und am Gänsrain. Es ist, wie es ist. Einen Tag läuft es, den nächsten nicht so. Letztendlich zählt, was Ende des Monats reingekommen ist.

Gleich nebenan liegt ja der Busbahnhof... Wie viele Touristen stranden bei Ihnen?
Ute Sauren: Viele. Neulich stand wieder eine Familie hier, die wollten nach Bad Kissingen. Jetzt ist ja Ferienzeit. Auf jeden Fall, die waren um 9.30 Uhr hier. Da war der Bus schon weg. Und der nächste fährt erst um 13.15 Uhr, wie gesagt, Ferienfahrplan.
Edith Statt: Wir sind hier fast die Tourist-Info Nummer Zwei.
Ute Sauren: Was wir an Taxen rufen! Gerade ältere Besucher haben oft kein Handy dabei.

Welchen Eindruck haben Besucher von der Stadt?
Ute Sauren: Die Auswärtigen sagen uns immer wieder: Ihr habt ja so eine schöne Stadt. Leider gibt es unter anderem zu wenig Mittagstisch-Angebote.
Edith Statt: Das Fachmarktzentrum wird ja ganz gut angenommen, auch wenn die Leute erst skeptisch waren. Nur um die Stadt zu befüllen, dafür reicht's nicht.

Warum?
Edith Statt: Die Innenstadt ist zu wenig belebt und die leeren Geschäfte tun ihr übriges. Das sagen uns jedenfalls die Gäste.
Ute Sauren: Was mir am Herzen liegt, ist, dass alle Geschäfte die gleichen Öffnungszeiten haben, meinetwegen auch mit einer einheitlichen Mittagspause. Die Leute fragen mich, wann was geöffnet hat. Ich sage immer: Ich weiß es nicht, es macht jeder anders.

Das Forum hat lange versucht, dieses Thema anzusprechen.
Edith Statt: Wir sind erst relativ spät auf den Zug aufgesprungen.
Ute Sauren: Mitglied waren wir nicht, aber wir sind zu diesem Frühstück für Geschäftsleute gegangen. Das war eigentlich ganz schön...

Wie sieht's denn mit der neuen Werbegemeinschaft aus?
Ute Sauren: Da sind wir auch kein Mitglied. Warum eigentlich nicht?
Edith Statt: Da ist niemand auf uns zugekommen.
Ute Sauren: Aber wir machen jetzt bei der Fair Trade Stadt mit.

Wie das, gibt's dann fair gehandelte Currywurst?
Ute Sauren: Nein, aber Tee. Der Kaffee ist uns zu teuer. Aber Tee und Kakao bieten wir an.

Wie nimmt eine Oberbacherin Bad Brückenau wahr?
Edith Statt: Der Brückenauer gönnt nicht gern dem Nachbarn etwas. Das finde ich schade. Am besten ist ja, wenn alle zusammenarbeiten. Dann würde es auch besser laufen. Aber ein Rezept für die Fußgängerzone habe ich auch nicht.

Und Sie, Frau Sauren?
Ute Sauren: Ich lebe sehr gern in Bad Brückenau. Wir haben so eine schöne Innenstadt. Mein Wunsch ist wirklich, dass sie wieder belebter wird.

Was sagen Sie zum aktuellen Bürgermeister-Wahlkampf in Bad Brückenau?
Edith Statt: Ein Junger sieht bestimmt mit ganz anderen Augen hin. Aber viele sagen, er hat keine Erfahrung.
Ute Sauren: Ich möchte die Bürgermeisterin behalten. Ich finde, sie macht das gut.
Edith Statt: Aber wie sollen denn junge Leute nachkommen?
Ute Sauren: Nein, nein (schüttelt den Kopf), einmal kann sie ruhig noch machen.
Edith Statt: Na gut (lacht).

Und die Flüchtlinge? Wie nehmen Sie die Stimmung in der Stadt wahr?
Edith Statt: Natürlich schlagen die Flüchtlinge auch bei uns auf. Wir versuchen, sie so zu behandeln wie jeden anderen auch. Eigentlich können wir weder etwas Positives noch etwas Negatives sagen. Viele sind ja nur auf der Durchreise. Die meisten sind dankbar, nur manche werden unverschämt. Aber vielleicht wäre ich auch so, ich weiß es nicht.

Das Gespräch führte Ulrike Müller.
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