Druckartikel: Wernarzer Löschgruppe statt Feuerwehr

Wernarzer Löschgruppe statt Feuerwehr


Autor: Rolf Pralle

Wernarz, Freitag, 16. Oktober 2015

Die Freiwillige Feuerwehr Wernarz ist zumindest vorerst Geschichte. Seit einigen Wochen bilden die Einsatzkräfte aus dem Stadtteil nur noch eine Löschgruppe, die jetzt zu den Bad Brückenauer Brandschützern gehört.
Bild aus vergangenen Tagen: Die Atemschutzträger der Wernarzer Wehr Florian Geis (l.) und Thorsten Aull im Jahre 2013. Foto: Thomas Dill


"Das hat keinerlei Auswirkungen auf die Sicherheit. Nur die Organisation ist anders aufgezogen", zerstreut der Bad Brückenauer Kommandant Michael Krug eventuelle Befürchtungen aus der Bevölkerung. Denn seit einiger Zeit sind die Wernarzer Feuerwehrler nur noch als Löschgruppe organisiert. "Die Entscheidung war einfach dem extremen Personalnotstand bei uns geschuldet", führt sein Wernarzer Kollege Sven Gerhard aus.

Bereits in den vergangenen Mitgliederversammlungen sei sehr deutlich geworden, dass die Personaldecke bei der Ortswehr immer dünner wird. "Dadurch konnte die Einsatzbereitschaft nicht mehr allein mit eigenen Kräften im geforderten Maß sichergestellt werden", sagt Gerhard. Diese Tatsache sei auch schon mehrfach von der Kreisbrandinspektion bemängelt worden. In diversen Gesprächen mit den Verantwortlichen der Bad Brückenauer Wehr habe man daher seit geraumer Zeit nach einer tragfähigen Lösung gesucht.


Seit 1. September offiziell

Stadtkommandant Krug merkt an, dass eine funktionierende Kooperation praktisch schon seit Anfang des Jahres läuft. Seit 1. September sei diese nun auch fast offiziell. Mit Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks und Feuerwehrreferent Manfred Kaiser (beide CSU) ist man laut Krug von Anfang im Rahmen der Entscheidungsfindung in regelmäßigem Kontakt gewesen. "Ende August sind wir dann in einem Schreiben mit unserem Anliegen, die Wernarzer vorläufig nach Bad Brückenau zu integrieren, an die Stadt herangetreten", erinnert sich Gerhard. Eine Antwort stehe momentan aber noch aus.

Und das hat einen triftigen Grund. Denn die Auflösung einer Feuerwehr ist ein Prozess, bei dem es formaljuristische Fakten zu beachten gibt, und bei dem etliche offizielle Stellen ein Wörtchen mitreden müssen. Daher habe die Stadt in dieser speziellen Angelegenheit das Landratsamt Bad Kissingen um eine fachliche Beratung gebeten, bestätigt Anton Kiefer, Fachbereichs- und Geschäftsleiter im Bad Brückenauer Rathaus.
Auch die beiden Kommandanten wissen, dass sie sich noch etwas in Geduld zu üben haben, zumal darüber hinaus der Bayerische Feuerwehrverband eingeschaltet werden muss. "Die praktische Arbeit zum Schutze der Bürger läuft aber schon reibungslos", sind die Wehrführer froh.


Hoffnung nicht aufgeben

"Eigenständig konnten wir so einfach nicht weitermachen", rekapituliert der Wernarzer Feuerwehrchef Gerhard. Zuletzt habe man nur noch 20 Aktive gehabt, und das auch nicht regelmäßig. Die Altersgruppe von 18 bis Mitte 30 sei bedingt durch Studium oder einen auswärtigen Arbeitsplatz praktisch komplett weggefallen. Die Hoffnung auf bessere Zeiten gibt der Kommandant aber nicht auf. Die momentane Entscheidung sei nicht unumstößlich, "denn unser langfristiges Ziel ist es, mit Ausbildungen, Lehrgängen und Qualifizierungen sowie Mitgliederwerbung wieder den Status einer eigenständigen Wehr zu erreichen".

Den Anschluss an Bad Brückenau sieht er positiv, "da beide Wehren schon immer eng zusammenarbeiten". Sein Wunsch ist es, "dass wir das eigene Fahrzeug und auch unser Feuerwehrhaus erst einmal behalten können". Wie sich eine vorübergehend sehr schwierige Situation wieder in eine positive Richtung entwickeln kann, hat der Bad Brückenauer Kommandant Krug in Römershag beobachtet. Auch hier habe die Existenz der Ortswehr auf der Kippe gestanden. Durch den Eintritt etlicher junger Leute habe die Truppe dann aber wieder richtig Schwung gekriegt. Der Wernarzer Feuerwehrverein bleibt von der gegenwärtigen Konstellation übrigens völlig unberührt. Dort läuft es weiter wie gehabt.