Wo Lola Montez einst badete
Autor: Julia Raab
Bad Brückenau, Mittwoch, 18. Oktober 2017
Vor 170 Jahren hat sich König Ludwig I. mit seiner Geliebten, der skandalumwitterten Lola Montez, in Bad Brückenau zur Sommerfrische getroffen.
Eine der großen, skandalösen Liebesgeschichten des 19. Jahrhunderts hat sich für einige Wochen auch in Bad Brückenau abgespielt: Die Affaire zwischen Ludwig I. , König von Bayern, und der Irin Lola Montez.
1846 lernte der damals immerhin schon 60 Jahre alte Monarch die skandalumwitterte irische Tänzerin kennen, als sie sich beim Direktor des königlichen Hoftheaters um Auftritte in Zwischenakten bewarb. Sie erhielt eine Audienz beim König, der über ihre Anstellung entscheiden sollte. Der verliebte sich Hals über Kopf in die 26-Jährige.
Das Verhältnis sprach sich in München schnell herum. Die Gesellschaft war empört, und man erzählte sich, dass ihr der König hörig sei. Während die Irin, die sich als Spanierin ausgab, einen Skandal nach dem anderen produzierte, nahm sie der König immer wieder in Schutz und unterstützte sie finanziell äußerst großzügig, sogar noch, als es Anzeichen gab, dass sie ihn betrügt. Der Fürstbischof beschwor ihn, die unmoralische Liason zu beenden, es gab Streit mit dem Polizeichef, der gegen Lola Montez ermittelte, und der Staatsrat lehnte die vom König angestrebte Einbürgerung der Tänzerin ab.
Da beschlossen der König und seine Mätresse, den Sommer 1847 in dem kleinen Städtchen Bad Brückenau zu verbringen. Hier können sie unbehelligt von der Öffentlichkeit ihre Liebe genießen können, so die Hoffnung.
Per Lichtzeichen verabredet
Lola Montez wohnte im Haus Löwen, wo sich heute ein Café und ein Speiselokal befinden. Ludwig residierte im Fürstenhof, der heutigen Dependance des Dorint Hotel und Spa. Die Zwei sollen sich per Lichtzeichen verabredet und im nahe gelegenen Brückenauer Wald verabredet haben, sagen Insider aus Bad Brückenau. Heute finden sich ihre Spuren noch immer in der Gegend. Gemeinhin bekannt sind die Lola-Montez-Quelle und der erst kürzlich renovierte Lola Montez-Saal. Weniger bekannt sind die geheimen Treffpunkte der beiden.
Bad in der Pferdetränke
Mindestens einmal war sie mit Ludwig in der Mottener Jagdhütte auf dem nahe gelegenen Berg Hohe Kammer an der heutigen hessischen Grenze. Dort jagte der König die Auerhähne und feierte Feste. In der Pferdetränke vor der Hütte soll Lola - den Erzählungen nach - gebadet haben. Deshalb wird sie auch "Lolas Badewanne" genannt. Heute gehört das Grundstück den Bayerischen Staatsforsten und wäre wohl in Vergessenheit geraten. Doch der gebürtige Mottener Alfred Stumpf hat sich den ursprünglichen Weg hinauf zur Jagdhütte und die Instandsetzung derselben im Jahr 2009 zur Aufgabe gemacht.Stumpf und seine Initiative schlossen die Wasserleitung der Tränke an eine Quelle an und kümmerten sich um eine Beschilderung. "Ich wusste seit meiner Kindheit von der Hütte und konnte nicht zulassen, dass sie so herunterkommt", sagt Stumpf über sein Engagement. "Wenn wir es nicht gemacht hätten, wäre der Ort vergessen", fügt er hinzu.
Die Romanze der beiden, so heißt es in den Geschichtsbüchern, gehört neben weiteren politischen Ereignissen zu den Auslösern der Märzrevolution im Jahre 1848. Ihre Affären mit Ludwig und anderen Männern, ihre Einbürgerung und schließlich die Erhebung in den Adelsstand empfand das Volk als Skandal, es kam zu Aufständen und Unruhen.
Lola Montez log und trickste, provozierte und intrigierte. Doch wer sie lediglich auf ihre Launen und ihr gutes Aussehen reduziert, unterschätzt sie gewaltig. Sie war ihrer Zeit weit voraus, begehrte auf gegen die Ungleichbehandlung von Mann und Frau - auch wenn sie damals noch für die Emanzipation von Frauen nicht viel tun konnte. Sie schaffte es immerhin, ein ganzes Königreich zu erschüttern und Eingang in die Geschichtsbücher zu finden. Noch im Jahr 2013 widmete eine dänische Metal Band namens "Volbeat" der Tänzerin einen Song.
In der Region um Bad Brückenau wird Lola Montez immer als Geliebte des Königs in Erinnerung bleiben. Auf dem hergerichteten Wanderweg in den Mottener Bergen, auch "Königspfad" genannt, kann man auf ihren Spuren wandeln.