Wenn der Kochtopf 140 Liter fasst
Autor: Marion Eckert
Wildflecken, Sonntag, 15. Mai 2022
Bei Katastrophen oder bei einer Großübung, nimmt auch die Verpflegung ein anderes Ausmaß an. So werden 185 Einsatzkräfte satt.
Wenn Notlagen herrschen sind die Freiwilligen Feuerwehren erste Ansprechpartner. Ob Brände, Hochwasser oder Katastrophenlagen die Feuerwehren rücken aus. Solch ein Einsatz muss gut koordiniert und organisiert werden, vor allem wenn es Großeinsätze sind. Dann müssen nicht nur die technischen und fachliche Bereiche reibungslos sitzen, auch die Verpflegung großer Gruppen gilt es zu üben. Am Wochenende fand im Truppenübungsplatz Wildflecken eine solche Großübung des Landkreises Erlangen-Höchstadt statt.
Für den Verpflegungspart, war der Logistikzug des Hilfeleistungskontingents des Landkreises Bad Kissingen zuständig. Markus Bug von der Feuerwehr Kothen erklärt: Im Jahr 2013 waren viele Feuerwehren zum Hochwassereinsatz in Bayern unterwegs. Im Nachgang dieses Einsatzes wurde vom Bayerischen Innenministerium beschlossen, dass jeder der 96 bayerischen Landkreise verpflichtet wird Hilfeleistungskontingent aufzustellen. Ein solches Kontingent besteht aus Fahrzeugen, Maschinen, Material und Personal der freiwilligen Feuerwehren.
Es ist so aufgestellt, dass im Einsatzfall von jeder der beteiligten Wehren nur ein Teil zum Großeinsatz abgezogen wird und vor Ort noch immer genügend Personal und Gerät vorhanden bleibt, um die Einsatzfähigkeit sicher zu stellen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Gemeinden ohne einen Grundschutz bleiben.
Verpflegung für die ersten 48 Stunden Verpflegungsgruppenführer im Landkreis Bad Kissingen ist Sebastian Metz von der Feuerwehr Stangenroth. Er ist für den Speiseplan, den Einkauf und die komplette Organisation der Verpflegung zuständig. In einem Computer hat er Rezepte und Einkaufslisten. "Ich kann innerhalb von fünf Minuten einkaufen gehen. Wir können innerhalb von zwölf Stunden ausrücken." Ziel sei es die Verpflegung der Einsatzkräfte für die ersten 48 Einsatzstunden sicher zu stellen.
Gekocht wird frisch in einer Feldküche, die dem Logistikzug Bad Kissingen von der Bundeswehr 2016 für den Katastrophenschutz überlassen wurde. Die Feuerwehren haben sie in Feuerwehrrot lackiert. Metz hat eine Fortbildung zum Feldkoch absolviert. "Das hat nichts mit Kochen zu tun. Wir haben viel über Hygiene und Mengenberechnung gelernt". Denn gekocht wird in der Feldküche für bis zu 250 Personen. Die Anleitungen sind detailliert ausgearbeitet, damit gar nicht erst Fragen auskommen wie viel Kaffeepulver auf 20 Liter Wasser genötigt wird oder wie viel Salz ins Nudelwasser muss, wenn Nudeln für mehrere hundert Personen gekocht werden.
Die rote Küche
Die "rote Bad Kissinger Küche" wird mit Petrolium betrieben. 15 Frauen und Männer aus den Feuerwehren Stangenroth und Kothen gehören zur Verpflegungsgruppe. Nicht nur die klassische Gulaschkanone kann in der Feldküche zubereitet werden, sondern leckere und vollwertige Mahlzeiten. Es gibt zwei Bratpfannen, zwei Schnellkochkessel, die jeweils 140 Liter fassen, zwei Backrohre zum Aufbacken von Brötchen oder Warmhalten. "Wir können alles kochen, was das Herz begehrt von Suppe über Schnitzel zu Braten mit Klößen", sagt Metz. Die Feldküche ist mobil, es ist ein Anhänger der den Einsatzorten gefahren werden kann. Gedacht ist sie zur Versorgung der Hilfskräfte in Notlagen könnten aber auch betroffene Bevölkerung versorgt werden.
Ihr Standort ist bei der Feuerwehr in Stangenroth. Drei Kühlanhänger gehören ebenfalls zum Logistikzug, einer für Lebensmittel und zwei für Getränke. Vier Spülmobile mit Spülmaschine und Geschirr für bis zu 600 Personen gehören ebenfalls zum Kontingent. 48 Stunden autark bedeute auch, dass die Unterkunft geregelt ist. 200 Betten warten in einem Container. Allerdings wurden keine Zelte angeschafft, die Hilfskräfte müssten in einer größeren Halle untergebracht werden.