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Wird Bad Brückenau Heilquellenschutzgebiet?


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Mittwoch, 27. November 2013

Nicht nur im Staatsbad sprudelt wertvolles Heilwasser aus der Erde. Auch in der Kernstadt gibt es zwei Quellen. Doch die sind bisher nicht von einem Schutzgebiet umgeben. Der Stadtrat möchte das jetzt ändern.
Der Georgi-Sprudel war Thema im Stadtrat. Fotos: Ulrike Müller


Es ist ein wertvolles Gut, das Bad Brückenau buchstäblich in die Erde gelegt wurde, und der Stadtrat will dieses Gut schützen. Dazu hatte die Stadtverwaltung das Büro für Hydrogeologie und Umwelt aus Gießen (HG) beauftragt, die Quellen zu begutachten. Die Ergebnisse wurden im jüngsten Stadtrat vorgestellt.

Anlass für das Gutachten war, dass schon im vergangenen Jahr das Recht zur Wasserentnahme für den Siebener auslief. Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen verlängerte die Frist zwar bis Ende diesen Jahres, allerdings mit Auflagen. Also machte sich Dr. Bernd Hanauer vom HG vor Ort daran, den Zustand der Quellen zu erkunden.

Für den Siebener gibt der Experte grünes Licht. "Der Brunnen ist ein Arteser, das heißt, der natürliche Druck des Grundwassers liegt höher als das Geländeniveau", sagt Hanauer. Deshalb sprudelt die Quelle ununterbrochen und es besteht keine Gefahr, dass sich das Heilwasser, das sich in 311 Metern Tiefe in einer Zechstein-Schicht angesammelt hat, mit Grundwasser aus höher gelegeneren Schichten vermischt.

Der heutige Siebener wurde im Jahr 1978 etwa 15 Meter neben dem alten Brunnen gebohrt. Gerüchten, wonach die alte Quelle nicht gut verschlossen sei und den neuen Siebener beeinflusse, erteilte Hanauer aber eine klare Absage. "Wir haben alles ausgegraben, was noch da war", berichtet er. "Der Brunnen ist ordentlich abgedichtet." Zudem habe ein Druckvergleich gezeigt, dass alte und neue Quelle nicht miteinander zusammenhingen. Hanauer mahnte aber an, dass die alte Quelle nicht länger zugänglich sein sollte, um Vandalismus vorzubeugen.

Erkundung des Brunnens ratsam

Mehr Sorge bereitet dem Stadtrat dagegen der Georgi-Sprudel. Dass sich im Heilwasser Spurenstoffe nachweisen lassen - der Fachmann spricht von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) -, ist längst bekannt. Immerhin steht nicht umsonst Hinweis am Ausschank in der Georgi-Halle, nicht mehr als vier Liter des Heilwassers am Tag zu trinken. Der Georgi-Sprudel ist im Gegensatz zum Siebener kein Arteser, sondern befördert das Wasser durch das Gaslift-Prinzip an die Oberfläche: Erst wenn sich genug Kohlensäure angesammelt hat, schwappt das Wasser aus dem Rohr. Ist der Gasdruck noch nicht groß genug, kann Grundwasser aus höher gelegenen Gesteinsschichten einsickern.

Und genau das ist der Weg, wie die Spurenstoffe ins Wasser gelangen. Für Hanauer sind die PAK ein Hinweis darauf, dass die Verschraubungen der Leitung nicht dicht sein könnten. Die Quelle, die sich in 554 Metern Tiefe aus derselben Zechstein-Schicht wie der Siebener speist, sei nur im oberen Bereich ordentlich abgedichtet. In unteren Schichten sei das Bohrloch lediglich mit Bohrgut verfüllt worden.

Keine gesundheitliche Gefahr

"Die Konzentration der PAK ist gesundheitlich völlig unbedenklich und stellt die Nutzung des Georgi-Sprudels als Heilquelle nicht in Frage", beruhigt Hanauer die Räte. Außerdem sei die Konzentration mindestens über 20 Jahre stabil geblieben, was gegen eine zukünftige Zunahme und damit eine Gefährdung spricht. Er gibt aber die Empfehlung, die Quelle zu überprüfen. Für den Stadtrat bedeutet das noch mehr Arbeit. Es geht nicht mehr nur darum, ein Heilquellenschutzgebiet auf den Weg zu bringen. Eine Analyse der Wasserqualität und des Zustands der Quellen wird wohl auf die Stadt zukommen.

Beschlossen ist jedenfalls noch nichts Konkretes. Die Räte entschieden, eine weitere Verlängerung des Entnahmerechts für Wasser aus dem Siebener zu beantragen. Diesen Zeitpuffer will der Rat nutzen, um sich ein Konzept für die Zukunft der beiden Quellen zu überlegen. Die Ausweisung eines Heilquellenschutzgebietes wurde ebenfalls ins Rollen gebracht. Ob es aber in der Form kommen wird, die Hanauer vorgeschlagen hat, muss erst noch wasserrechtlich geklärt werden.