Es ist der Albtraum aller Eltern: Vor zwei Wochen rennt die kleine Stacy-Lou in einen Kleintransporter. Der Unfall passiert auf dem Radweg an der Sinn, auf dem eigentlich gar keine Fahrzeuge unterwegs sein dürften...
Sie hört den Schlag noch immer. Abends, beim Einschlafen. Dabei ist der Unfall schon zwei Wochen her. Doch Laura Reichelt wird diesen Tag nie vergessen. "Wir waren mit Freunden auf dem Radweg an der Sinn spazieren", erzählt sie. Ihre beiden Töchter Stacy-Lou (4) und Leana-Sue (2) waren auch dabei. Gerade lief die Familie durch den Durchgang hinauf zum Sinnauplatz, als es passierte. "Stacy hat gefragt, ob sie noch mal runter an die Sinn laufen dürfe", erinnert sich ihre Mutter. "Dann habe ich nur noch den Schlag gehört."
Mit dem Hubschrauber nach Fulda Ein Kleintransporter war auf dem Radweg unterwegs. Er kam aus Richtung E-Center und wollte zur Baustelle für das neue Fachmarktzentrum. "Es war kein Raser-Unfall", sagt Christian Pörtner, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bad Brückenau. "Das Kind ist durch die Unterführung gerannt und seitlich gegen das Auto gerannt." Stacy schlug am Fahrzeug auf und wurde noch etwa eineinhalb Meter an den Rand des Radwegs geschleudert - so steht es im Polizeibericht.
Zunächst sei sie nicht bei Bewusstsein gewesen, erzählt die Mutter. "Als sie dann wach war, hat sie immer nur gefragt: Was ist passiert, was ist passiert?" Die befreundete Familie ruft den Rettungsdienst. Mit dem Hubschrauber fliegen Mutter und Tochter ins Krankenhaus nach Fulda. "Ich hab' mich die ganze Zeit gefragt, wie das pas sieren konnte", erzählt die 24-Jährige. Noch am Unfallort bekommt sie einen Nervenzusammenbruch. "Ich gehe seit Jahren auf dem Weg spazieren. Wenn ich gewusst hätte, dass da Autos fahren dürfen..."
Und das ist die Krux an der Geschichte. Denn eigentlich dürfen auf dem Radweg nämlich keine Fahrzeuge fahren. "Nach unseren Ermittlungen lag keine Ausnahmegenehmigung vor", sagt Pörtner. Der Bauarbeiter habe etwas an der Rückseite des Fachmarktzentrums zu erledigen gehabt. Die Absperrung zur Baustelle, die sonst den Weg blo ckiert, sei nicht da gewesen, erinnert sich die Mutter. Prüfen lässt sich das nicht mehr. Gegen den Fahrer des Transporters wird nun wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. Die Familie hat den Mann an gezeigt. "Ich erwarte keine Entschuldigung", sagt Stacys Vater Christopher Krau se. "Ich erwarte einfach nur, dass der Fall ge klärt wird."
Der kleinen Stacy geht es glücklicherweise wieder gut. Drei Tag lag sie mit einem Schä del-Hirn-Trauma im Kran kenhaus. "Manchmal ist sie noch etwas desorientiert", sagt ihre Mutter. "Die Ärzte ha ben alle gesagt, dass sie einen riesigen Schutzengel hatte."
Unternehmen nimmt Stellung Für das beteiligte Unternehmen ist der Vorfall unangenehm. "Nach meinen Recherchen war der von einer für uns tätigen Baufirma beauftragte Gebäudetechnik-Dienstleister in diesen Unfall verwickelt", schreibt Ste phan-Thomas Klose, Pressesprecher bei "Rossmann". "Gleichwohl tun uns das verletzte vierjährige Mädchen und sei ne Eltern sehr leid", heißt es in der Stellungnahme weiter. Als Zeichen der Anteilnahme werde das Unternehmen dem Kind ei nen Gutschein ausstellen.
Seit wann ist es die Aufgabe der Polizei den Täter zu verteidigen?
Wie schnell darf ein Kleintransporter nach Meinung der Polizei denn auf einem Rad- und Fußweg fahren?
Schrittgeschwindigkeit, 30, 50, 100 Stundenkilometer? Oh, gar nicht!