Wenn die Marimba singt
Autor: Thomas Ahnert
Staatsbad Brückenau, Montag, 21. November 2022
Unter dem Titel "Serenade" überzeugt das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau und Clara de Groote - mit Schwung und ein bisschen Schalk.
Allmählich normalisiert sich der Konzertbetrieb wieder - auch beim Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau - unschwer daran zu erkennen, dass die nicht mehr vorgeschriebenen Atemschutzmasken auf dem Rückzug sind. Und daran, dass die Stuhlreihen wieder enger gestellt werden können und damit mehr Plätze ermöglichen. Und trotzdem war jetzt das traditionelle Winterkonzert komplett ausverkauft - obwohl einige Besucher sich wegen des Schneefalls nicht auf die Straße getraut und abgesagt hatten.
Aber nach all der Trübnis und dem Abgeschnittensein der letzten Zeit war das Bedürfnis groß, wieder einmal unbeschwert Musikhören zu können. Zumal das Thema des Winterkonzerts ja durchaus dazu einlud, denn Chefdirigent Sebastian Tewinkel hatte sich für "Serenade" entschieden. Die war schon einmal vor zwei Jahren geplant, aber dann kam der Lockdown dazwischen.
Verführerisch auch deshalb, weil der Begriff "Serenade" ja nichts mit dem italienische "sera" ("Abend") zu tun hat und deshalb unabhängig von der Tageszeit ist. Sondern er kommt von "serenata", und das ist eine "heitere Angelegenheit", und die kann man sich ganztags gönnen, auch am Abend. Das ist dann eine "Serenata alla sera".
Heitere, witzige Musik
Man hätte das Konzert nicht besser als mit Wolfgang Amadeus Mozarts titelillustrierenden Serenata notturna D-Dur KV 239, zumal Sebastian Tewinkel und seine Leute Mozarts Anliegen sehr ernst nahmen, eine absolut heitere, witzige Musik für den Salzburger Karneval zu schreiben. Und so wurde halt nicht zelebriert, wie das gerne geschieht, wenn ein Werk schon mit einem "Marcia. Maestoso" beginnt und auch noch die beiden Pauken - damals in einem Streichorchester absolut unüblich - das erste Wort haben.
Spannende Dynamik
Sondern die Brückenauer zielten mit viel Schwung auf Mozarts Ironisierung des Militärischen, mit dem er nicht viel am Hut hatte, die er etwa auch im Soldatenchor von "Così fan tutte" oder Figaros köstlicher Arie "Non più andrai" mit ihrem Amüsement über den zum Militär abkommandierten Cherubino zeigt.
Und am anderen Ende des Werkes das Finalrondo, in dem Mozart verschiedene traditionelle, vor allem französische Tänze aufs Korn nahm. Da musizierte das Orchester mit starker Farbigkeit und mit höchst spannender Dynamik und Agogik. Da musste man als Zuhörer aufpassen, dass man nicht den Anschluss verlor.
Kleines Solo
Die besondere Praline war allerdings der Mittelsatz, dass Menuett, in dem die Struktur der Besetzung besonders deutlich zum Ausdruck kommt. Denn Mozart hat in der Tradition des Concerto grosso - in der gesamten Serenata, in den beiden anderen Sätzen weniger auffällig, ein Solistenquartett mit zwei Violinen, Viola und Kontrabass, dem Tutti oder Ripieno dialogisierend gegenübergestellt. Im Trio des Menuetts spielen allerdings nur die vier Solisten.