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Zwei gute Gründe zum Feiern


Autor: Marion Eckert

Zeitlofs, Freitag, 03. Juni 2022

Die Freiwillige Feuerwehr Zeitlofs feiert 150-jähriges Bestehen und zugleich 40 Jahre Jugendfeuerwehr - und das gleich drei Tage lang.
1903, zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs, sahen die Uniformen er Feuerwehr Zeitlofs so aus.


150 Jahre Feuerwehr Zeitlofs und 40 Jahre Jugendfeuerwehr werden am Pfingstwochenende mit einem dreitägigen Fest gefeiert. Ein Blick in die umfangreiche Chronik zeigt, dass 40 tapfere Männer um den ersten Kommandanten Karl Simon im Jahr 1872 die Freiwillige Feuerwehr Zeitlofs gründeten. Doch Feuerschutz wurde in Zeitlofs schon vorher groß geschrieben. In der Dorfordnung von 1752 wurde festgeschrieben, dass die Dächer nur noch mit Ziegeln eingedeckt werden duften. Strohdächer waren ab sofort verboten.

Einhundert Jahre später, in der gemeindlichen Feuerlöschordnung von 1859, wurde für Zeitlofs genau festgelegt, welcher Bürger im Brandfalle was zu erledigen hatte. Nach Haushalten geordnet, waren die Bürger in acht Aufgabenbereiche eingeteilt: Es gab Feuerläufer, die in den Nachbardörfern Hilfe holen mussten. Ihre Ziele waren Roßbach, Weißenbach, Altengronau und Schwarzenfels, sowie das königliche Landgericht in Brückenau.

Die zweite Gruppe musste die "Löschgerätschaften" herbeischaffen, also Haken, Leitern, Eimer und Spritzen. Die dritte Gruppe war für die "Bewachung des Ortes" zuständig, um Diebstahl und Plünderung zu verhindern.

Die vierte Gruppe hatte die Aufgabe "Rettung des lebenden und beweglichen Eigentums", also Haustiere und Vieh, sowie wichtige Güter wie Lebensmittel und Tierfutter. Die fünfte Gruppe bewachte diese geretteten Gegenstände, wohl ebenfalls um Diebstahl vorzubeugen.

Die sechste Gruppe war für die "Herbeischaffung größerer Wasserbehälter" zuständig, Wannen, Fässer und Tonbehälter. Die siebte Gruppe, insgesamt 14 Männer, mussten "an die Spritze" und die letzte Gruppe musste "mit gefüllten Feuereimern erscheinen". Jeder Haushalt hatte sich darum zu kümmern, dass Löscheimer vorhanden und in einsatzfähigem Zustand waren.

Drittälteste Wehr im Altlandkreis

Am 6. Mai 1872 wurde die Zeitlofser Freiwillige Feuerwehr gegründet. Sie war die drittälteste Wehr im Altlandkreis Brückenau. Nur die Männer in Brückenau (1867) und Oberbach (1871) waren schneller. 1872, aber etwas später als in Zeitlofs, wurde die freiwillige Wehr in Platz gegründet.

Vierzig Männer, zwischen 14 und 61 Jahren, mit unterschiedlichen Berufen und aus allen Schichten der Bevölkerungen folgten dem Ruf des Dorflehrers Karl Simon. Die Namen der Gründungsmitglieder, die Protokolle der damaligen Zeit und die Presseberichterstattung sind erhalten geblieben und bilden den Kern der umfassenden Feuerwehrchronik, die zum Jubiläum heraus gegeben wird und auf der Dorfchronik aus dem Jahr 2007 basiert, die anlässlich des Dorffestes zum 740-jährigen Bestehen Zeitlofs herausgegeben wurde.

1872 wurde die Feuerwehr in drei Züge gegliedert, die sogenannten Steiger (13 Mann), die Spritzenmannschaft (zehn Mann) und die Rettungsmannschaft (acht Mann). Bereits 1875 konnte eine vierrädrige Saug- und Druckspritze für die stolze Summe von 730 Gulden in Nürnberg bestellt werden. 1882 standen neben der Spritze zwei Feuerleitern und vier Feuerhaken zur Verfügung. Zur Ausleuchtung der Einsatzstellen dienten Pechfackeln und Pechkränze oder -pfannen. Alarmiert wurde durch das Blasen von Signalhörnern und das Läuten der Kirchenglocken.

Verbesserung dank Wasserleitung

Eine große Verbesserung brachte die 1882 erbaute erste Wasserleitung in Zeitlofs, die Wasser vom Lochfeld oberhalb des Orts in den Ortskern transportierte. Im gleichen Jahr begann die Planung für den Bau einer "Halle zur Aufbewahrung von Feuerlöschgeräten", die bis in den 1960er Jahre als Unterkunft diente. 1986 wurde die heutige große Feuerwehrhalle eingeweiht. Anfang der 1930er Jahre war die Feuerwehr in eine freiwillige und eine Pflichtfeuerwehr aufgeteilt, in der alle Dienst leisten mussten, die nicht freiwillig zur Wehr gingen. 1936 wurde die Pflichtfeuerwehr der Polizei unterstellt.

Zum ersten Mal erwähnt wird in dieser Zeit auch, dass die Feuerwehr Musikveranstaltungen abhielt, um damit Geld für Vereins- und Wehraufgaben zu verdienen. Die Chronik berichtet detailliert und anschaulich von Festen, feuerwehrtechnischen Weiterentwicklungen, Leistungsabzeichen und Einsätzen.

Anfang der 1970er Jahre wurde in Zeitlofs erstmals eine Jugendfeuerwehrgruppe gebildet. Offiziell wurde die Jugendwehr 1982 gegründet. Ab 1985 gab es auch eine Damenwehr, bis heute engagieren sich Frauen mit viel Begeisterung in der Feuerwehr Zeitlofs. Vor einigen Jahren wurde auch eine Kinderfeuerwehr ins Leben gerufen.

First-Responder-Gruppe

Seit 2005 stellt die Feuerwehr Zeitlofs eine First-Responder-Gruppe, mit Ersthelfern für medizinische Notfälle, um innerhalb der Rettungskette vielleicht Leben retten zu können. Sie leisten im Schnitt jährlich um die 50 Einsätze.

Mit einem Blick in die Zukunft und der bangen Frage: "Wer löscht morgen?" endet die Chronik. Denn vielfältige neue Herausforderungen warten auf die Wehren insgesamt. Gefahren im Bereich erneuerbarer Energien wie Pelletheizungen und deren Lager (Bildung von Kohlenstoffmonoxid), Biogasanlagen, Photovoltaikanlagen und Elektroautos mit Batterien machen weitere Spezialausrüstung notwendig und Ausbildung von Einsatzkräften. Auch die Gefahr von Waldbränden und Klimakatastrophen steigen und nicht zuletzt machen Bürokratie und rechtliche Absicherung bei Einsätzen den Wehren zu schaffen.

Kommandanten

Karl Simon:1872 bis 1880, Johann Schmitt: 1880 bis vermutlich 1910, Jakob Kenner: 1910 bis 1934, Franz Kenner:1934 bis 1938, Michael Mühig: 1938 bis 1948, Adolf Hartmann: 1948 bis 1949, Hans Knauf: 1949 bis 1950, Hans Cizmacja: 1950 bis 1951, Adolf Hartmann: 1951 bis 1960, Hans Hauke: 1961 bis 1966, Helmut Zehner: 1966 bis 1971, Karl Günther: 1971 bis 1983, Roland Müller: 1983 bis 1992, Harald Hauke: 1992 bis 2010 und Matthias Hauke seit 2010

Festprogramm:

Samstag, 4. Juni 2022 ist ab 18.30 Uhr Festbetrieb. Ab 20.30 Uhr sorgen die Dorfrocker für Stimmung und Party.

Der Sonntag beginnt um 9.30 Uhr mit einen Festgottesdienst im Festzelt. Ab 10.30 Festkommers mit staatlichen Ehrungen. Mittagessen gibt es ab 11.30 Uhr. Ab 12.30 Uhr Sorgen die "Haupte Käutz" für Stimmung und Unterhaltung. Ab 14 Uhr sind Fahrzeugvorführungen verschiedener Blaulichtorganisationen vorgesehen, es gib ein kunterbuntes Kinderzelt, Kutschfahrten und eine Showübung der Kinderfeuerwehr Zeitlofs. Kaffee und Kuchen gibt es ab 15 Uhr und ab 20 Uhr steigt die Party mit "Sinntal-Sound".

Zum Festausklang am Montag gibt es ab 17 Uhr Schlachtschüssel und ab 17.30 Uhr spielen die Original Weißenbacher Schlosshofmusikanten.