Druckartikel: Von Wertschöpfung bis Vermarktung

Von Wertschöpfung bis Vermarktung


Autor: Marion Eckert

Burkardroth, Freitag, 07. Februar 2020

Nadja Schneider, Projektmanagerin der Rhön GmbH und zuständig für die Dachmarke Rhön, stellte die Hintergründe vor und stand für Fragen und Anregungen zur Verfügung.
Der Tag der Region im Haus der Schwarzen Berge in Oberbach, dem Sitz der  Rhön  GmbH, ist ein Beispiel für die Möglichkeit für Partnerbetriebe  sich und ihre Waren einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Foto:  Archiv Marion Eckert


Die Dachmarke Rhön steht für Begriffe wie: Saisonal, regional und gesund. Um Erzeuger und Verbraucher näher mit der Dachmarke und den Angeboten vertraut zu machen, lud die Allianz Kissinger Bogen zu einer Infoveranstaltung nach Burkardroth ein. Nadja Schneider, Projektmanagerin der Rhön GmbH und zuständig für die Dachmarke Rhön, stellte die Hintergründe vor und stand für Fragen und Anregungen zur Verfügung.

Die Rhön habe im Bereich Kulinarik sehr viel zu bieten. Es gibt viele Familienbetriebe, die teilweise seit Generationen wirtschaften, alte Schätze bewahren und schützen. 2017 wurde die Dachmarke, die bereits zu Beginn der 2000er Jahre aufgebaut wurde, unter dem Dach der Rhön GmbH beheimatet. Mittlerweile gehören über 300 Mitglieder dazu, die ein Netzwerk an Partnerbetrieben bilden. Über 130 sind landwirtschaftliche Betriebe, und auch gut 80 Gastronomen sind mit dabei. Die Dachmarke ist Inhaber des Qualitätssiegels Rhön, dem Erkennungszeichen für eine gesicherte Regionalität der Produkte und eine garantierte Qualität. Es stehe für Natur, Heimatgefühl, Tradition und Handwerk. In zwei Ausführungen gibt es das Qualitätssiegel: für konventionelle hergestellte Lebensmittel und mit Bio-Standard. Ziel der Dachmarke sei es, diese Strukturen  zu erhalten, auszubauen und weiter voranzubringen. Dabei soll der regionale Wirtschaftskreislauf gestärkt und das Unternehmertum vor Ort gefördert werden. Aber es gehe auch um den Erhalt von Kultur, Natur und des Landschaftsbildes.

All diese Punkte finden sich auf allen Ebenen der Wertschöpfung vom Erzeuger (Landwirt, Forstwirt, Imker, Schäfer usw) über die verarbeitenden Betriebe (Metzger, Bäcker, Brenner, Brauer usw.) bis zur Vermarktung in der Gastronomie, Lebensmittelhandel und der Direktvermarktung. So bleibe das Geld und das Wissen in der Region, sichere Arbeitsplätze und unterstütze Familienbetriebe.

Einzelne Produkte ausgezeichnet

Mit dem Qualitätssiegel werden einzelne Produkte ausgezeichnet, nicht der Betrieb in Gänze. Diese produktspezifische Kennzeichnung  sei bewusst gewählt worden, um die Bandbreite eines Betriebs nicht einzuschränken. Die Referentin zeigte anhand eines Brenners den Vorteil auf. Ein Dachmarkenprodukt könne beispielsweise der Birnenbrand auf regionalem Obst sein, aber nicht der Schoko-Ingwer-Brand, da es diese Rohstoffe in der Region nie geben wird. Dennoch habe der Betrieb die Möglichkeit, regionale Spezialitäten hervorzuheben und zugleich offen für Neues zu sein.

In der Gastronomie erfolge die Auszeichnung für konkrete Speisen und Getränke. Hinter der Vergabe stehen Qualitätskriterien und ein Zertifizierungsverfahren, das durch die Mitarbeiter der Abteilung Dachmarke der Rhön GmbH vorgenommen wird. Dabei werden die Betriebe vor Ort besucht, bekommen Beratung und ein umfassendes Service-Paket. Die Re-Zertifizierung finde alle zwei beziehungsweise drei Jahre statt. Der Betrieb werde mit dem Beitritt zur Dachmarke Teil eines großen und vielfältigen Netzwerkes, bekomme regelmäßig Informationen zu Neuerungen und Impulse zu unterschiedlichen Themen. In der Mitgliedschaft beinhaltet sei der kostenlose Eintrag auf www.marktplatzrhoen.de und der kostenfreie Eintrag in die RegioApp. Zudem bestehe die Möglichkeit zu Beteiligung an Projekten und Veranstaltungen, wie dem Besuch von Messen mit der Rhön GmbH, Platzierung eigener Waren im "Rhöner Regionalregal" oder bei Genießerwochen und themenspezifischen Aktionen. Social-Media Präsenz unter der Rubrik "Genießer sein und ein kostengünstiger Zugang zu Angeboten der Genussakademie ergänzen das Rundumpaket. "Wir bringen Menschen zusammen, branchenübergreifend und branchenintern", brachte es  Schneider auf den Punkt. Die Mitgliedschaft bei der Dachmarke koste 30 Euro im Jahr, die Markennutzungsgebühr sei abhängig von der Anzahl der Beschäftigten und somit der Betriebsgröße angepasst.

Wichtige Aufgabenstellung

Warum wurde die Dachmarke in die Rhön GmbH eingebunden, die zunächst das Thema Tourismus voranbringen soll? "Kulinarik und Genuss im Tourismus gehören zusammen. Der Gast sucht das Traditionelle und weiß das zu schätzen, was wir in der Rhön haben", sagte Schneider. Die Verbindung von Tourismus und einer starken Regionalmarke sei eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. In der Diskussion wurde schnell deutlich, dass regionale Waren durchaus auf großen Zuspruch treffen, doch die logistische Seite noch Ausbaubedarf habe. Dies sei eine wichtige Aufgabenstellung für das Netzwerk, bestätigte Schneider, um Produkte nicht nur im eigenen Hofladen sondern darüber hinaus zu vermarkten. Vom "Knackpunkt der Logistik" sprach Schneider, verwies aber auch auf die Eigeninitiative von Unternehmern, die sich bereits zu kleinen Netzwerken zusammen geschlossen haben.