Wählt die Bahn die Mottgers-Spanne?
Autor: Redaktion
Mottgers, Sonntag, 20. März 2016
Die ICE-Bahnstrecke zwischen Fulda und Würzburg soll ausgebaut werden.Ob die Mottgers-Variante kommt, wird sich zeigen.
Als "vordringlich" gelten der Aus- oder Neubau der ICE-Strecke Fulda-Würzburg bereits seit 2003.Trotzdem freuen sich die Bundestagsabgeordneten Birgit Kömpel, Dr. Sascha Raabe (beide SPD) und Michael Brand (CDU) über das positive Signal: Der Bund nehme beim Bundesverkehrswegeplan in den vordringlichen Bedarf nur die Projekte auf, die er bis 2030 auch tatsächlich finanzieren und bauen will. Birgit Kömpel: "Dass der Ausbau so hoch eingestuft wurde, belegt, dass die Wichtigkeit des Streckenausbaus von allen Seiten anerkannt wird."
Wo die Trasse Fulda-Frankfurt gebaut wird, darüber entscheidet der Plan nicht. Er nennt aber zwei Alternativen: Nähme man den Weg durch das Kinzigtal, müsste man für die Verbindung von Hanau bis nach Erfurt mit Kosten von etwa 3,7 Milliarden Euro rechnen. Auf ihr könnte man Tempo 200 fahren. Die neue Strecke würde bei Kalbach auf die ICE-Linie Würzburg-Frankfurt einmünden.
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Noch keine Priorisierung
Der Weg von Hanau bis Erfurt durch den Spessart (sogenannte Mottgers-Spange) würde insgesamt 4,25 Milliarden Euro kosten, hätte aber ein günstigeres Kosten-Nutzen-Verhältnis, da die Bahn zwischen Gelnhausen und Mottgers mit Tempo 250 fahren könnte. Konkret liegt das Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) bei der Kinzigtal-Variante bei 1,4 und bei der Mottgers-Spange bei 1,8. Dieser Berechnung liegt eine hochkomplexe Formel zugrunde, in die viele Faktoren einbezogen werden. Die Berechnung des NKV gilt als so anspruchsvoll, dass es bislang nur ein Ingenieurbüro in Deutschland gibt, das diese Berechnung leistet.Trotz des günstigeren NKV für die Mottgers-Variante bedeutet dies "keine Priorisierung" dieser Strecke. Ausdrücklich wird im neuen Bundesverkehrswegeplan darauf hingewiesen, dass über die Streckenführung der Vorhabenträger entscheidet. Diese Klarstellung liegt der Pressesprecherin der Initiative Pro Spessart (IPS), Helga Koch aus Bad Orb, sehr am Herzen: "Wir wollen uns den Nord-Spessart nicht kaputt machen lassen. Und dafür kämpfen wir weiter." Sie glaubt, dass sich die Rentabilität umkehren werde, wenn erst mal jedem klar sei, dass man keinen Südabzweig bei Mottgers Richtung Würzburg brauche. Darauf habe die Regierung von Unterfranken erst kürzlich hingewiesen.
Gottfried Veiel, Vorsitzender Bürgerinitiative (BI) "Hände weg vom Kinzigtal", sieht das naturgemäß anders: "Die Mottgers-Spange ist von der Streckenführung her günstiger. Die haben dort vielleicht drei Jahre eine Baustelle, aber wenn die Züge erst mal durch den Tunnel fahren, ist da Ruhe", sagt der Bad Soden-Salmünsterer.
Auf das ohnehin hochbelastete Kinzigtal würde noch mehr Lärm zukommen. Außerdem würden wertvolle Gewerbeflächen entlang der Autobahn unter Gleisen verschwinden. "Welch ein Irrsinn wäre das", meint Veiel. Er wundert sich ein wenig, dass die Menschen im Kinzigtal offenbar noch nicht so recht realisiert hätten, dass eine Entscheidung über die Trassenführung nicht mehr lange auf sich warten lasse. 2017 werde es konkret. Auch wollen seine und die Bürgerinitiative "Keine neue Bahn im Kinzigtal" aus Steinau demnächst auf die Bürgermeister im Kinzigtal zugehen und die Kräfte gegen die Ausbaupläne bündeln. Neu am Bundesverkehrswegeplan ist die Bürgerbeteiligung. Der Entwurf wird ab Montag im Internet veröffentlicht; sechs Wochen lang kann sich die Öffentlichkeit dazu äußern. Der Bundestag will den Plan Ende 2016 beschließen. Alexander Gies