Wenn in Wildflecken Katastrophen simuliert werden
Autor: Gerd Schaar
Wildflecken, Mittwoch, 12. November 2014
Die Großübung für Militär und Zivilisten "Standhafter Bär"findet mit Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in der Rhön-Kaserne statt.
Wenn es sehr große Hochwasserkatastrophen gibt, dann ist mitunter die Kapazität ziviler Hilfe von Feuerwehr, Rettungsdienst oder THW an ihre Grenzen gelangt. Dann kann nur noch auf die Unterstützung der Bundeswehr mit Soldaten, Lastenhubschraubern und schweren Räumfahrzeugen zurückgegriffen werden.
So geschehen im Sommer 2013 beim Hochwassereinsatz in Ostdeutschland. "Eine Besonderheit ist es, dass hier die Übung nach dem Ersteinsatz kommt. Normalerweise ist es umgekehrt", macht der Bayerische Staatsminister für das Innere, Bau und Verkehr, Joachim Herrmann, deutlich. Genau solch ein Ernstfall wird zurzeit in der Rhön-Kaserne mit der Übung "Standhafter Bär" geprobt.
Nicht mit realen Geräten und Soldaten vor Ort, sondern mit virtuellen Einsätzen mit Hilfe des bewährten Gefechts-Simulationszentrums der Bundeswehr.
In dieser Operationszentrale wird derzeit der Übungseinsatz aus den Bundesländern Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz koordiniert. Ausgelöst wird der von den Kreis- und Bezirkskommandos gemeldete Hilferuf nach den Soldaten über die Landeskommandos München, Wiesbaden und Mainz. In Berlin treffen alle Fäden im zentralen Kommando für "Territoriale Aufgaben" zusammen. Nicht die naschhaften Gummibärchen, sondern der Berliner Bär stand also Pate für den Übungsnamen "Standhafter Bär". Das Kommando der Territorialen Aufgaben führt seit Januar 2013 Generalmajor Hans-Werner Wiermann in Berlin. Dort ist mit dem "Zentrum für Zivil-Militärische Zusammenarbeit der Bundeswehr" auch die oberste Nahtstelle für diesen Bereich. Ein weiteres Zentrum ist im niedersächsischen Nienburg angesiedelt.
"Der Übungsort Rhön-Kaserne ist wegen der gebotenen Realitätsnähe optimal", verrät der General.
Wunsch, alle zwei Jahre
"Ich bin dankbar für diese Übung", sagt Staatsminister Herrmann. Jetzt sei man auf gewaltige Katastrophen-Szenarien besser vorbereitet als früher. Solch eine Großübung sollte alle zwei Jahre in Wildflecken stattfinden, wünschte sich Herrmann eine weiterhin gute Zusammenarbeit von Militär und Zivil, wenn es um Katastrophenhilfe gehe. Herrmann erschien zur Pressekonferenz in Soldatenuniform, ist er doch Oberstleutnant der Reserve.
"Die ständige Übung in der intensiven Zusammenarbeit von Militär und Zivil ist wichtig", bestätigt Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Insbesondere das länderübergreifende System sei von Bedeutung.
Im Aufgabengebiet sieht Unger nicht nur die Hochwasserkatastrophen, sondern auch die Problemfelder der Evakuierten in Norddeutschland und den Schutz vor chemischen Bedrohungen. "Keinesfalls soll das Militär bei Gewaltdemos zum Einsatz kommen", beantwortet Herrmann eine Nachfrage. Eher bei großen Waldbränden oder Menschenrettungen per Hubschrauber.
Miltärische Hilfe kostet
Die militärischen Hilfen seien nicht kostenlos, bestätigen die Stabsoffiziere bei ihren Führungen durch die Büros der Einsatzkommandos. Pro Soldatenstunde kämen Beträge von etwa 18 Euro auf die Rechnung. Eine Hubschrauberstunde des größten Lastenhubschraubers komme auf rund 14 000 Euro. Beim eingangs zitierten Sommerhochwasser 2013 seien rund 25 000 Soldaten zum Einsatz gekommen.
Dann wird klar, dass die Bundeswehr nur in solchen Fällen gerufen wird, wenn zivile Kräfte nahezu am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt sind.