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Zeitlofs: Plastikpiraten untersuchen die Sinn


Autor: Julia Raab

Zeitlofs, Mittwoch, 21. November 2018

Ganz anschaulich lernen die Grundschulkinder aus Zeitlofs, was mit achtlos weggeschmissenem Müll aus dem Supermarkt passiert, und wohin ihn die Sinn transportiert.
Klassenlehrerin Andrea Heinle dokumentiert die Müll-Funde ihrer Schüler. Foto: Julia Raab


Ein eisiger Wind weht über die Schachblumenwiese in Zeitlofs. Trotz der Kälte sind an diesem Morgen 14 Schüler der Grundschule Zeitlofs unterwegs, um für ein bundesweites Projekt Forschung zu betreiben. Auch hier - an diesem idyllischen Ort - werden sie fündig. Sie suchen und dokumentieren Müll in allen Formen.

Das Thema Plastikmüll ist in aller Munde, und das nicht nur im im übertragenen Sinne, denn ein Forschungsinstitut hat erst kürzlich festgestellt, dass Plastik über die Nahrungskette wieder in unserem Körper landet. Aber wie kommt es dort hin? Der Weg ist weit, von der Lebensmittelverpackung bis hin zum Fisch, der die Tüte im Meer in seinem Magen hat, der wiederum auf unserem Speiseplan landet.

Plastik in der Sinn

Oft gelangt der Müll über Bäche und Flüsse ins Meer. Der Mittelgebirgsbach Sinn bei uns vor der Haustüre ist ein Wildbach, dessen Wasserqualität vom Wasserwirtschaftsamt meist als "mäßig belastet" eingestuft wird. Das ist im bayernweiten Durchschnitt nicht schlecht, doch es könnte besser sein, so steht es auf der Seite des Bund Naturschutz (BN). Die Schadstoffe, die das Gewässer belasten, stammen meist aus der Landwirtschaft und den Siedlungsabwässern. Doch auch immer mehr Plastik verunreinigt die Umwelt und gelangt in der Kreislauf der Natur und von dort aus nicht zuletzt zu uns Menschen zurück.

Um ein Bewusstsein dafür zu bekommen, was unachtsam weggeschmissenes Plastik verursacht, bietet das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Projekt "Plastikpiraten - das Meer beginnt hier!" für Schüler an. Nach strengen wissenschaftlichen Kriterien untersuchen Kinder aus ganz Deutschland ihre Bäche und Flüsse, um letztendlich ein ganzheitliches Bild der Verschmutzung in den deutschen Flüssen zu bekommen.

Schüler untersuchen Müll

An der Zeitlofser Grundschule setzt das Klassenlehrerein Andrea Heinle gemeinsam mit ihrer 4. Klasse um. "Das ist viel wirksamer als Frontalunterricht", sagt Heinle über das Projekt. Und ein Abenteuer sei das noch dazu. Denn trotz der Novemberkälte stapfen die Schüler mit Gummistiefeln und Untersuchungsmaterial durch die Sinn und die Wiesen daneben, um ihre Funde zu dokumentieren und schließlich an die Kieler Forschungswerkstatt zu übermitteln. Die Ergebnisse werden anschließend veröffentlicht und aufbereitet. "Das ist eine schöne Sache, um den Kindern zu zeigen, was mit der Einkaufstüte aus dem Supermarkt passieren kann", sagt Heinle. Vielleicht überlege sich das ein oder andere Kind danach,ob so viel Plastik in unserem Alltag wirklich nötig ist.

In Gruppen aufgeteilt haben die Kindern bestimmte Aufgaben wie die Dokumentation bestimmter Pflanzen und Tierarten am und im Fluss, Messung der Fließgeschwindigkeit und Sammlung von größerem Müll. Eine weitere Gruppe ist für die ganz kleinen Teile zuständig: Das sogenannte Mikroplastik wird mit Hilfe eines Schleppnetzes, das über den Fluss gespannt ist, aufgefangen. Für das normale Auge kaum sichtbar, sammeln sich hier die besonders gefährlichen Mikroplastikteile. Diese werden von Tieren im Fluss oder im Meer gefressen und lösen vielerlei Probleme aus. Denn neben Verletzungen können die Schadstoffe an solchen Plastikteilen um ein Vielfaches erhöht sein. "Es ist schon sehr erstaunlich, was an so einem ruhigen Fleckchen Erde alles zu finden ist. Wie sieht es dann erst in der Stadt aus?", fragt sich die Lehrerin.

Das sagen die Schüler zum Projekt

Lisanne Marie Fischer(9): "Überrascht"

"Ich hätte nicht gedacht, dass wir hier so viel Müll finden. Es ist ja eigentlich ein sehr ruhiges Gebiet. Jetzt wissen wir auch, dass die Sinn letzten Endes ins Meer fließt und dass Wale von dem Plastik, das wir hier wegschmeißen, sterben können. Ich verstehe deshalb nicht, dass so viel Plastik verkauft wird."

Vanessa Propp(10): "Unerschrocken"

"Das Projekt hat mir gut gefallen, ganz besonders der Vormittag am Bach. Ich habe mir schon gedacht, dass in der Sinn so viel Mül drinnen ist. Ich bin hier oft zum Spielen im Sommer und da habe ich auch schon Plastikmüll gesehen."

Lina-Marie Richter (9): "Lehrreich"

Jetzt weiß ich, dass es sowas wie Mikroplastik gibt und dass es einen großen Unterschied zwischen Mikro- und Makroplastik gibt. Heutzutage ist halt alles aus Plastik, darüber habe ich vorher nicht nachgedacht.

Leona Strebel (9): "Spannend"

"Das ist mal was ganz anderes wie der Unterricht im Klassenzimmer. Ich weiß jetzt, dass man Müll nicht achtlos wegschmeißen darf. Das Projekt fand ich echt toll und achte jetzt bestimmt mehr darauf."