Sturzfluten-Konzept für das obere Sinntal
Autor: Julia Raab
Oberbach, Dienstag, 18. Oktober 2022
Für den Katastrophenfall bei Sturzfluten soll ein Konzept für das Obere Sinntal erstellt werden. Das kann in Zukunft Leben retten. Hat das Ergebnis Auswirkungen auf Hausbesitzer?
Es war eine wichtige Entscheidung, die in dieser Woche die Gemeinde- und Stadträte von Wildflecken, Riedenberg, Bad Brückenau und Zeitlofs auf den Weg gebracht haben. So wichtig, dass gar eine gemeinsame Sitzung dazu ausgerufen wurde.
Fast ohne Gegenstimmen legten sich nun die vier Gremien darauf fest, ein Sturzfluten-Risikomanagement erstellen zu lassen. Und das für die gesamte Region des oberen Sinntals bis an die hessische Grenze.Das kann Leben retten. Das Ziel davon ist es nämlich, Gefahrenstellen zu ermitteln und Maßnahmen vorzuschlagen. "Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen liegt allerdings dann in den Händen der Gemeinden", erklärt Uwe Seidl, stellvertretender Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen (WWA).
Zum Hintergrund: Seit über einem Jahr beschäftigen sich die Bürgermeister nach dem katastrophalen Hochwasser im Ahrtal mit extremen Naturereignissen wie den Sturzfluten. Diese werden ausgelöst durch Starkregen und können - auch unabhängig von Fließgewässern - überall auftreten. Die Schäden für Siedlung und Menschen können katastrophal sein.
EU-Ausschreibung vermeiden
Eine gemeinsame Linie haben die der Sinn anliegenden Gemeinden und die Stadt aber bisher nicht gefunden. Mehrfach diskutierten sie über Vor- und Nachteile des förderfähigen Konzeptes. Einer dieser Stolpersteine: Jede Stadt oder Gemeinde muss ein eigenes Konzept beantragen, um förderfähig zu sein. Eine gemeinsame öffentliche Ausschreibung für die Konzepte sei im Anschluss dann nicht zwingend notwendig, aber machbar, betont Uwe Seidl vom WWA.
Allerdings: Dabei steigen die Kosten so weit an, dass eine EU-weite Ausschreibung nötig wäre. Das wollen die Gemeinden aber vermeiden. Deshalb einigten sie sich darauf, dass jeder Kommune eine eigene Ausschreibung in die Wege leitet.
Zeichen setzen
Die vielen unterschiedlichen Anlieger im Sinntal machten die Idee eines Konzeptes nicht leichter. So gab es bereits im Vorfeld Treffen mit Vertretern der Bundeswehr, der Staatsforsten und der BIMA. Bad Brückenaus zweiter Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG) nahm an diesem Treffen teil. Er macht klar: "Wir sind auf offenen Ohren gestoßen - die Anlieger sollten sich aber finanziell beteiligen." Riedenbergs Bürgermeister Roland Römmelt (CSU)) sieht es eben aus diesem Grund kritisch. "Wer teilt dann die Kosten auf?", fragt er.
Jochen Vogel (CSU), Bürgermeister von Bad Brückenau, betont: "Es ist wichtig, dass wir es angehen." Das Konzept signalisiere den Bürgerinnen und Bürgern, dass "wir uns mit dem Thema beschäftigen." Auch kleinere Maßnahmen könnten im Anschluss umgesetzt werden. Bis das der Fall ist, können aber gut und gerne zwei Jahre vergehen, wie Beispiele aus anderen Kommunen im Landkreis zeigen.