Druckartikel: Was ein Großvater so alles schaffen kann

Was ein Großvater so alles schaffen kann


Autor: Beatrix Lieb

Schönderling, Donnerstag, 02. Juli 2015

Heinz Spahn und seine Helfer haben ehrenamtlich den Friedhof in Schönderling renoviert und so der Gemeinde Schondra rund 17 000 Euro gespart.
Heinz Spahn (rechts) und seine Helfer haben ehrenamtlich den Friedhof in Schönderling renoviert. Das spart der Gemeinde 17 000 Euro.  Foto: Lieb


Zwei Jahre lang trug Heinz Spahn die Idee mit sich herum. Vor etwa einem halben Jahr ist er damit zu Bürgermeister Bernold Martin gegangen. "Mir gefiel nicht, wie im Schönderlinger Friedhof die Rabatten rund um die Gräber aussahen", berichtet er. Sie hatten sich gesenkt, waren krumm geworden im Laufe der Zeit.
Heinz Spahn ist Fachmann, hat dafür einen Blick. "Ich habe 49 Jahre auf dem Bau gearbeitet. Ich dachte mir, sobald das Wetter mitspielt, würde ich das im Friedhof in Angriff nehmen."
Bürgermeister Martin war zunächst sprachlos: "Das ist eine Situation, von der man als Bürgermeister nur träumen kann." Spahns Vorschlag war einfach: "Die Gemeinde stellt das Material, ich mache die Arbeit."

Vier Wochen lang

Vier Wochen lang verbrachte der sechsfache Großvater jeden Werktag auf dem Friedhof. "Ich war skeptisch", gesteht Zweite Bürgermeisterin Beatrix Lieb aus Schönderling: Als sie zum ersten Mal auf dem Friedhof war und diese riesige Baustelle gesehen hat, hatte sie große Zweifel, ob sich das alles so durchziehen ließe, wie sich das Heinz Spahn vorgestellt hat.
Doch es klappte. Mit Sinn und Verstand für folgerichtige Abläufe, mit Sachverstand, Disziplin und Präzision begann Spahn, die alten Rabatten auszuheben und neue zu versetzen. Er setzte Randsteine um die Bepflanzung und kam auf die Idee, auch noch eine zweite Wasserstelle zu schaffen: "Damit die Grabbesitzer im hinteren Teil des Friedhofs das Wasser nicht so weit schleppen müssen."
"Mein erster Gedanke war, dass das doch viel zu aufwändig ist", erinnert sich die Zweite Bürgermeisterin. Zwei Tage später kam sie zur Schönderlinger "Großbaustelle": "Da war schon alles fertig." Und da war die Wasserstelle auch schon zusätzlich fachmännisch mit Pflaster umrandet worden.

Viele haben mitgeholfen

"Natürlich konnte ich das nur schaffen, weil ich fleißige Helfer hatte", möchte Spahn sein Engagement gar nicht so gewürdigt haben. In der Tat - neben seinen beiden Söhnen Holger und Jochen, die beide auch vom Fach sind, halfen ihm etliche Rentner aus Schönderling bei seinem Vorhaben: "Mit Hugo Karges, Herbert Schuhmann und Hilbert Heilmann hatte ich Fachleute an meiner Seite."
Aber auch "Ungelernte" kamen und halfen, so zum Beispiel der 14-jährige Kilian Schaab: "Mir hat diese Arbeit Spaß gemacht, es war mal was anderes als Schule." Auch einige andere nahmen sich hin und wieder ein paar Stunden Zeit, um auf "dem Bau" zu helfen oder spendierten eine Brotzeit. So kamen am Ende rund 500 ehrenamtliche Stunden zusammen.
Dann kam das "Finale". Der alte Schotterweg wurde durch einen neuen Belag ersetzt. Vereinfacht gesagt, ist es eine Sandoberfläche, die durch Walzen so verdichtet wird, dass sie fest und strapazierfähig ist. Nun musste der Friedhof 14 Tage lang ruhen: Während dieser Zeit durfte der neue Belag nicht befahren werden, drauf Laufen war erlaubt. Und dann war es endlich soweit: Die Grabbesitzer bepflanzten die Gräber neu, die durch die Baumaßnahme natürlich etwas in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Berthold Morber montierte an der Leichenhalle noch einen Griff auf Höhe der zwei Treppenstufen, damit sich vor allem ältere Menschen im Trauerfall beim Weihwasser-Geben festhalten können.
Einzig die drei Bäume in der Mitte des Friedhofs machen jetzt noch Kopfzerbrechen. Mit ihren großen Wurzeln zerstören sie Rabatten und Pflaster. "Wir werden dafür auch noch eine Lösung finden", will sich Beatrix Lieb diesbezüglich mit den Vereinsvorsitzenden und dem Gemeinderat besprechen: "Vielleicht können wir sie durch Buchsbäumchen ersetzen."
Bürgermeister Bernold Martin und seine Frau Carola luden alle Helfer zum Dankeschön-Fest ein: "Das war nicht nur eine tolle Leistung, es hat auch die Gemeinde finanziell entlastet", sagte er. Etwa 17 000 Euro hat das ehrenamtliche Engagement der Gemeinde gespart.