Wenn die Wirte zum Kreuzberg wallen

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Der Höhepunkt der Wirtewallfahrt: Zu den Klängen der Kreuzbergmusikanten zogen die unterfränkischen Gastronomen in die Klosterkirche am Kreuzberg ein. Foto: Marion Eckert
Der Höhepunkt der Wirtewallfahrt: Zu den Klängen der Kreuzbergmusikanten zogen die unterfränkischen Gastronomen in die Klosterkirche am Kreuzberg ein. Foto: Marion Eckert
Das gemütliche Beisammensein ist ein fester Bestandteil der Wirtewallfahrt zum Kreuzberg. Das Bild zeigt von links: Domkapitular Jürgen Lenssen, Josef Kessler, Landrat Thomas Habermann und MdL Steffen Vogel; auf der rechten Seite: Pater Georg Andlinger, Angelika Somaruga (Geschäftsführerin Klosterbetriebe), Heinz Stempfle (Bezirksvorsitzender Unterfranken) und Michael Schwägerl ( Bezirks-Geschäftsführer). Foto: Marion Eckert
Das gemütliche Beisammensein ist ein fester Bestandteil der Wirtewallfahrt zum Kreuzberg. Das Bild zeigt von links: Domkapitular  Jürgen Lenssen, Josef Kessler, Landrat Thomas Habermann und MdL Steffen Vogel; auf der rechten Seite: Pater Georg Andlinger, Angelika Somaruga (Geschäftsführerin Klosterbetriebe), Heinz Stempfle (Bezirksvorsitzender Unterfranken) und Michael Schwägerl ( Bezirks-Geschäftsführer). Foto: Marion Eckert
 

Nachdenkliches gab es bei der diesjährigen Wirtewallfahrt der Gastronomen des Bezirks Unterfranken vom Hotel- und Gaststättenverband zum Kreuzberg.

Dass Gastwirtschaften im ländlichen Raum Probleme haben, Personal zu finden und häufig auf keine Nachfolger da sind, die Betriebe weiter führen möchten, ist seit langem kein Geheimnis mehr. Viele Betriebe wurden in den vergangenen Jahren aufgegeben, Dörfer verlieren ihre lebendige Ortsmitte und damit auch ein Stück ihrer Kultur. Bei der diesjährigen Wirtewallfahrt der Gastronomen des Bezirks Unterfranken des Hotel- und Gaststättenverbandes zum Kreuzberg griff Domkapitular Jürgen Lenssen diese Thematik auf und stellte sie in den großen Zusammenhang zur Flüchtlingsdebatte.

Er zitierte aus einer Publikation des Hotel- und Gaststättenverbandes, nach der das Bayerische Gastgewerbe elf Prozent aller beschäftigten Flüchtlinge und acht Prozent aller Flüchtlinge in Ausbildung in 2018 integriert habe. Damit leiste das Hotel- und Gaststättengewerbe nicht nur einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, sondern sei auch ganz im Sinne des Evangeliums tätig, indem Flüchtlingen Perspektive und Arbeit gegeben werde.  Er rief dazu auf, sich nicht von Angst leiten zu lassen, von einer Angst, die zum Teil ganz bewusst gegen alles Fremde geschürt werde, sondern ermutigte dazu die Chancen zu sehen.

Menschen aus fernen Ländern ein Segen

"So mancher Betrieb ist in seiner Existenz gefährdet, weil sie keine Mitarbeiter finden, weil niemand den Betrieb übernehmen möchte. Deshalb war und ist es für nicht wenige Gastbetriebe ein Segen, dass Menschen aus fernen Ländern bei ihnen Arbeit oder Ausbildung finden. Und wenn dadurch Gasthäuser erhalten werden, ist das auch für uns ein Segen." Sicherlich, diese Sicht werde im Moment nicht allgemein geteilt. "Am liebsten würden nicht wenige alle Ausländer des Landes verweisen, ohne Möglichkeiten anzubieten, wie die entstehenden Lücken in den Betrieben gefüllt werden könnten. Gleichzeitig haben manche dieser Gruppierungen keine Hemmungen für ihre Versammlungen, in denen sie ihre Forderungen laut propagieren, Räumlichkeiten anzumieten, in denen viele Asylanten tätig sind." Lenssen sprach über eine Gastwirtin, die sich einer solchen Gruppierung die Nutzung ihrer Gastwirtschaft verweigerte, weil in ihrer Küche gerade diese Ausländer arbeiten und den Bestand ihres Gasthofs gewährleisten, wofür sie persönlich bedroht und beschimpft wurde. Solch eine mutige Haltung verdiene Respekt und Hochachtung.

Teilnehmerzahl schrumpft weiter

Trotz aller Probleme, die Gastronomen zu schaffen machen, war die 26. Wirtewallfahrt zum Heiligen Berg der Franken in diesem Jahr wieder eine schöne Zusammenkunft und ein Wiedersehen für viele, die Jahr für Jahr mit dabei sind. Doch es waren bei Weitem nicht so viele Gastwirte, wie dies in den Vorjahren üblich war. "Wir sind heuer unter 300", sagte Michael Schwägerl, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes des Bezirks Unterfranken. Schon in den vergangenen Jahren schrumpfte die Teilnehmerzahl von ursprünglich über 500 auf 350, in diesem Jahr ging es nun noch weiter nach unten. Dies sei aber auch dem früheren Termin geschuldet, erklärte Schwägerl. "Wir haben noch Saison, und da können viele nicht gekommen."   Auch für Schwägerl ist das Thema "Wirtshaussterben" hoch aktuell. "In der Stadt sind die Probleme nicht so gravierend wie im ländlichen Raum", meinte Schwägerl. Im städtischen Kontext bestehe häufig die Möglichkeit mit neuen Konzepten einen gastronomischen Betrieb neu aufzustellen. Das Sterben der Landgastronomie sei häufig auch auf fehlende Modernisierungen zurückzuführen. "Hier ist ein Förderprogramm von staatlicher Seite aus nötig, um unsere Landgaststätten zu erhalten. Denn die Wirtshäuser gehören zum Kulturgut im ländlichen Raum." 

Gedenken an Walter Nosek

Es gibt aber durchaus auch positive Beispiele, dass Betriebe nicht sterben müssen, wenn die Eigentümer das Rentenalter erreichen. Josef Kessler aus Oberweißenbrunn konnte seinen Betrieb nicht innerhalb der Familie weiter geben, Kinder und Enkel haben die Nachfolge nicht antreten wollen. 2014 schloss er das Gasthof "Zum Lamm" in Oberweißenbrunn. Es schien, als sei nach fast 230 Jahren und acht Generationen Schluss. Doch zwei Jahre später konnte er das Anwesen an ein junges Ehepaar aus Berlin verkaufen, das den Gasthof heute erfolgreich weiterführt. "Es ist nicht einfach zu verkaufen, aber wichtiger ist es, dass es weiter geht."  Josef Kessler war viele Jahre stellvertretender Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes und der Initiator für eine Wanderung zum Kreuzberg mit Dankgottesdienst. Auf diese Idee wurde der damalige Bezirksvorsitzende Walter Nosek aufmerksam, der sie zur heutigen Wirtewallfahrt ausweitete. Nosek verstarb im Sommer diesen Jahre. Dem nicht nur in Würzburg beliebten und geschätzten Gastronom wurde in diesem Jahr besonders gedacht.