Druckartikel: Staubiger Spatenstich für neues Werk IV von Hanse Haus in Oberleichtersbach

Staubiger Spatenstich für neues Werk IV von Hanse Haus in Oberleichtersbach


Autor: Steffen Standke

Buchrasen, Freitag, 22. April 2022

37 Millionen Euro investiert die Firma Hanse Haus in eine neue Werkhalle am Standort Buchrasen. Warum die Entscheidung dafür nicht einfach war und was das den Menschen in der Region bringt.
Noch mehr Sand: Auf dem staubigen Baugelände des künftigen Werks IV von Hanse Haus in Oberleichtersbach erfolgte der offizielle Spatenstich mit (von links) Hans-Ulrich Hoßfeld vom Ingenieurbüro Hoßfeld & Fischer, Bürgermeister Dieter Muth, Landrat Thomas Bold, Hanse-Haus-Geschäftsführer Technik Marco D'Agostino, Marco Hammer (Vorsitzender der Geschäftsführung), Christian Garke (Kaufmännischer Geschäftsführer) und Betriebsratsvorsitzender Christian Limpert. Foto: Steffen Standke


Die Bagger und Walzmaschinen - sie ziehen ihre Bahnen über die staubtrockene Fläche des ehemaligen Sägewerks Vorndran am Buchrasen. Mal für 'nen Offiziellen unterbrechen? Geht bei dem eng getakteten Zeitplan nicht. Und so müssen die Offiziellen an den Baucontainern nebenan damit leben, dass ihnen der Wind reichlich Sand herüberweht. Was die Stimmung nicht trübt. Denn es gilt, ein Großprojekt zu feiern.

37 Millionen Euro investiert die "Hanse" in ein neues Werk im Industriegebiet am Oberleichtersbacher Buchrasen. Die Zahlen, die Projektleiter Jochen Röll dazu nennt, sind beeindruckend. Insgesamt umfasst das Grundstück 115.000 Quadratmeter; die künftige Produktionshalle IV für Dach- und Deckenelemente nimmt davon 10.000 Quadratmeter ein.

Obwohl das beträchtliche Ausmaße sind, wird das Gebäude nicht weithin sichtbar sein. Es trägt ein Satteldach, dessen Oberkante an seiner höchsten Stelle elf Meter über Bodenniveau misst.

1000 Quadratmeter des Werksgeländes hat der Planer für Büro- und Technikräume sowie den Sozialtrakt reserviert. 27.000 Quadratmeter stehen als Lagerplatz und für Lkw-Stellflächen zur Verfügung.

Noch in der letzten Aprilwoche beginnen die Bauleute mit dem Gießen der Fundamente. Letztendlich entsteht eine riesige Bodenplatte, auf der ab Juli der Stahlhallenbau emporwachsen soll. Schon vorher, im Mai oder Juni, wird der Sozialtrakt begonnen.

Im Juni 2023 soll nach dem großen Plan die Produktion in Werk IV beginnen. Allerdings wird dann noch im benachbarten Werk II umgebaut, sodass die volle Kapazität erst im 1. Quartal 2024 gefahren werden kann.

Dann sollen in Oberleichtersbach statt heute 900 rund 1200 Fertighäuser pro Jahr hergestellt werden - eine Steigerung der Produktion um 30 Prozent, informierte Marco D'Agostino, technischer Hanse-Geschäftsführer, vor Ort. Dafür würden 250 bis 260 neue Mitarbeiter gesucht.

Kampf für Standort Oberleichtersbach

Dass "die größte Investition, die wir in den vergangenen Jahren angestoßen haben", am Buchrasen erfolgt, ist laut dem Vorstandsvorsitzenden Marco Hammer kein Selbstläufer gewesen. Im Gegenteil: Dem sei "ein ganz schöner Kampf" vorausgegangen. Man habe die Haupteigentümer von Goldman Sachs überzeugen müssen, warum man in der Rhön und nicht in Brandenburg, Polen oder Tschechien baue. Schließlich gehe es bei Entscheidungen im globalen Wettbewerb um Rentabilität und (Personal-)Kosten.

"Den Ausschlag gegeben haben die kurzen Wege und die guten Erfahrungen mit den Mitarbeitern hier, auch die gute Kooperation mit dem Betriebsrat", sagt Hammer. Die Kosten für Halle und Maschinen hier entsprächen in etwa denen im Ausland. Allerdings, ergänzt Marco D'Agostino, besitzen ausländische Standorte einen logistischen Nachteil gegenüber der Rhön: 90 Prozent der Hanse-Fertighäuser würden in Deutschland aufgebaut. Jedes Haus muss auf vier Lkw herangeschafft werden.

Marco Hammer ist froh, dass die Entscheidung pro Oberleichtersbach ausgefallen ist. "Wir glauben an die Rentabilität und Verlässlichkeit des Standorts."

Natürlich freut sich auch Bürgermeister Dieter Muth (Aktive Wählergemeinschaft). "Für die Gemeinde ist es wichtig, dass ein Unternehmen wie die Hanse unserer Region erhalten bleibt." Die Zusammenarbeit funktioniere; die Firma habe bei ihren Erweiterungsplänen mit offenen Karten gespielt. Im Gemeinderat habe diesbezüglich positive Stimmung geherrscht.

Muth ist auch froh, "dass das bestehende Gewerbegebiet weiter genutzt wird", womit er die Flächen des Sägewerks Vorndran meint. Dies sei besser, als außerhalb etwas neu zu entwickeln.

Landrat: Hanse als Vorzeigeunternehmen

Landrat Thomas Bold (CSU) bezeichnete beim Spatenstich die Hanse als "Vorzeigeunternehmen mit Strahlkraft über die Region hinaus". Nach der Erweiterung werde sie "das größte mittelständische Unternehmen im Landkreis". Er dankte den regional Verantwortlichen, den globalen Eigentümer überzeugt zu haben, vor Ort zu investieren. Es sei eine weitere Stärkung des Bauhauptgewerbes, ergänzte er gegenüber dieser Redaktion.

Das Landratsamt habe Hanse Haus "mit unseren Möglichkeiten unterstützt". Man habe Verfahren zügig zur Genehmigung gebracht.

Marco Hammer weiß diese Unterstützung zu schätzen, vor allem aus der Zeit, als man sich mit dem Besitzer des Sägewerks Vorndran noch nicht einig war. Damals habe die Hanse auch nach anderen Standorten für ihr Werk IV geschaut - in Wildflecken, Schondra und Hammelburg.

Hammer bezeichnet es als nicht leicht, die für die Erweiterung benötigten 250 Mitarbeiter in der Region zu finden. "Aber wir haben es in den vergangenen zehn Jahren geschafft, von 500 auf mehr als 1000 zu wachsen. Da schaffen wir das auch noch", gibt er sich überzeugt. Natürlich brauche es dafür attraktive Modelle. Und die Hanse bilde jetzt schon mehr als 60 junge Menschen aus.