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Stadt braucht Geld, keine Beratung


Autor: Marion Eckert

Bischofsheim an der Rhön, Freitag, 01. Juli 2022

Bischofsheim will Modellgemeinde werden. Bürgermeister Georg Seiffert schreibt deshalb an den Bundeswirtschaftsminister Habeck und den bayerischen Ministerpräsidenten Söder.
dDe Stadt Bischofsheim will Modellgemeinde für erneuerbare Energie werden. So hat die Stadt schon länger ein Konzept, das Photovoltaikanlagen, wie hier in einem Feriendorf, sogar in der Altstadt möglich macht.


Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder dürfen sich auf Post aus dem Bischofsheimer Rathaus freuen. Bürgermeister Georg Seiffert will sich an die beiden Politiker persönlich wenden. Die Stadt Bischofsheim soll als Modellgemeinde für erneuerbare Energie ausgewählt werden und zwar für eine direkte Projektförderung. Seiffert gefällt nämlich die Art und Weise nicht, wie die Regierung die Energie- und Klimawende anpackt und die Fördermittel verteilt.

"Gefördert werden Beratung und Konzeption". Das hält Seiffert für den falschen Ansatz. "Wir in Bischofsheim brauchen keine Beratung mehr. Uns muss niemand überzeugen. Wir sind alle bereit. Was wir brauchen ist Geld direkt für Projekte - für die Bürger und die Stadt."

Er verweist auf Aufgaben der jüngsten Vergangenheit. Ob Lockdown, Teststation oder Unterstützung für Kriegsflüchtlinge, stets seien die Kommunen aufgerufen tätig zu werden. "Machen wir ja gerne", betonte Seiffert. Gleiches gelte für das Energiethema, sei es bei Einsparmöglichkeiten wie auch Energieerzeugung aus regenerativen Energien. "Wir haben die Wichtigkeit längst erkannt. Wir in Bischofsheim sparen schon Flächen und betreiben Artenschutz." Das alles sei in Bischofsheim eine Selbstverständlichkeit.

Auch die Bevölkerung habe erkannt, wie wichtig das Thema Energie sei. Längst sei es auch in Bischofsheims historischer Altstadt möglich Photovoltaik auf die Dächer zu bauen. "Wir überlegen wo es klug und sinnvoll ist."

Von der angepriesenen Energiewende der Bundesregierung habe sich Seiffert mehr und konkretere Förderungen versprochen. "Es gibt keine nennenswerte Förderung. Die Anreize sind nicht so, wie wir das gewohnt sind." Was bisher gefördert werde - eben Beratung und Konzeptionserstellung - sei nichts, das zielgerichtet investiert werden könne. In seinem Schreiben an Söder und Habeck schlägt Seiffert Bischofsheim als Modellgemeinde vor, und zwar ohne den Zwischenschritt der Beratung und Konzeptionen, sondern mit einer direkten Förderung für konkrete Projekte "Die Gelder sollen direkt eingesetzt werden. Denn für diese Investitionen fehlt uns das Geld."

Hoffen auf die Chance

Seiffert möchte sich mit diesem Ansinnen dem Wettbewerb stellen. "Nach fünf Jahren sehen wir wer effektiver ist. Kommunen mit Beratungen oder wir, die wir einfach machen. Ich hoffe, dass man uns die Chance gibt und wir können es beweisen." Natürlich soll das Geld nicht "hinaus geworfen werden", mit Ziel und Sparsamkeit seien das Gebot. Die Stadt habe ihr eigenes Energiekonzept, das überdacht und verbessert werde. Dazu gehöre eben auch, dass Photovoltaik im Ensembleschutz der Altstadt möglich ist.

"Der Allgemeinglaube, das geht nicht, stimmt nicht. Es gibt Möglichkeiten." Wichtig sei, das Projekt vorher mit der Stadt abzustimmen.

Ein wichtiger Partner sei hierbei auch das Überlandwerk Rhön. Geschäftsführer Roland Göpfert stellte den Stadträten die Eckdaten der Deutschen Energiewirtschaft vor. Er gab grundsätzliche Informationen zur Energieversorgung, klärte Begrifflichkeiten und ging ausführlich auf die Netzsituation in Deutschland ein. Anhand praktischer Beispiele zeigte er auf, dass der Ausbau erneuerbarer Energien auch einen Netzausbau notwendig mache und was ein Netzausbau konkret für Gemeinden und Städte und die Bevölkerung bedeute. Ausdrücklich betonte Göpfert, dass dies keinesfalls ein Argument gegen die Energiewende sei, vielmehr wollte er deutlich machen, dass es nicht alleine mit dem Bau von Energieerzeugungsanlagen getan sei, sondern das Gesamtsystem gesehen werden müsse.