Wildflecken: Wohin mit dem Abwasser?
Autor: Ulrike Müller
Wildflecken, Freitag, 10. Februar 2017
Die Kläranlagen im oberen Sinngrund sind uralt. Ein Anschluss an das Kanalsystem Bad Brückenau steht im Raum. Ob sich das rechnet, ist offen. Noch.
Er hat die Proben auf der Regentonne abgestellt, draußen, damit sie abkühlen. Guido Donner kennt die Kläranlagen des Markts Wildflecken im Detail. Rund 50 Kilometer Kanalsystem sind sein Refugium."Die Anlage ist alt, aber sie funktioniert", sagt Donner. Drei- bis viermal pro Monat kontrolliert er die Werte. "Zulauf Oberbach", steht auf einer der Plastikflaschen, die im Container stehen, die Donner "sein Labor" nennt. "Ablauf Wildflecken", ist auf einem anderen Behälter zu lesen. Auch das Abwasser der Rhön-Kaserne läuft in der Kläranlage ein.
Betrieb mit Sondergenehmigung
Die Anlage in Wildflecken ist verhältnismäßig groß, sie war ursprünglich für 14.400 Einwohner ausgelegt. Später wurde dieser Wert auf 9900 Menschen reduziert.Im Jahr 1970 ging sie in Betrieb, Mitte der 1970er Jahre folgte Oberbach. Dort leistet eine einfache Teichanlage, die für bis zu 1990 Einwohner zugelassen ist, ihren Dienst. In Oberbach leben 906 Menschen. "Die Anlage hält die Grenzwerte ein", sagt Donner. Seine Arbeit wird halbjährlich von unabhängigen Sachverständigen überprüft. Bis zum Jahr 2022 liege eine Genehmigung für Oberbach vor, gibt Donner Auskunft.In Wildflecken ist die Situation wesentlich komplizierter. Seit Jahren arbeitet die Kläranlage nur noch mit einer Sondergenehmigung. "Schon 1994 war geplant, eine neue Anlage zu bauen, auf der anderen Seite der Sinn", berichtet Donner und weist mit dem Arm über den Wildbach. Dann aber zogen die Amerikaner ab und aus dem Neubau wurde nichts. Über Jahre wurde die Dringlichkeit einer Lösung immer wieder diskutiert. Doch weil niemand sagen konnte, ob ein Neubau oder der Anschluss gemeinsam mit der Nachbargemeinde Riedenberg ans Kanalnetz Bad Brückenau wirtschaftlicher wäre, ist bisher nichts passiert.
Studie wird vorgestellt
Im vergangenen Jahr gab deshalb die Brückenauer Rhönallianz eine Studie bei einem Münchner Fachbüro in Auftrag. Sie ist fertig, am Donnerstag wurde das Ergebnis im Kreise der acht Bürgermeister (Bad Brückenau, Geroda, Motten, Oberleichtersbach, Riedenberg, Schondra, Wildflecken und Zeitlofs) besprochen. Auch Vertreter verschiedener Behörden seien dabei gewesen, berichtet Allianzmanager Uwe Schmidt. Im März soll bei einem großen Treffen aller Stadt- und Gemeinderäte das Ergebnis der Studie öffentlich vorgestellt werden. Die Allianz möchte den Termin zudem als Anlass nehmen, um über die bisher geleistete Arbeit Rechenschaft abzulegen.Es wird auch Zeit. Im vergangenen Jahr schaffte der Markt Wildflecken für rund 50.000 Euro eine neue Rechenanlage an. Auch die Leitungen, die den Klärschlamm aus den Tropftürmen nach oben befördern, sind marode. Wenn die Installation zu teuer werde, engagiere die Gemeinde lieber eine Firma, die den Schlamm heraus pumpe, sagt Kämmerer Dieter Feller.
Studie Die Rhönallianz hat eine Studie zum Umgang mit Abwasser und Klärschlamm im Altlandkreis Bad Brückenau in Auftrag gegeben. Drei Schwerpunkte wurden untersucht: Bestandsaufnahme und Bewertung aller bestehenden Kläranlagen; die Wirtschaftlichkeit einer gemeinsamen Abwasserbehandlung von Wildflecken und Riedenberg mit Bad Brückenau und Zeitlofs; Möglichkeiten einer nachhaltigen Verarbeitung von Klärschlamm.
Termin Das Ergebnis der Studie wird am 20. März um 19 Uhr in der Georgi-Halle vorgestellt. Alle acht Stadt- und Gemeinderäte sind dabei anwesend.