Wohnprojekt für Ortskräfte im Wildfleckener Gemeinderat: Fast nur Ablehnung
Autor: Steffen Standke
Wildflecken, Mittwoch, 24. November 2021
Für die Regierung von Unterfranken ist es ein Glücksfall: Ein Investor bietet mitten in Wildflecken Wohnraum für Flüchtlinge mit besonderem Status, auch Ortskräfte aus Afghanistan. Gemeinderäte und Bürgermeister zeigen deutlich, was sie von der Idee halten.
Leicht hatten es Maria-Antonette Graber und Lothar Menzel von der Regierung von Unterfranken sicher nicht: Im Haus des Gastes in Oberbach saßen sie einer breiten ablehnenden Front von Gemeinderäten (und dahinter Zuschauern) gegenüber. Unsachlich oder gar feindselig wurde es zwar nie. Aber stetig prasselten Argumente auf die beiden Behördenvertreter ein. Nicht nur von vorn, sondern auch von der Seite, wo Bürgermeister Gerd Kleinhenz (FWW) saß.
Was war der Anlass für diese Szene im Wildfleckener Gemeinderat? Die Regierung sucht händeringend Orte, wo sie "Flüchtlinge beziehungsweise Menschen mit anerkanntem Schutzstatus außerhalb eines Asylverfahrens" unterbringt. Zu diesen Menschen mit besonderem Status, die arbeiten dürfen und gegebenenfalls Sozialleistungen erhalten, gehören auch afghanische Ortskräfte. In Wildflecken sollen acht Familien dort unterkommen, je nachdem, wieviele Mitglieder sie haben, bis zu 50 Menschen.
Laut Graber, bei der Regierung Sachgebietsleiterin Flüchtlingsbetreuung und Integration, ist "die Suche nach Unterkünften nicht einfach. Wir sind auf jeden Ort, den wir bekommen können, angewiesen."
Da traf es sich gut, dass ein Investor auf die Regierung zukam. "Ursprünglich hat er uns vier Häuser angeboten", sagte Grabers Mitarbeiter Lothar Menzel. Diese hat der Investor erst im Oktober bei einer Zwangsversteigerung erworben, dem Vernehmen nach für 480 000 Euro. Bei dem Käufer handelt es sich laut Menzel um den Vermieter der Flüchtlingsunterkunft in Volkers, "ein zuverlässiger und integrer Mann".
Man habe intensive Verhandlungen über zwei der Gebäude mit ihm geführt. Einen Vorvertrag gebe es nicht; man feile an einem Entwurf für einen Mietvertrag. Der soll auf zehn Jahre geschlossen werden, gab Graber bekannt. Die beiden maroden Blöcke in der Rothenrainer Straße und in der Dörrenbergstraße sollen "menschengerecht" saniert und zeitnah bezogen werden, möglichst vier Monate nach der Unterschrift unter den Mietvertrag.
Die Liste der Bedenken zu dem Vorhaben war lang. Den Anfang machte Bürgermeister Kleinhenz, der an die großen Belastungen der Marktgemeinde in der Vergangenheit erinnerte (wir berichteten). "In vielen Fällen war der soziale Frieden oft in Gefahr." Es sei viel unternommen worden, um Normalität herzustellen.
Kleinhenz wies auch auf die überfüllten Kindergärten und -krippen in Wildflecken und Oberbach hin. Im Hauptort gebe es zwei Einrichtungen für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, was sich im Ortsbild widerspiegelt. Auch fürchtete er um einen Wertverlust umliegender Immobilien.