Wie die "Hanse" in Unterleichtersbach groß wurde
Autor: Steffen Standke
Unterleichtersbach, Montag, 23. Mai 2022
Vor 60 Jahren entschied sich Hanse-Haus-Gründer Hermann Wandke für ein Zweigwerk in Unterleichtersbach. Leo Büchner und Erwin haben die Zeit danach mitgeprägt. Und den beeindruckenden Aufstieg des Unternehmens erlebt.
Vier Jahrzehnte. Solange prangt der Schriftzug "Hanse-Haus" schon über dem Eingang zum Kopfbau von Werk I, nahe dem Einraffshofer Wasser. Die Produktionsstätte selbst zählt freilich fast 20 Jahre mehr.
Doch außer dem Schriftzug, das weiß keiner besser als Leo Büchner und Erwin Beck, ist kaum noch etwas "original" im Werk I, der Keimzelle der "Hanse" in der Rhön. Hallen wurden modernisiert, einige abgetragen und neu gebaut. Beide haben dort den größten Teil ihres Berufslebens verbracht, Büchner sein gesamtes.
Am 1. Juni 1974 trat der Schondraer in das noch recht kleine Unternehmen ein, lernte in Werk I Holzmechaniker. Später stieg er im 1993 neugebauten Werk II am Buchrasen zum Werksleiter auf, verantwortete in den vergangenen elf Jahren den Einkauf des Fertighaus-Herstellers. Zum 1. Juni geht Leo Büchner nach 45 Jahren Hanse in Rente, genießt jetzt schon einige restliche Urlaubstage.
Nur ein Fertighaus pro Woche
Erwin Beck, ebenfalls aus Schondra, hat zwar nicht in Unterleichtersbach gelernt. Dafür stieß der heute 78-Jährige schon 1967 - sieben Jahre früher als Büchner - als Schreiner-Geselle zum Unternehmen. Bei Hanse-Haus war er vor allem im Fenster-, Giebel- und im Plattenbau, auch in leitender Position, tätig, 2008 schied er aus dem aktiven Dienst aus.
In den Anfangsjahren, erinnert sich Beck, war an die heutige Großproduktion von Fertighäusern nicht zu denken. Ein Haus schaffte die Belegschaft von Werk I in der Woche. Was am viel höheren Anteil an Handarbeit und geringerem Einsatz von Maschinen lag. An eine computergestützte Fertigung war auch nicht zu denken.
Überhaupt darf man sich nicht vorstellen, dass 1962, als Hermann Wandke nach Unterleichtersbach kam, gleich losgefertigt wurde. Erst mussten die Hallen für die Produktion errichtet werden. Sie waren als Zweigwerk des Hauptsitzes in Travemünde gedacht, das künftig den süddeutschen Markt bedienen sollte.
Wann die ersten in der Rhön vorgefertigten Teile für ein Hanse-Haus auf einen LKW verladen und an ihren Bestimmungsort gebracht wurden, wissen weder Beck noch Büchner. Die Firmenarchive können das leider auch nicht klären. Doch das Bauprinzip aus der Anfangszeit - es hat sich nicht verändert (auch wenn sich einzelne Materialien und Techniken sowie die Dämmung und Durchlüftung der Wände natürlich verfeinert und effektiver entwickelt haben).