Winterzeit ist Hochnebelzeit in der Rhön
Autor: Jürgen Hüfner
Bad Brückenau, Sonntag, 18. Januar 2015
Bei Inversionswetterlage gibt es in den Höhenlagen der Rhön eindrucksvolle Phänomene. Oft wird selbst der Hauptkamm überwallt.
Herbst- und Winterzeit ist Hochnebelzeit. Dichter Nebel legt sich über das Land und deckt die Täler zu. Es sind diese grauen, tristen Tage ohne Sonnenlicht. Doch in den Höhenlagen der Rhön zeichnet sich oft ein ganz anderes Bild ab: Hier gibt es Sonnenschein satt, oft in Kombination mit einem tiefblauen Himmel. Dagegen liegt dem Betrachter ein wallendes, waberndes Nebelmeer zu Füßen, das die Rhöner Kuppen dynamisch umspült.
Klarer Himmel, gute Fernsicht
Am häufigsten entsteht Hochnebel im Herbst, wenn sich feuchte Luft über Nacht stark abkühlt. Hochnebelfelder können das ganze Land überziehen und bleiben oft auf einem bestimmten Höhenniveau. Je nachdem, wo die Obergrenze des Hochnebels liegt, können die Alpen oder manche Mittelgebirge aus dem Nebel herausragen und profitieren dann von wärmeren Temperaturen als das Land darunter im kalten Hochnebel.
Hochnebeltage gehen oft mit Inversionswetterlagen mit sehr guter Fernsicht einher. Die benachbarten Mittelgebirge rücken so näher ins Blickfeld. In der Rhön wird der Hochnebel meist mit dem Ostwind herangetragen. Dann strandet das Nebelmeer entweder an der Barriere oder überrennt diese, wenn die Höhe ausreichend ist.
Sonniges Hessen bei Ostwind
Das führt zu typischen Phänomenen in der Rhön. Der Rhön-Hauptkamm, gebildet von der Langen Rhön und der Dammersfeldgruppe, richtet sich von Nord-Ost nach Süd-West aus. Diese Gebirgskette, die auch die Wasserscheide Rhein-Weser bildet, trennt die Bayerische Rhön von der Hessischen. So zeichnet sich bei Ostwind zumeist das selbe Bild ab: Die Bayerische Rhön wird mehr oder weniger geflutet, während im Hessischen Teil die Sonne lacht.
Ab etwa 850 Meter Nebelobergrenze wird auch die Lange Rhön vom Nebel überzogen. Dabei ist es auch von der Windstärke abhängig, ob höhere Gipfel vom Nebel überwallt werden. Meist kann man von der 950 Meter hohen Wasserkuppe dieses Phänomen am besten beobachten - sofern diese nicht selbst überwallt wird.
Der Hauptgebirgskamm liegt dann vor dem Betrachter, die markanten Kuppen von Dammersfeld, Eierhauck oder dem Steinkopf auf der Langen Rhön sowie die beiden Sendeanlagen von Heidelstein und Kreuzberg sind an der Nebelgrenze noch gut auszumachen.
Den Passverbindungen, die über den Rhön-Hauptkamm führen, kommt eine besondere Bedeutung zu. Da sie natürliche Einschnitte bilden, gelangt der Nebel hier zuerst auf die andere Seite. So kann man vom Simmelsberg aus besondes eindrucksvoll erleben, wie der Nebel durch den 730 Meter hohen Pass an der Schwedenschanze strömt und an Rodenbach vorbei ins Tal fließt. Ist die Sonne im Herbst noch kräftig, kommt es hier dann oft zur Nebelauflösung.
Oft Sondereffekt im Sinntal
Parallel zum Hauptkamm der Rhön erstrecken sich die Schwarzen Berge und die Kreuzberggruppe, die mit ihrer Höhe dazu führen, dass das Obere Sinntal, das dazwischen liegt, eine Sonderstellung genießt. Damit hier Nebel hineingelangen kann, muss entweder die Passverbindung des Guckaspasses (670 Meter hoch) oder die Linie Hagküppel-Arnsberg (rund 650 Meter) überwältigt werden. Ab rund 700 Metern Hochnebelobergrenze überläuft der Nebel auch den Kreuzbergsattel. Ein interessanter Effekt in der Hochnebelküche ist der Lee-Effekt von Gebirgen. Dabei bilden sich im Windschatten der Berge Bereiche, die nebelfrei bleiben. Wenn der Wind aus Nordost kommt, bleibt manchmal die Gegend rund um Bad Brückenau im Windschatten der Schwarzen Berge verschont, während die Nebel weiter südwestlich wieder zusammenlaufen.
Fallen die Temperaturen zudem noch unter Null, setzt sich überall Reif an. Dabei gilt, dass Reif sich immer an der windzugewandten Seite anbaut. Das kann mitunter beachtlichen Rauhreifanhang geben. So brach beispielsweise Anfang Dezember 2014 eine der Hexenbuchen am Himmeldunk durch den massiven Eisbehang auseinander, während man im Tal unterhalb der Frostgrenze nichts von der üppigen Reiflandschaft ahnte, die die Gipfel überzog.
Auch auf die Nacht hat der Hochnebel seine Auswirkungen. Zum einen schwächt der Hochnebel die Lichtverschmutzung durch Städte und Dörfer ab, was besonders intensive, klare Sternenhimmel ermöglicht, zum anderen bekommt die Nebeloberfläche dadurch farbige Lichtkleckse ab - eine ganz besondere Stimmung.