Viel Armut und Entbehrungen im Weiler Silberhof
Autor: Marion Eckert
Oberbach, Freitag, 11. Januar 2019
Walter Kömpel bewahrt mit seinem Buch den Weiler Silberhof vor dem Vergessen. Dieser wurde 1938 abgesiedelt und musste dem Truppenübungsplatz Wildflecken weichen.
Fast ist der Weiler "Silberhof" schon in Vergessenheit geraten. Lediglich wer sich näher mit der Geschichte des Truppenübungsplatzes Wildflecken und den abgesiedelten Dörfern befasst, dem ist der Name noch ein Begriff. Der Silberhof lag am Nordosthang des Großen Auersbergs, doch mit dem Bau des Truppenübungsplatzes kam das Aus für den kleinen Ort. Heute erinnert nichts mehr an den Silberhof, die ehemaligen Höfe und Gebäude sind verschwunden.
Doch es gibt noch Fotografien, und in alten Dokumenten finden sich Hinweise. Diese hat der Ortschronist von Wildflecken, Walter Kömpel, zusammengetragen und nun in einem Buch veröffentlicht. Mit Leidenschaft für Geschichte und vor allem für die alten Dörfer des Truppenübungsplatzes, seinem Eifer und fundierten Fachwissens ist es ihm gelungen, durch die Befragung von Zeitzeugen und Recherchen im Staatsarchiv und Diözesanarchiv in Würzburg, dass dieses Stück Heimatgeschichte für künftige Generationen erhalten bleibt. "Von Kindesbeinen an interessierte ich mich für die abgesiedelten Dörfer", berichtet Kömpel von seiner Faszination.
Nach den Chroniken über die Auersberghöfe und Rothenrain hat er sich nun des Silberhofs angenommen.
216 Seiten
In 31 Kapiteln wird auf 216 Seiten die Geschichte des kleinen Weilers zum Leben erweckt. Fotos, Ausschnitte aus alten Zeitungen und amtliche Bekanntmachungen zeichnen ein Bild von einem harten Leben in einem Rhöndorf zu früherer Zeit.
Zu seinem Namen kam der Weiler Silberhof, der 1696 erstmals urkundlich erwähnt wurde, weil die ersten Siedler noch im Glauben waren, dass sie bei Grabungen auf Silber gestoßen seien. Sie mussten sich jedoch bald damit abfinden, dass es sich bei den Schürfungen lediglich um Schwerspat handelte. Dieser Schwerspat aber sollte die wirtschaftliche Situation rund um den Großen Auersberg bis Anfang der 1970er Jahre beeinflussen.
Der Silberhof war ein kleiner Weiler, eine Streusiedlung und gehörte zur Gemeinde Reußendorf. Das Leben war von Armut und Entbehrungen geprägt, die Bewohner lebten von der kargen Landwirtschaft, der Herstellung von Pottasche, der Waldarbeit, dem Abbau von Schwerspat oder handelten mit selbst hergestellter hölzerner Ware oder irdenem Geschirr. Dieser Handel führte sie vor allem ins Franken- und benachbarte Hessenland. Die Not trieb allerdings auch viele Einwohner weg vom Silberhof. Sie wanderten zunächst nach Ungarn und später nach Nordamerika aus und versuchten dort ihr Glück. Der Silberhof wurde als ärmstes Dorf Unterfrankens bezeichnet.
Große Herausforderung
Vor 80 Jahren mussten die letzten Bewohner ihren Heimatort verlassen. "Die Geschichte des kleinen beschaulichen Orts zu erfassen, war eine große Herausforderung für mich. Gemeindeunterlagen sind unauffindbar. Es erfolgte nur eine einmalige Aktenabgabe an das Staatsarchiv in Würzburg. Der Verbleib der übrigen Dokumente liegt im Dunkeln", berichtete Kömpel. Wertvolle Hinweise lieferten die erhaltenen Kirchenbücher und diverse andere Unterlagen.