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Sturzfluten-Konzept für das obere Sinntal


Autor: Julia Raab

Oberbach, Dienstag, 18. Oktober 2022

Für den Katastrophenfall bei Sturzfluten soll ein Konzept für das Obere Sinntal erstellt werden. Das kann in Zukunft Leben retten. Hat das Ergebnis Auswirkungen auf Hausbesitzer?
Ein Auto fährt bei starkem Regen auf einer überfluteten Straße. Foto: Andreas Rosar/dpa


Es war eine wichtige Entscheidung, die in dieser Woche die Gemeinde- und Stadträte von Wildflecken, Riedenberg, Bad Brückenau und Zeitlofs auf den Weg gebracht haben. So wichtig, dass gar eine gemeinsame Sitzung dazu ausgerufen wurde.

Fast ohne Gegenstimmen legten sich nun die vier Gremien darauf fest, ein Sturzfluten-Risikomanagement erstellen zu lassen. Und das für die gesamte Region des oberen Sinntals bis an die hessische Grenze.Das kann Leben retten. Das Ziel davon ist es nämlich, Gefahrenstellen zu ermitteln und Maßnahmen vorzuschlagen. "Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen liegt allerdings dann in den Händen der Gemeinden", erklärt Uwe Seidl, stellvertretender Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen (WWA).

Zum Hintergrund: Seit über einem Jahr beschäftigen sich die Bürgermeister nach dem katastrophalen Hochwasser im Ahrtal mit extremen Naturereignissen wie den Sturzfluten. Diese werden ausgelöst durch Starkregen und können - auch unabhängig von Fließgewässern - überall auftreten. Die Schäden für Siedlung und Menschen können katastrophal sein.

EU-Ausschreibung vermeiden

Eine gemeinsame Linie haben die der Sinn anliegenden Gemeinden und die Stadt aber bisher nicht gefunden. Mehrfach diskutierten sie über Vor- und Nachteile des förderfähigen Konzeptes. Einer dieser Stolpersteine: Jede Stadt oder Gemeinde muss ein eigenes Konzept beantragen, um förderfähig zu sein. Eine gemeinsame öffentliche Ausschreibung für die Konzepte sei im Anschluss dann nicht zwingend notwendig, aber machbar, betont Uwe Seidl vom WWA.

Allerdings: Dabei steigen die Kosten so weit an, dass eine EU-weite Ausschreibung nötig wäre. Das wollen die Gemeinden aber vermeiden. Deshalb einigten sie sich darauf, dass jeder Kommune eine eigene Ausschreibung in die Wege leitet.

Zeichen setzen

Die vielen unterschiedlichen Anlieger im Sinntal machten die Idee eines Konzeptes nicht leichter. So gab es bereits im Vorfeld Treffen mit Vertretern der Bundeswehr, der Staatsforsten und der BIMA. Bad Brückenaus zweiter Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG) nahm an diesem Treffen teil. Er macht klar: "Wir sind auf offenen Ohren gestoßen - die Anlieger sollten sich aber finanziell beteiligen." Riedenbergs Bürgermeister Roland Römmelt (CSU)) sieht es eben aus diesem Grund kritisch. "Wer teilt dann die Kosten auf?", fragt er.

Jochen Vogel (CSU), Bürgermeister von Bad Brückenau, betont: "Es ist wichtig, dass wir es angehen." Das Konzept signalisiere den Bürgerinnen und Bürgern, dass "wir uns mit dem Thema beschäftigen." Auch kleinere Maßnahmen könnten im Anschluss umgesetzt werden. Bis das der Fall ist, können aber gut und gerne zwei Jahre vergehen, wie Beispiele aus anderen Kommunen im Landkreis zeigen.

Es gibt auch kritische Stimmen zu der Erstellung eines solchen Risikomanagements: So besteht bereits jetzt bei den Versicherungen eine Einteilung von Gebäuden in vier Hochwasser-Gefahrenzonen. Für Häuser, die in der besonders gefährdeten Zone vier stehen, gibt es keinen Elementarschutz. Uwe Seidl kommentiert: "Für Sturzfluten gibt es eine ähnliche Einteilung für die Versicherer derzeit nicht". Wie allerdings in Zukunft bei zunehmenden Katastrophen dazu entschieden wird, kann keiner sagen.

Übrigens: Andere Kommunen in der Rhönallianz beschäftigen sich ebenfalls mit dem Thema: Motten hat bereits eine Förderzusage vom Bayerischen Umweltministerium erhalten. "Wir bereiten gerade die Ausschreibung vor, das wird in den nächsten Wochen auf den Weg gebracht", sagt Bürgermeisterin Katja Habersack (parteilos). In Oberleichtersbach, Schondra und Geroda denken die Gremien noch über geeignete Konzepte nach.

Sturzfluten-Risikomanagement - Die Idee

Hintergrund Seit 2017 fördert das bayerische Umweltministerium die Erstellung eines Sturzfluten-Risikomanagements. Dabei handelt es sich neben einer Analyse der Situation um die Gefahren- und Risikobewertung und Maßnahmenentwicklung. Die Umsetzung der Maßnahmen sind nicht bindend, sondern dienen der Gemeinde als Grundlage für weitere Schritte.

Förderung Städte und Gemeinden können eine Förderung beim bayerischen Umweltministerium für ein Konzept beantragen. Der Fördersatz liegt bei 75 Prozent bei einer maximalen Zuwendung bis zu 150.000 Euro.