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Stadtfest light in Bad Brückenau - kein großer Wurf


Autor: Steffen Standke

Bad Brückenau, Montag, 27. Juni 2022

Die 39. Ausgabe des Bad Brückenauer Feierwochenendes - sie war eine besondere, nicht nur wegen der kurzen Vorbereitungszeit. Am Ende fällt das Fazit der Beteiligten durchwachsen aus. Die meisten haben einen speziellen Wunsch.
Diese Verbindung aus FC Bad Brückenau und 1. SV Römershag fand sich beim 39. Stadtfest im Siebenerpark zusammen. Insgesamt war die Bilanz der Veranstaltung durchwachsen. Foto: Steffen Standke


Wenn Michael Schneider vom Samstagabend auf dem Bad Brückenauer Sinnauplatz spricht, gerät er ins Schwärmen: "Die Besuchermenge war gigantisch." Leider kann der Schriftführer des 1. SV Römershag (SVR) dergleichen nicht übers gesamte Stadtfest sagen, dass dieses Jahr mit dem Zusatz "light" firmierte. Auch andere Beteiligte - Vereinsvertreter wie Geschäftsleute - ziehen eine durchwachsene Bilanz. Und es lag nicht nur am Wetter.

Der SVR und die Handballer des FC Bad Brückenau teilen sich traditionell die Bewirtung der Besucher an den beiden Stadtfest-Musikbühnen - der SVR am Sinnauplatz und die FCler auf dem Markt. Die Einnahmen sind wichtig, um das Vereinsleben - speziell die Jugendarbeit - aufrechtzuerhalten.

Nur: Beim "Stadtfest light" fiel die Bühne auf dem Marktplatz weg; nur die an der Sinnaustraße stand bereit. Am Freitagabend und Sonntag kümmerten sich deswegen die FC-Handballer um die Bewirtung, am Samstag der SVR.

Dessen 2. Kassier Gunther Schwarz war angesichts der Einnahmen durch die hohe Besucherzahl zufrieden. Er sagt aber auch: "Uns fehlt definitiv der zweite Tag", wie er dem Verein sonst beim Stadtfest zur Verfügung gestanden hatte.

Sein Vorstandskollege Michael Schneider wurde nach eigenen Worten am Samstag mehrfach angesprochen, dass für die Jugend nichts da war, dieser ihre Bühne genommen worden war. Seit vielen Jahren hatte sich am Sinnauplatz die Jugendbühne etabliert, auf der meist elektronische Musik zu hören war. Diesmal spielte Freitagabend die musikalisch breit gefächerte, eher traditionelle "FeieraBÄND", am Sanstag Ac©oustic Jam.

Der SVR hatte laut Schneider für die Jugendbühne im Vorhinein ein Konzept fertig und die Gruppen für Freitag und Samstag gebucht. "Doch dann mussten wir umplanen, weil nur eine Bühne zur Verfügung stand."

Vorlaufzeit war zu kurz

Sowohl Schneider als auch Schwarz sind sich einig, dass die Vorlaufzeit fürs Stadtfest sehr kurz war. Es sei kaum möglich gewesen, Bühnen-Acts zu organisieren, vor allem für den Samstagnachmittag. Dass die Karnevalisten mit einem Faschingsumzug einsprangen, sei schon ein Kompromiss gewesen, so Schneider. Dass dieser samt den Tanzeinlagen befreundeter Garde-Gruppen ausfiel, kostete den Sinnplatz sicher einige Besucher.

Ähnlich wie die SVR-Verantwortlichen äußert sich FC-Organisator Markus Rüttiger . "Das Wetter hat uns nicht so in die Karten gespielt." Am Freitag habe es geregnet; dennoch seien die Besucher danach wiedergekommen. Am Sonntag mieden die Gäste dem Sinnauplatz weitgehend, auch wegen der Hitze. Zudem empfand Handballer Rüttiger die Werbung als zu wenig. Es habe nicht einmal ein richtiges Programmheft gegeben. Die Bilanz - auch in finanzieller Hinsicht - nennt er "durchwachsen". Bei den FC-Fußballern im Siebenerpark boomte es hingegen während des Stadtfestes augenscheinlich wie eh und je.

Für Karl Veit und die Bad Brückenauer Reservistenkameradschaft ist das Stadtfest light "sehr gut gelaufen. Wir konnten uns gut präsentieren." Und das, obwohl kaum Werbung für den Stand der Gruppierung gegenüber der Sparkasse gelaufen sei, so der Stellvertretende Vorsitzende. "Viele wussten gar nicht, dass wir da waren."

Eigentlich brutzelten die Reservisten ihre Steaks stets beim Parkfest im Staatsbad; beim Stadtfest waren sie nur in den Anfangszeiten in den 1980er-Jahren dabei. Doch das Parkfest findet - Stand heute - nicht mehr statt. Nun waren die Steaks eben in der Stadt ein Renner.

Dergleichen lässt sich vom Angebot des Regionalmarktes nicht behaupten. Weswegen Mark Decker von der zuständigen Interessengemeinschaft sagt: "Der Regionalmarkt wird bei einem weiteren Stadtfest nicht mehr dabeisein."

Eigentlich habe man das Marktgeschehen eh während des Feierwochenendes aussetzen wollen. Man habe nicht gesehen, dass die Gäste des Stadtfestes auch Kunden des nachhaltigen Marktes sein könnten - und mitunter größere Einkäufe durch die Stadt schleppen würden. "Die Stadt hat uns dennoch gebeten, ob wir nicht teilnehmen können."

Doch am Ende lockten weder das Stadtfest an sich noch eigens engagierte "Walking Acts"-Künstler am Samstag zwischen 10 und 13 Uhr genügend Kundschaft für den Regionalmarkt in die Ludwigstraße.

Was die Beteiligten eint ist der Wunsch nach einem "normalen Stadtfest", eines mit zwei Bühnen und "Rahmenbedingungen, die nicht erst vier bis sechs Wochen vorher feststehen", wie es Markus Rüttiger formuliert. Laut dem städtischen Geschäftsleiter Michael Worschech soll es 2023 zumindest die Bühne auf dem Marktplatz wieder geben.