Wagt Schondra beim Klärschlamm den Alleingang?
Autor: Steffen Standke
Schondra, Donnerstag, 28. Juli 2022
Immer noch besteht keine Einigkeit zur zentralen Klärschlammverwertung in der Brückenauer Rhönallianz. Die Schondraer prüfen weiter Alternativen. Ein eventueller Ausstieg hätte weitreichende Folgen.
Klärschlamm einfach als Dünger auf Feldern ausbringen - das war einmal. Heute muss er aufwendig entwässert und später entsorgt werden. Für die meisten Mitgliedsgemeinden der Brückenauer Rhönallianz soll das auf dem Gelände der Kläranlage Trübenbrunn geschehen. Aber der Schondraer Gemeinderat ziert sich noch, sich am entsprechenden Konzept zu beteiligen. Der Grund dafür ist ein ganz offensichtlicher.
234.000 Euro - mit dieser Summe wäre der Markt Schondra bei einer Klärschlammverwertung in Trübenbrunn dabei. Dies ergab eine Machbarkeitsstudie des Ingenieurbüros Hoßfeld & Fischer aus Bad Kissingen. Dieses beziffert die Investitionen für die Trübenbrunner Anlage mit 1,16 Millionen Euro. Der Schondraer Anteil läge demnach verglichen mit den anderen Allianzgemeinden am zweithöchsten - nach dem der Stadt Bad Brückenau (beinahe 605.000 Euro).
Der Grund dafür thront oberhalb der Marktgemeinde, direkt an der Rhönautobahn. Tagtäglich fließen die besonders in der Urlaubszeit beträchtlichen Abwässer der Rastanlagen Rhön-Ost und -West in der Kläranlage in Schönderling zusammen. Damit entsteht auch viel aufzubereitender Klärschlamm. Die Schönderlinger Anlage verfügt über keine eigene Presse.
Eigene Presse für Schönderling?
Den Schlamm nach Trübenbrunn zu schaffen, würde Sinn machen. Wären da nicht die erwartet hohen Kosten. Sie sind laut Bürgermeister Bernold Martin (CSU) der Grund, warum der Schondraer Gemeinderat mit einer Entscheidung zögert. Alternativen sollen her.
Die könnten dem Bürgermeister zufolge in zwei Richtungen laufen. Erstens: Schönderling mit einer eigenen Presse nachzurüsten. Oder zweitens: unbehandelten Klärschlamm von einer externen Firma abholen und entsorgen zu lassen.
Keine Option stellt für Bernold Martin der Transfer des Schlamms zur nur wenige Kilometer entfernten Presse der Oberleichtersbacher Kläranlage (bei Untergeiersnest) dar. Das habe genehmigungsrechtliche Gründe. "Wir haben Oberleichtersbach auch gar nicht angefragt."
Die Stadtwerke Bad Brückenau betreiben die Kläranlage in Trübenbrunn. Deren Geschäftsführer Torsten Zwingmann hält eine eigene Klärschlammpresse in Schönderling für zu teuer und unwirtschaftlich. Die Anlage sei zu klein. "Außerdem steht die Frage: Was macht man mit dem relativ hoch belasteten Filtratwasser. Das lässt sich nur in begrenzter Menge in Gewässer einleiten."