Spähtrupp auf dem Wasser
Autor: Marion Eckert
Zeitlofs, Mittwoch, 15. Juni 2022
Reservisten und US-Soldaten übten im Landkreis Bad Kissingen und Main-Spessart. Warum das Basislager in Zeitlofs war und was Blue Guns sind.
Möglichst einsatznah trainieren - das war eines der Ziele der Übung der Reservistenkameradschaft Hosenfeld in der Kreisgruppe Osthessen. 25 Teilnehmer, darunter vier aktive US-Soldaten aus Wiesbaden, nahmen an der Übung "Südsprung" in Zeitlofs teil. Es war das erste Mal, dass Zeitlofs für eine solche Realitätsnahe Übung als Standort ausgewählt wurde. Björn Wawerzinek (Stabsunteroffizier der Reserve) und Rolf Pauthner (Oberleutnant der Reserve (Ausbildung) stammen beide aus Zeitlofs, leben heute aber im Kreis Fulda. Ihren engen Kontakten zum Zeitlofser Sportverein und Bürgermeister Matthias Hauke war es zu verdanken, dass sie unkompliziert und gastfreundlich in Zeitlofs aufgenommen wurden.
Die Reservisten kamen aus Niedersachsen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und im Schwerpunkt aus Hessen, in erster Linie aus dem Kreis Fulda. "Drei Tage lagen wir im Biwak im Feldlager in Zelten in Zeitlofs", berichtete Rolf Pauthner, der im Zivilberuf als Oberstudienrat für Geschichte, Deutsch und Politik an einer Fuldaer Schule ist. Strom, Wasser, Sanitäranlage, Terrasse und Zeltwiese stellte der Sportverein zu Verfügung.
Anlanden und sichern
Zur militärischen Ausbildung "Überqueren von Gewässern und Einschnitten" ging es nach Gräfendorf, von wo es in drei Booten auf der Saale über Wolfsmünster und Schonderfeld bis zum Aufstiegsplatz an der Saalemündung in den Main in Gemünden ging. Auf dem Weg dorthin hat die Gruppe mehrere Ausbildungsinhalte in Stationen durchlaufen, darunter Erkunden und Anlage von Übergangsstellen, Anlanden und Sichern, Antriebsarten im Schlauchboot auf dem Wasser sowie Spähtrupp auf dem Wasser und militärische Symbole und Taktik.
Geübt hat die Gruppe zudem mit sogenannten "Blue Guns", dies sind originalgetreue Nachbauten der Standardhandwaffe der Bundeswehr, dem G36, allerdings vollständig aus Kunststoff, damit nicht funktionsfähig, und in blau. So konnte einsatznah ausgebildet und trainiert werden.
Die hinsichtlich ihrer lokalen, beruflichen und militärischen Herkunft - von Panzergrenadieren über Artilleristen, Sanitäter, Aufklärern und Jägern bis hin zu Cyberspezialisten - heterogene Truppe (vom Unteroffiziere bis hin zu Stabsoffizieren, darunter ein Oberst, vom Student über den Koch, den Techniker, Rechtsanwalt bis hin zum Hochschuldozenten sowie zu Lehrern) erlebte ein vielseitiges, anspruchsvolles, kräftezehrendes und herausforderndes Ausbildungswochenende im Sinn- und Saaletal, aber auch ein geselliges und vor allem kameradschaftliches Miteinander.
Rolf Pauthner berichtete von zahlreichen Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung. "Wir konnten uns austauschen und haben dabei durchweg sehr aufgeschlossene, interessierte und positiv gestimmte Reaktionen erhalten. Die angespannte internationale Lage und die aktuelle öffentliche Diskussion über die Rolle und um die Ausstattung unserer Bundeswehr sowie den Beitrag der Reservisten zur Auftragserfüllung im Falle der Landes- und Bündnisverteidigung haben inzwischen zu einer anderen Wahrnehmung der Bundeswehr im Bewusstsein der Bevölkerung geführt."
Positive Stimmung
Die einheimische Bevölkerung sei dabei dem Engagement der "Staatsbürger in Uniform" sehr positiv gewogen. "Besonders, weil wir als Reservisten allesamt unsere Freizeit für solche Ausbildungsvorhaben widmen, sonst aber zivilen Berufen nachgehen. Dort ein aufmunternder Zuspruch von Kanuten auf dem Wasser, dort die Daumen hoch von Campern auf dem Campingplatz in Gemünden oder die Einladung zum erneuten Besuch im kommenden Jahr von Sportverein und Bürgermeister in Zeitlofs - als Reservisten mit Wurzeln in der Region sind wir auf enormes Wohlwollen und Herzlichkeit gestoßen."