Stilsicher in allen Tonlagen
Autor: Rolf Pralle
Bad Brückenau, Sonntag, 22. November 2015
Eckpfeiler seines umfangreichen Repertoires präsentierte das Jugendblasorchester Scholz (JBO)aus Geroda beim Jahreskonzert im Staatsbad.
           
Vom ersten Takt an hatte das rund 50-köpfige Jugendblasorchester, das keineswegs nur aus Jugendlichen besteht, die Zuhörer in der sehr gut besetzten Wandelhalle auf seiner Seite. Das war nicht zuletzt dem Dirigenten Joachim "Jo" Scholz geschuldet. Er fungierte nicht nur als musikalischer Leiter, sondern wusste auch mit seiner lockeren Moderation des rund zweistündigen Programms zu gefallen.
  
  Auch persönliche Bezüge
 
Das Stück "Der Hummelschreiner" bildete den temperamentvollen Auftakt zu einem Abend, der beim Publikum in guter Erinnerung bleiben wird. Dass sich das Ensemble auch auf die etwas ruhigeren Töne versteht, wurde unter anderem beim "Norwegian Dance No. 2" des Komponisten Edvard Grieg deutlich. 
Dem "König der Blasmusik", Ernst Mosch, widmete das JBO seine Version der Polka "Ewige Liebe".Ganz persönlichen Bezug zu einzelnen Musikern des Orchesters hatten "Dieters Silver Trumpet" und der "Song for HiGi", eine mitreißende Swingnummer. Denn es gehört zur guten Tradition der Gerodaer, dass für jedes Mitglied "ab 50" zu runden Geburtstagen ein eigenes Stück komponiert und arrangiert wird. In diesen Genuss kam heuer übrigens auch Dirigent Scholz selbst, der 2015 sein 60. Wiegenfest feiern konnte. Für die Darbietung von "Jo 60" ließ es sich Tochter Sabine Scholz nicht entgehen, eigenhändig den Taktstock zu übernehmen. Stolz und sichtlich gerührt konnte der Papa beobachten, dass auch sein Mädchen die Truppe schon gut im Griff hat.
Die Rhöner blicken aber auch durchaus über den Tellerrand hinaus. So ließ Joachim Scholz noch einmal den Besuch beim "Woodstock der Blasmusik" in der österreichischen Ortschaft Ort im Innkreis Revue passieren. Bei dem viertägigen Freiluftfestival beteiligten sich 5000 Musiker am Gesamtspiel der Gäste. Und wie ein roter Faden zog sich abends im vergangenen Juni "Hey Jude" von den Beatles durch die Geräuschkulisse auf dem Veranstaltungsgelände. Natürlich wurde dieser Song auch im Staatsbad gespielt. "Wir bringen die kurze Version", so der Dirigent mit einem Augenzwinkern, "in Österreich hat das über drei Stunden gedauert".
Wie engagiert auch schon die Jüngsten bei der Sache sind, machte der Auftritt der "Mini-Kings" unter der Leitung von Manuela Möller deutlich. Der musikalische Nachwuchs wusste mit "The Groovemeister" und dem Cup-Song inklusive Becherstapler-Einlage zu begeistern.
In die Zeiten des Italo-Westerns zurück versetzt fühlten sich die Konzertgäste bei einem Potpourri mit Filmmusik des Komponisten Ennio Morricone. Ans Gemüt ging einer Reihe von Zuhörern "Wenns'd a Herz hast wia a Bergwerk", der Klassiker schlechthin des österreichischen Liedermachers Reinhard Fendrich. Bei seinen Jahreskonzerten hat es sich das Jugendblasorchester Scholz zur Aufgabe gemacht, einen besonderen Teil des Programms den jeweils in den vergangenen zwölf Monaten verstorbenen Musikern zu widmen. Diesmal galt die Reminiszenz einigen ganz Großen der Branche, die sich in recht unterschiedlichen Stilrichtungen einen Namen gemacht hatten. So erinnerten die Gerodaer sowohl an Slavko Avsenik mit einem "Stelldichein auf Oberkrain" als auch an James Last mit einer Polka-Party im "Happy Sound". Beim Medley mit Titeln von Udo Jürgens gab Philipp Wirth eine ausdrucksstarke Gesangseinlage. Dazu hatte er einen Bademantel übergeworfen, durchgängig Udos Markenzeichen zum Ende jedes einzelnen seiner unzähligen Tourneeauftritte.