Stachlige Schönheiten der Rhön dringend gesucht
Autor: Redaktion
Bad Brückenau, Dienstag, 05. Oktober 2021
Das Rhönschaf lässt sie einfach links liegen. Wanderer sollten sie aber beachten, denn die bayerische Verwaltung des Biospärenreservats Rhön will wissen, wo über all Gold- und Silberdisteln vorkommen.
Das Unesco-Biosphärenreservat Rhön zeichnet sich durch seine einzigartige, über die Jahrhunderte entstandene Kulturlandschaft aus. Wiesen und Weiden prägen das "Land der offenen Fernen" und bringen durch ihre vielfältigen Landschaftsstrukturen eine hohe Artenvielfalt mit sich. "Tierische Landschaftspfleger" wie Rhönschafe sorgen dafür, dass die offenen Flächen erhalten bleiben.
Dem Rhönschaf schmeckt's nicht
Doch was dem Rhönschaf nicht schmeckt, frisst es nicht - zum Glück, muss man im Falle von Silberdistel und Golddistel sagen. Um eine Übersicht über die Verbreitung dieser Pflanzen in der Rhön zu bekommen, sind alle aufgerufen, Beobachtungen der beiden Arten zu melden, teilt die Verwaltung des Biosphärenreservats mit.
Die Silberdistel (Carlina acaulis) gilt als Charakterpflanze der Rhön und wird daher vielerorts auch Rhöndistel genannt. Sie hat einen silbrig-weiß glänzenden, strohigen Blütenkopf mit einem Durchmesser von bis zu zehn Zentimetern. Die Blätter wachsen in einer Rosette, sind tief eingeschnitten und haben an den Spitzen kleine, stechende Dornen. Einige Exemplare haben einen roten Stängel mit bis zu 40 Zentimeter Länge, während andere stängellos auf dem Boden aufliegen. Die Silberdistel ist vor allem auf beweideten Magerrasen, an besonnten Hängen und den Rändern von Gebüschen zu finden. Im vertrockneten Zustand kann sie mit der Stängellosen Kratzdistel verwechselt werden - diese hat im Gegensatz zur Silberdistel aber keinen roten Stängel.
Nektarpflanzen für Insekten
Die Golddistel (Carlina vulgaris) hat goldgelb glänzende, strohige Blütenköpfe von etwa zwei Zentimeter Durchmesser, von denen an einem Stängel mehrere zu finden sein können. Im Winter können die Blütenköpfe auch braun erscheinen. Die Laubblätter verteilen sich entlang des Stängels und sind wellig und stachelhaarig. Auch die Golddistel ist auf Magerrasen zu finden, wobei diese nicht unbedingt beweidet sein müssen. Außerdem ist sie an Weg- und Waldrändern sowie auf Bergweiden zu finden.
Da die Landschaft im Spätsommer schon recht arm an blühenden Pflanzen ist, haben Silberdistel und Golddistel mit ihrer späten Blühzeit von Juli bis September eine große Bedeutung als Nektarpflanzen für viele Insekten.
Im trockenen Zustand bleiben die beiden Arten bis ins nächste Frühjahr hinein stehen, weswegen man sie auch noch spät im Jahr beobachten kann. An feuchten Tagen schließen sich die Hüllblätter der beiden "Wetterdisteln", während an trockenen Tagen die komplette Blütenpracht erkennbar ist. Beide Arten gelten als Magerkeitszeiger und deuten auf wertvolle kulturell geprägte Lebensräume hin, in denen es auch weitere seltene Pflanzen mit ähnlichen Ansprüchen gibt.
Vor allem auf beweideten Flächen können sich die beiden Distelarten ausbreiten, da Rhönschafe und andere Weidetiere sie aufgrund ihrer stacheligen Blätter stehen lassen. Regelmäßige Düngung oder Mahd hingegen würde dazu führen, dass Silberdistel und Golddistel von einer Fläche verschwinden.