Windpark im Roßbacher Forst nicht vom Tisch
Autor: Ulrike Müller
Roßbach, Freitag, 28. November 2014
Eigentlich sind die rechtlichen Rahmenbedingungen klar: Ein Windpark im Roßbacher Forst ist nicht möglich. Doch der Investor Windkraft Bayern hält an den Plänen fest...
Es dauert eine Weile, bis Hagen Schiffner ans Telefon geht. Schiffner ist der Geschäftsführer von "Windkraft Bayern". Er ist auch der Geschäftsführer der "Renergiepartner GmbH" mit Sitz in Eberswalde bei Frankfurt an der Oder und er hat viel zu tun. "Ich habe etwa 150 Projekte", sagt Schiffner. Eines davon liegt im Roßbacher Forst.
Im Sommer 2013 diskutierte der Kreisrat über einen Windpark im Roßbacher Forst. 110 Millionen Euro sollte der kosten. Neben dem Investor "Windkraft Bayern" saßen "Siemens" und die "Deutsche Bahn" mit im Boot. Die Idee: Den Windstrom direkt in die Bahnstromleitung einspeisen, die an der ICE-Trasse Hannover-Würzburg hinter dem Höhenzug verläuft. Das Projekt war lukrativ. Das Projekt war nachhaltig. Das Projekt ist vom Tisch.
Eigentlich.
Gebiet ist geschützt
Denn der Roßbacher Forst liegt im Landschaftsschutzgebiet (LSG). Der Regionalplan Main-Rhön für die Windkraftnutzung aber verbietet Windräder in LSGen. Am 18. Juli 2013 entschied der Kreistag, die Grenzen des LSG nicht zugunsten des Projekts im Roßbacher Forst zu verändern. In derselben Sitzung fiel noch eine andere Entscheidung: Die Erweiterung des Unesco-Biosphärenreservats Rhön wurde auf den Weg gebracht. Die Erweiterungsfläche aber schließt den Roßbacher Forst mit ein.
Hagen Schiffner also könnte den Sitz der Projektgesellschaft im Zeitlofser Ortsteil Roßbach auflösen und an die Oder zurückkehren. Tut er aber nicht. "Es wird weiter an dem Projekt gearbeitet", sagt Schiffner.
"Der Regionalplan ist noch mit vielen Fragezeichen behaftet." Und dann fällt das Stichwort Südlink.
Stromtrasse Südlink im Blick
"Kommt die Stromtrasse nicht", sagt Schiffner, "dann stellt sich politisch die Frage, was man machen muss, um selbst Strom zu produzieren." Windkraft wäre wieder ein Thema, vielleicht auch in der Rhön. Wird Südlink aber gebaut, dann ist das dem Investor auch recht. "Wenn wir dann noch ein paar Windräder daneben stellen, stört das niemanden", sagt Schiffner.
Ein Blick über die Landesgrenze nach Hessen zeigt: Der Bau von Windkraftanlagen boomt. Der Regionalplan, der Vorranggebiete für Windkraft ausweist, ist noch nicht rechtskräftig, da reservieren sich die Investoren schon die attraktivsten Standorte. Die Gemeinde Sinntal klagt gegen einen Windpark zwischen Sterbfritz und Ramholz.
Ein weiterer Park zwischen Züntersbach und Schwarzenfels ist im Gespräch und im Bereich Kalbach/Neuhof sind sechs Anlagen geplant.
Kontroverse um Schwarzstorch
Hagen Schiffner wartet ab. "Neues Spiel, neues Glück", sagt er über das nächste Jahr, in dem sich vielleicht entscheiden wird, ob die Stromtrasse kommt und wohin sie kommt. Er sagt diesen Satz aber vor allem über den Schwarzstorch, der früher einmal im Roßbacher Forst wohnte und dessen Horst auf mysteriöse Weise verschwunden ist. "Es gibt definitiv keinen", sagt Schiffner, "wir haben bei unseren Untersuchungen keinen gefunden."
Ob sich der Schwarzstorch in dem Gebiet noch aufhält, ist aus Sicht der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Bad Kissingen unklar. Das bestätigt Doris Hupfer.
"Der Roßbacher Forst ist der älteste Brutplatz im Landkreis Bad Kissingen und liegt im Landschaftsschutzgebiet", sagt Daniel Scheffler, Schwarzstorch-Beauftragter der Regierung von Unterfranken und beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) aktiv. "Sollte Windkraft Bayern - oder wer auch immer - hieran etwas ändern wollen, so wird der LBV alle rechtlichen Register ziehen, um dies zu verhindern", kündigt Scheffler an.
Landrat verweist auf Beschluss
Landrat Thomas Bold (CSU) bleibt indes gelassen. "Es liegt ein Beschluss des Kreistages vor." Damit sei die Voraussetzung für einen Windpark nicht gegeben. Die Genehmigung für den Bau eines Windmessmastes hat das Landratsamt schon vor Monaten ausgestellt. Gebaut wurde er noch nicht. "Bevor ich den hinstelle, möchte ich schon noch ein Stückchen weiter sein", sagt Schiffner. Und dann legt er auf, denn er hat viel zu tun. Und wer weiß, vielleicht spielt ihm ja die Zeit in die Hände.