Was die Wildfleckener zur Unterbringung der afghanischen Ortskräfte sagen
Autor: Rebecca Vogt
Wildflecken, Donnerstag, 25. November 2021
In Wildflecken sollen afghanische Ortskräfte untergebracht werden. Was Bürgerinnen und Bürger dazu sagen.
Die Dörrenbergstraße in Wildflecken ist kurz. Sie besteht im Grunde aus zwei Häusern, eines linker Hand und eines rechter Hand. In einem der Häuser ist ein Fotostudio untergebracht. Zu dem anderen führt über einen kleinen Anstieg eine Steintreppe. Sie ist verwittert, die Stufen sind teils abgesunken. Am Ende der Treppe steht ein deutlich in die Jahre gekommenes Haus mit weißer Fassade und weißen Fenstern. Die braune Eingangstür ist mit weißer Farbe beschmiert.
Ein Investor hat das leerstehende Gebäude erworben, ebenso ein um die Ecke angrenzendes Haus in der Rothenrainer Straße. Beide Objekte wurden der Regierung von Unterfranken angeboten. Diese plant, dort afghanische Ortskräfte mit deren Familien unterzubringen, es handelt sich um bis zu 50 Menschen.
Ortskräfte aus Afghanistan ausgeflogen
Die Ortskräfte halfen der Bundeswehr bei deren Einsatz in Afghanistan und wurden nach der Machtübernahme durch die Taliban soweit möglich ausgeflogen. Für sie bestand als Helfer der ausländischen Truppen Lebensgefahr. Im Wildfleckener Gemeinderat stieß das Vorhaben vor allem aufgrund der ohnehin schon schwierigen Sozialstruktur der Gemeinde auf Ablehnung. Wie sehen es die Menschen vor Ort?
Eine Frau mittleren Alters läuft gerade von der Rothenrainer in die Dörrenbergstraße. Wie sie es findet, dass afghanische Ortskräfte im Ort untergebracht werden sollen? Sie zuckt nur mit den Schultern. Dann erzählt sie, dass sie selbst aus Kasachstan stammt und 2002 in die Marktgemeinde kam, wo bereits ihr Onkel lebte.
"Ich bin sehr zufrieden hier", sagt sie. Sie habe in Wildflecken eine zweite Heimat gefunden. "Es gefällt mir hier." Allerdings fehle im Ort zum Beispiel eine Apotheke. Die Frau erzählt auch, dass sie in ihrer Kindheit in Kasachstan von der Oma ein wenig Deutsch gelernt habe. "Richtig dann aber erst hier."
Noch nicht alle in Wildflecken wussten Bescheid
Entlang der Rothenrainer Straße stehen mehrere Reihenhäuser, auch der Probenraum des Musikzugs Wildflecken ist hier zu finden. Oberhalb kreuzt die Reußendorfer Straße. In einer Hofeinfahrt steht ein junger Mann mit Zigarette. Davon, dass afghanische Ortskräfte im Ort untergebracht werden sollen, hat er bis dato noch nichts gehört. Es störe ihn aber nicht, sagt er.
Zurück in die Rothenrainer Straße: Auf einem Balkon sitzen eine Frau und ein Mann zusammen. Die geplanten Unterkünfte für die afghanischen Ortskräfte sind in Sichtweite der beiden. Die Frau erzählt, dass sie es schon gehört habe. "Schlimm", sagt sie. Dem Mann war die geplante Unterbringung der Ortskräfte neu.