"Wirtekaplan" verabschiedet sich mit einem Lied vom Kreuzberg
Autor: red
Bischofsheim an der Rhön, Mittwoch, 15. Oktober 2014
Weihbischof em. Helmut Bauer erhält bei seiner letzten offiziellen Wirtewallfahrt als "Wirtekaplan" viel Zuspruch und Lob. Vielleicht aber gibt es auch ein heimliches Wiedersehen.
Am Ende kam doch eine spürbare Schwermut auf. Walter Nosek, Ehrenvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands Unterfranken und Wallfahrtsführer, rang sichtlich um Fassung, als er Weihbischof em. Helmut Bauer ein Danke-schönpräsent überreichte. Der 81-Jährige hatte kurz zuvor im Antoniussaal des Klosters auf dem Kreuzberg verkündet: "Heute bin ich das letzte Mal als 'Wirtekaplan' bei euch. Meine Gesundheit zwingt mich, kürzerzutreten."
Wie Markus Hauck vom Pressedienst des Ordinariats feststellte, war dabei an diesem Nachmittag vieles wie immer bei der jährlichen Wirtewallfahrt: Das Wetter zeigte sich herbstlich nass und vernebelt, in der Wallfahrtskirche saßen und standen die Pilger aus ganz Unterfranken dicht gedrängt.
Über 330 waren es nach Angaben von Michael Schwägerl, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Unterfranken, allein 80 von ihnen aus Stadt und Landkreis Würzburg. Rund 70 Wirte waren auch diesmal zu Fuß unter der Leitung von Wanderführer Josef Keßler (Oberweißenbrunn) heraufmarschiert.
Weihbischof Bauer feierte mit den Teilnehmern der 22. Auflage der Wirtewallfahrt zum 20. Mal eine Heilige Messe in der Klosterkirche. Nur zwei Mal musste er seit 1993 passen - wie im vergangenen Jahr, als sein 25. Bischofsjubiläum just an diesem Termin gefeiert wurde. Der Gesang war wie immer kräftig, die Orgel wurde von Blasmusikern unterstützt. In seiner Predigt zeigte sich der Weihbischof diesmal besonders nachdenklich.
Er thematisierte das Kreuz, zu dem die Wallfahrer auf den Kreuzberg hinaufziehen.
Tröstendes Kreuz in der Gaststube
"Sie haben in Ihrer Gaststube auch immer ein Kreuz hängen. Es ist das Zeichen der Hoffnung, das Tor zur Auferstehung", rief er den Gastwirten zu. Das Kreuz tröste daher jeden, der die Grenzen seines eigenen Lebens spüre. Er selbst habe das bereits als Fünfjähriger anschaulich erfahren, als die 90-jährige Nachbarin, die im Sterben lag, beim Rosenkranzgesätz "Der für uns gestorben ist" selig zu lächeln begonnen habe. "Der Herr ist im Leben und im Sterben bei uns - auch dafür steht das Kreuz."
Beim anschließenden Beisammensein wurde der Weihbischof herzlich begrüßt. Ein Schulterklopfen hier, ein Händeschütteln da, ein kurzer Plausch dort. Man kennt und schätzt sich.
Die Feuerbergmusikanten aus Langenleiten spielten unter der Leitung von Edwin Schäfer auf, und das eine oder andere Paar legte gar eine flotte Sohle auf das Parkett.
Gedanken als "Wirtekaplan"
Dann trat Weihbischof Bauer ans Mikrofon, um wie jedes Jahr ein paar heitere Anekdoten zu erzählen und mit den Wirtsleuten zu singen. "Das ist heute mein Abschiedslied", verkündete er. Auf die Melodie von "Mein Vater war ein Wandersmann" hatte er sich Gedanken zu seiner Tätigkeit als "Wirtekaplan" gemacht. Wie immer mit dem für ihn typischen Augenzwinkern. "Der arme Kerl, er wird recht alt, sein Geist fängt an zu rost'. Er steht dann am Altare gar und sagt statt 'Amen' Prost." In seinem Lied erklärte der Weihbischof weiter, dass er als Wirtekaplan vom Herrn bestimmt als Dankeschön ein großes Bier bekommen werde. "Es geht noch weiter, ihr wird's sehen, im Himmel dort bei Gott.
Drum freut euch drauf allhier recht schön, übt's Halleluja flott." Als der Weihbischof sich verabschiedet hatte, blickten viele der Wirtsleute nachdenklich in die Runde. "Wir haben uns immer auf ihn gefreut. Nicht nur, weil er wie wir vom Untermain kommt, sondern weil uns seine Art begeistert", sagt Marieluise Albert aus Waldaschaff.
Werner und Maria Wiener aus Bad Neustadt sprachen von einem "Einschnitt". Das Zugpferd der Wirtewallfahrt sei nicht zuletzt Weihbischof Bauer gewesen. "Ich habe kaum einen Termin verpasst. Aber ob in Zukunft noch so viele Leute kommen werden, wird sich zeigen", sagte Werner Wiener. Robert Ums aus Tauberrettersheim lobte den Weihbischof als "einwandfrei, sehr menschlich, extrem sympathisch". Kein Wunder, dass "Bravo"-Rufe und Applaus durch den Saal donnerten, als der Weihbischof im Hinausgehen leise ins Mikro verkündet: "Ich kann nicht ausschließen, dass ich nicht doch vielleicht heimlich noch einmal komme." pow