Verschlungene Wege des Wassers
Autor: Stephanie Elm
Bad Brückenau, Montag, 24. März 2014
Bei einer Führung durch die Wasseraufbereitungsanlage Römershag lernen die Teilnehmer vieles über das kühle Nass, bis es dann schlussendlich aus dem Wasserhahn kommt.
Bis der Regen, der am Tag des Wassers fiel, unser Trinkwasser wird, werden noch viele Jahre vergehen. Doch schon lange ist die Trinkwasserversorgung für die 7800 Bewohner in der Kurstadt und den Ortsteilen gesichert.
Günter Schneider, Geschäftsführer der Stadtwerke, und Wassermeister Hubert Breitenbach führten durch die Wasseraufbereitungsanlage in Römershag. So unscheinbar sowohl Gebäude als auch die drei Brunnen scheinen, so ausgeklügelt und aufwändig ist die Trinkwasserversorgung in und um Bad Brückenau.
Die drei Tiefenbrunnen pumpen das Grundwasser aus einer Tiefe von 40 bis 60 Metern direkt in die Aufbereitungsanlage. Aus dem Einstrombereich zwischen Pilsterfelsen, Wildflecken und Sinntal kommen täglich 2000 Kubikmeter (zwei Millionen Liter) zusammen. Besser gesagt, pro Nacht wird diese Menge gefördert.
Denn aus Kostenbewusstsein wird der günstigere Nachtstrom genutzt.
Die erste Station des Rohwassers ist die Ultrafiltrationsanlage. Durch 44 Röhren wird das Wasser gepumpt, jede enthält Leitungen mit winzigen Löchern. Sogar Bakterien bleiben darin hängen. Nach Passieren dieser Anlage ist das Wasser eigentlich schon sauber, betont Geschäftsführer Schneider. Die gesamte Aufbereitung erfolgt vollautomatisch, nur ein Bereitschaftsdienst sei im Notfall zur Stelle.
Verunreinigungen ausgeschaltet
Das Wasser, das in unserer Gegend Sandstein durchdringt, ist relativ sauer. Im nächsten Schritt wird es mit Hilfe von halbgebranntem Dolomit entsäuert. Gleichzeitig wird der ph-Wert von 6,7 auf 7,8 angehoben. Dafür werden jährlich 24 Tonnen des Kalks benötigt.
Das Brückenauer Trinkwasser ist für Geschäftsführer Günter Schneider fast schon zu weich, denn dadurch wird der ph-Wert instabil. Eventuelle Ablagerungen an Kaffee- oder Waschmaschine seien eher dem Sandstein zuzuweisen, nicht dem bei der Entsäuerung eingesetzten Kalk.
Sauber und entsäuert ist das Wasser bereits, dennoch geht man auf Nummer sicher und setzt noch die Ozontechnik ein.
In der in den 70er Jahren gebauten Aufbereitsungsanlage steht heuer die dritte Generation einer Ozonisierungsanlage an. Sauerstoff (O²) wird um ein Sauerstoffmolekül zu Ozon (O³) erweitert. Dieses zerfällt sofort wieder. Das einzelne Sauerstoffmolekül agiert aggressiv und verbrennt noch vorhandene Schadstoffe. Eventuelle Ozonreste werden im Ausgasebehälter entfernt und zusätzlich durch den Einsatz durch Aktivkohle gebunden.
Auch alle weiteren Schadstoffe wie Schwermetalle oder Blei werden so dem Wasser entzogen.
In der Notchloranlage wird dem Trinkwasser eine geringe Menge Chlor beigefügt. Eventuelle Verunreinigungen in dem 53 Kilometer langen Versorgungsnetz werden auf diese Weise ausgeschaltet. Sieben Behälter mit einer Füllmenge von insgesamt sieben Millionen Litern werden nach Durchlaufen dieser Prozesse befüllt. Auch hier zeigt sich, dass die Trinkwasserversorgung nur scheinbar einfach ist. Auf Grund der geographisch bedingten Höhenunterschiede müssen mehrere Stufen mit Hoch- und Niederdruckleitungen bewältigt werden. Während man dem Trinkwasser, das ins Staatsbad fließt, einfach freien Lauf lassen kann, muss das Wasser für Volkers über mehrere Stufen 220 Meter hoch auf den Berg gepumpt werden.
Regelmäßige Überprüfung
Ein Eingreifen in dieses Aufbereitungs- und Versorgungsnetzes ist nur bei Bedarf nötig. Regelmäßig wird die Trinkwasserqualität überprüft. Sollte ein Unterschied zwischen der Reinwasserprobe aus der Aufbereitungsanlage und dem Wasser beim Endverbraucher auffallen, kann sofort mit einer höheren Desinfektion reagiert werden.
Trotz des großen Versorgungsnetzes kann Geschäftsführer Günter Schneider sagen: "Unser Wasser ist unkritisch." Im Sinntal gibt es ausreichend Wasser, selbst im trockenen Jahr 2003 war der Wasserhaushalt ungefährdet.
Trotzdem ist Wasser ein "sensibler Bereich". Hatte beim Bau der Wasseraufbereitungsanlage der Gedanke vorgeherrscht, den gesamten Altlandkreis mit Wasser versorgen zu können, musste man bald erkennen, dass die benachbarten Gemeinden ihre Wasserversorgung selbst unter Kontrolle halten wollten. Die Trinkwasserversorgung ist so wichtig, dass über eine Erweiterung des Wasserschutzgebietes nachgedacht wird. Innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre soll es vergrößert werden, um "mehr Wasserschutz zu bekommen", betont Günter Schneider. Zwar kommen aus der Landwirtschaft wenig Schadstoffe, und auch die Sanierung der Autobahnbrücke brachte keine weitere Belastung. Dennoch besteht "Gefährdungspotential", denn direkt am Wasserschutzgebiet führt die Bundesstraße entlang. Aus diesem Grund sei ein zweites Standbein sinnvoll.
Im Schondratal ist ausreichend Wasser vorhanden. Es wäre denkbar, dass das Wasserschutzgebiet dahin ausgeweitet werden könnte, meint der Geschäftsführer.