Was Glaube und Karneval vereint
Autor: Thomas Dill
Bad Brückenau, Mittwoch, 20. Januar 2016
Dekan Michael Krammer und Pfarrer Gerd Kirchner gestalteten einen ökumenischen Faschingsgottesdienst in Bad Brückenau.
Zum dritten Mal in Folge gab es zum Auftakt der fünften Jahreszeit einen ökumenischen Gottesdienst ganz im Zeichen der Fasenacht. Wie zu einer Prunksitzung zogen die aktiven Narren der ersten großen Bad Brückenauer Karnevalsgesellschaft, angeführt von ihrer Standarte, in die Stadtpfarrkirche ein, begleitet von den beiden Ortsgeistlichen Pfarrer Krammer als Hausherr und von Pfarrer Kirchner.
Im Verlauf des Gottesdienstes wurde dann immer wieder die enge Verbindung und geistige Verwandtschaft zwischen Glaube und Kirche auf der einen und Fasenacht und Narretei auf der anderen Seite deutlich.
Regeln und Grenzen
Der Gedanke "Denn ihr seid alle einer in Christus", so eine Stelle aus dem Galaterbrief, von den Verantwortlichen der Karnevalisten als Lesung ausgewählt und vorgetragen, wurde in der etwas unüblich vorgetragenen Predigt dann weiter verfolgt. Dekan Michael Krammer und Pfarrer Gerd Kirchner wechselten sich mit ihren Argumenten ab. Das christliche Leitbild, das der Glaube frei macht von weltlichen Zwängen, spiegele sich wider in den Ursprüngen des Faschings, der frei von gesellschaftlichen Konventionen und Zwängen sei. Jedoch gebe es keine absolute Freiheit, in Kirche wie im Fasching gelten Regeln und Grenzen. Freiheit für Narren und Christen bedeute, einander auf Augenhöhe begegnen, was im Fasching das Aufheben jeglichen Standesdenkens bedeutet.
Für Pfarrer Kirchner ist dabei Freiheit kein Selbstzweck, sondern soll zu mehr Menschlichkeit führen. Und auch sei es ein Ziel der Fasenacht, im Gegenüber Seinesgleichen entdecken zu können, wobei es wie beim Clown stets zwei Gesichter gebe, das Lachen und das Weinen, Fröhlichkeit und die Traurigkeit.
Pfarrer Krammer führte den Gedanken weiter mit dem bekannten Liedtext: "Da setzt der Herr den Hobel an..." was bedeuten soll, dass sich Christen und Fasenachter nicht mit einengenden Konventionen zufrieden geben. Menschlichkeit bedeute Solidarität und Gerechtigkeit, Fasenacht mache somit alle Menschen gleich, hoffentlich auch über den Aschermittwoch hinaus.
Auch die von den Karnevalisten gemeinschaftlich verfassten und vorgetragenen Fürbitten hielten sich an den roten Faden, der die Predigt durchzog.
Vor dem Schlusssegen dann für eine karnevalistische Veranstaltung obligat: Die Ordensverleihung. Den beiden Geistlichen überreichte die amtierende Prinzessin die Jahresorden der Gesellschaft, leider durch eine Grippe ziemlich stark angeschlagen, so dass es zum Bedauern von Pfarrer Kirchner zum Schutz vor Ansteckung dieses Mal keine Küsschen gab. Aus dem Kirchenschiff wurde das mit schallenden Helaurufen gewürdigt.