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Wenn Fremdes eine neue Heimat sucht


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Freitag, 15. Juli 2016

Am Freitag kamen die Stadt- und Kreisheimatpfleger aus Unterfranken in der Rhön zusammen. Sie beschäftigten sich mit einem hoch aktuellen Thema.
Bezirksheimatpfleger Klaus Reder und seine Stellvertreterin Birigt Speckle besuchen die Ausstellung "200 Jahre Unterfranken in Bayern" in der Georgi-Halle Bad Brückenau. Foto: Ulrike Müller


Etwa 20 der insgesamt 30 Heimatpfleger im Bezirk fanden den Weg in die Rhön. Nach den Fachvorträgen stand eine Rundfahrt durch Bad Brückenau auf dem Programm. Inhaltlicher Schwerpunkt der Tagung war das Thema "Franken als Heimat für Fremde".

"Heimatgeschichte ist immer in der Gegenwart verankert", sagt Dr. Birgit Speckle, die stellvertretende Bezirksheimatpflegerin, warum der Bezirk eine politisch hoch aktuelle Herausforderung aufgreift. "Wenn man sich einen Blick in die Geschichte gönnt, merkt man, dass es schon immer Migration und Wanderungsbewegungen gegeben hat", ergänzt Bezirksheimatpfleger Prof. Klaus Reder.

Die Frage, die sich ihm stellt, lautet: Welche Kraft hat eine Kommune, Zugereiste zu integrieren? Franken habe von den Heimatvertriebenen nach Kriegsende beispielsweise stark profitiert, analysiert Reder. Die zum Teil gut ausgebildeten Flüchtlinge hätten für Schulen, Industrie und Sozialgefüge eine wesentliche Rolle gespielt. "Gerade beim Sport oder in Blaskapellen funktioniert Integration sehr gut", gibt Reder ein Beispiel dafür, die ein starker sozialer und kultureller Zusammenhalt dazu beitragen kann, fremde Menschen willkommen zu heißen.


Schlagzeilen hinterfragen

Politische Forderungen aber stellen die Heimatpfleger nicht. "Uns geht es um die wissenschaftliche Arbeit", erklärt Speckle. "Heimat, Frankentum oder auch Brauchtum sind ideologisch aufgeladene Begriffe, in die jeder packen kann, was er braucht." Doch auch die Franken tragen Einflüsse der unterschiedlichsten Volksgruppen in sich. Speckle betont: "Sobald man genauer hinschaut, lösen sich diese Begriffe auf und es wird immer schwieriger, Schlagzeilen zu formulieren."

Für ihre Arbeit nahmen die Heimatpfleger wichtige Impulse aus Bad Brückenau mit. Im Landkreis Bad Kissingen sind übrigens drei Heimatpfleger tätig: Werner Eberth mit den Schwerpunkten Kunstgeschichte und Regionalgeschichte, Roland Heinlein mit dem Schwerpunkt Vor- und Frühgeschichte sowie Cornelia Mence, die sich intensiv mit der jüdischen Geschichte des Landkreises auseinander gesetzt hat.