Vieles wurde schon angepackt
Autor: Marion Eckert
Oberwildflecken, Dienstag, 27. Oktober 2015
Die neue Wasserversorgung ist für den kleinsten Ortsteil der Marktgemeinde eines der wichtigsten Themen. Die Oberwildfleckener hatten aber auch noch einiges andere auf dem Herzen.
Als "Schwerpunktgemeinde" im Jahr 2015 bezeichnete Bürgermeister Gerd Kleinhenz in der Bürgerversammlung Oberwildflecken, den kleinsten Ortsteil der Gemeinde mit 419 Einwohnern. Vieles sei in diesem Jahr angepackt worden. Ein neues Feuerwehrfahrzeug wurde beschafft, die Kosten liegen bei 75 000 Euro, führte er auf.
Ein für Oberwildflecken wichtiges Thema ist die neue Wasserversorgung, die Kleinhenz mit 1 751 000 Euro beziffert. Aufatmen konnten die Bürger bei der Frage nach Beitragsbescheiden. "Es gibt keine Bescheide", sagte Kleinhenz. Die Kosten werden über den Gebührenhaushalt abgerechnet.
Kapellenbau schreitet voran
Der Kapellenbau in Oberwildflecken schreite zügig voran. Die Bepflanzung der Außenanlage soll noch in diesem Jahr vorgenommen werden.
"Oberwildflecken wird ganz deutlich aufgewertet und bekommt eine schöne Dorfmitte." Im Gewerbegebiet, auf dem Gelände der ehemaligen Rhönkaserne stehen 20 Hektar an Fläche zur Verfügung, die vermarktet werden müssen. Der Quadratmeter koste 8,50 Euro, bewusst sei der Preis niedrig gehalten worden, um Investoren Oberwildflecken schmackhaft zu machen.
Kleinhenz berichtete von geplanten Straßensanierungen, die auch in Oberwildflecken anstehen, jedoch aufgrund des anstehenden Breitbandausbaus zurückgestellt werden. Oberwildflecken bezeichnete Kleinhenz als den "Gewinner in der Gemeinde". Der ganze Ort werde mit Surf-Geschwindigkeiten bis zu 50 Megabit pro Sekunde (MBit/s) ausgestattet. Aus der Versammlung heraus wurde nach weiteren Entwicklungsmöglichkeiten des Breitbandanschluss gefragt. Wie Dieter Feller (Geschäftstellenleiter) und Bürgermeister Kleinhenz betonten, werde die Gemeinde die Augen natürlich nach weiteren Entwicklungen und Förderprogrammen offen halten. Der enge Kontakt mit der Telekom ermögliche zur entsprechenden Zeit auch technische Möglichkeiten zu schaffen.
Das Thema Asylbewerber werde in Wildflecken und speziell in Oberwildflecken kritisch gesehen. "Wildflecken wurde bisher verschont", sagt Kleinhenz. Wildflecken habe in der Vergangenheit viel getan und leiste auch heute noch viel Integrationsarbeit. Kleinhenz stehe in engem Kontakt mit dem Landratsamt. "Bisher hat Wildflecken noch keine konkrete Zuweisung erhalten." Zugesagt wurde ihm: "Oberwildflecken muss keine Asylbewerber aufnehmen. Möglicherweise kommt eine kleine Gruppe nach Wildflecken."
Nicht genügend Geld
Roswitha Reder fragte nach der Möglichkeit in der ehemaligen Euroschule Räume der Gemeinde nutzen zu können. Kleinhenz verwies auf Sanierungsbedarf, werde das Thema aber verfolgen. Heiko Peter verwies auf die grundlegende Problematik des Sanierungsstau. Ob Hallenbad, Schule, Kläranlage oder Turnhalle, wenn rechtzeitig und kontinuierlich investiert worden wäre, dann wäre eine Schließung des Hallenbades womöglich zu vermeiden gewesen. Kleinhenz räumte ein, dass viele Investitionen "vor sich her geschoben" werden. Vermeintlich wichtigere seien vorgezogen worden, weil die Gemeinde für alle anstehenden Aufgaben nicht genügend Finanzmittel zur Verfügung habe.
Wie es denn künftig ohne Hallenbad vor Ort mit dem Schwimmunterricht für die Schüler aussehe, fragte Tanja Degelmann. Ob die Gemeinde die Transportkosten zu außerhalb gelegenen Bädern übernehme oder Sparmaßnahmen den Schwimmunterricht gefährden. Kleinhenz verwies auf den Lehrplan und die Notwendigkeit, dass qualifizierter Schwimmunterricht stattfinde. Transportkosten müssen die Eltern nicht tragen. Adrian Koczot machte auf die Problematik der niedrigen Quellschüttung am Kreuzberghang aufmerksam. "Von Seiten der Gemeinde wurde nichts abgesperrt, der heiße Sommer wird der Grund sein", vermutete Kleinhenz. Moniert wurde das hohe Lkw-Aufkommen in Oberwildflecken. Eine Verkehrsschau und Kontaktaufnahme mit der Firma Paul & Co soll die Lage klären.
Überhöhte Geschwindigkeit im Ort monierte Michael Hackel, Hildegard Riesner beschwerte sich über den zugewachsenen Spielplatz und Hundehalter, die ihre Tiere auf der Anlage ausführen, und illegale Grüngutablagerungen durch Bürger mit NES-Nummernschild, waren weitere Diskussionsthemen. Der demografische Wandel sei in Wildflecken besonders spürbar, erkläuterte Kleinhenz. 19 Geburten stehen 34 Sterbefällen gegenüber. Es gab 183 Zuzüge und 169 Wegzüge. Die Prognosen sagen kontinuierlich eine sinkende Bevölkerung voraus, das habe Auswirkungen auf Kindergarten, Schule und die bauliche Entwicklung. "Wir werden keine neuen Baugebiete ausweisen. Innenentwicklung geht vor Außenentwicklung. Unseren Bedarf können wir aus dem vorhandenen decken", sagt Kleinhenz. Finanziell ist Wildflecken auf Stabilisierungshilfe des Staats angewiesen. 500 000 Euro bekam die Gemeinde im vergangenen Jahr und hofft auf weitere staatliche Zuwendungen. Der Betrag sei zur Schuldentilgung verwendet worden.
Schule und Turnhalle
Ein wichtiges Thema ist die Zukunft von Schule, Turnhalle und Hallenbad. Kleinhenz zeigte die chronologische Entwicklung auf, die letztlich zu dem Beschluss führte, das Hallenbad aufzugeben und gemeinsam mit der Turnhalle abzureißen. Die Turnhalle wird neu gebaut, die Schule saniert. Das Hallenbad werde um 31. Dezember diesen Jahres endgültig geschlossen. Nach dem neuen Konzept werde der Turnhallen-Neubau und die Schulsanierung 5,2 Millionen Euro kosten, nach Abzug der Förderung verbleibe ein Eigenanteil in Höhe von 2,3 Millionen Euro.
"Das wird das größte Projekt, das Wildflecken je gestemmt hat."
Kläranlage wird repariert
Die Kläranlage sei in die Jahre gekommen, informierte der Bürgermeister. Im Moment werde durch verschiedene bauliche Maßnahmen wie Sanierung des Hauptsammlers und Kanalarbeiten versucht den Fremdwasseranteil zu reduzieren. Die Entscheidung über einen Klär anlagenneubau und die benötige Dimension könne erst nach Abschluss der Arbeiten gefällt werden. Diskutiert werde zugleich der Anschluss an Bad Brückenau. Das ehemalige Pumpwerk in Wildflecken (vor Autohaus Beck) soll abgerissen werden. Für das Areal sei ein Konzept zur Nachnutzung aufzustellen, sagte Kleinhenz. Es könne zu einem Naherholungsbereich umgestaltet werden mit Zugang zu Sinn. Die Zukunft des seit vielen Jahren leerstehenden Ratskellers beschäftigt die Gemeinde. "Ideal wäre ein Hotel mit 60 Betten", so Kleinhenz. Doch ob Neubau oder Sanierung, die Kosten seien enorm. Als andere Verwendung stehen Ideen zur Tagespflege oder für Arztpraxen im Raum.
Ob auf der ehemaligen Bahntrasse der Sinntalbahn ein Radweg entstehen wird, das sei derzeit wieder völlig offen. Der Truppenübungsplatz sei deutlich aufgewertet worden, die Kommandatur sei für fünf Truppenübungsplätze zuständig. 16,4 Millionen Euro habe der Bund in den Standort investiert. 480 Militärische und 260 zivile Dienstplätze stehen zur Verfügung. 30 000 Soldaten üben jährlich auf dem Truppenübungsplatz und weitere 8000 im Gefechtssimulationszentrum. "Sie bringen Kaufkraft mit und nehmen ein Bild von Wildflecken mit nach Hause.